Noch immer rätseln Forscher über den plötzlichen Kindstod. Nun sind sie der Lösung ein Stück näher

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Sie sterben im Schlaf. Still. Ohne, dass die Eltern etwas mitbekommen: Jedes Jahr sind in Deutschland rund 80 Säuglinge von plötzlichem Kindstod betroffen, vor 30 Jahren waren es noch mehr als 1000. Sie hören einfach auf zu atmen, ohne dass zuvor eine Krankheit vorlag oder es einen anderen erkennbaren Grund gibt. Woran das liegt, ist bis heute ein Rätsel. Allerdings weiß man inzwischen, dass die Schlafposition sowie Passivrauchen eine Rolle dabei spielen können. Ein US-Forschungsteam hat nun auch eine mögliche biologische Ursache für das Kindstodsyndrom gefunden – und die liegt im Gehirn.

Ein Brief an …
… meine Tochter, die nur 40 Tage alt wurde

Für ihre Studie untersuchte das Team um Robin Haynes mithilfe von Gewebeproben aus dem San Diego Medical Examiner's Office die Hirnstämme von 70 Säuglingen, die zwischen 2004 und 2011 gestorben waren – und fand heraus: Der Serotonin-2A/C-Rezeptor war bei 58 der betroffenen Säuglinge verändert. In der Vergleichsgruppe trat dies dagegen nur in zwölf Fällen auf. Durch diese Anomalie könne das Serotonin nur noch in verringertem Maße gebunden werden, heißt es in der Studie, die im Fachmagazin "Journal of Neuropathology & Experimental Neurology" erschienen ist.

Aus vorangegangen Untersuchungen mit Nagetieren sei bekannt, dass Serotonin-2A/C-Rezeptor eine entscheidende Rolle bei der Atmung im Schlaf spielt, schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. "Bei Nagetieren trägt die Aktivierung des Rezeptors zum Wachwerden und zur Atemkontrolle bei und dies schützt das Gehirn vor Sauerstoffmangel im Schlaf." Wenn der Rezeptor nicht korrekt ausgebildet sei, könnte dies diesen Schutzmechanismus schwächen oder sogar ausfallen lassen.

Um vor plötzlichen Kindstod vorzubeugen: „3-R-Faustregel“ befolgen

Wie die Rezeptoranomalie mit der Atemkontrolle bei den Säuglingen genau zusammenhängt, müssten jedoch weitere Studien untersuchen, schreibt das Forschungsteam. Problematisch dabei sei, dass die subtilen Anomalien der Serotonin–Andockstellen im Hirnstamm bisher nur in Gewebeproben erkennbar sind. "Im Moment haben wir noch keine Möglichkeit, Kinder mit solchen biologischen Anomalien im Serotoninsystem zu erkennen", so Hayes.

Deshalb rät er Eltern weiterhin, die Richtlinien für einen sicheren Schlaf von Kindern unter einem Jahr zu beachten. Denn inzwischen weiß man: Das Schlafen in Bauchlage ist ein deutlicher Risikofaktor für den plötzlichen Kindstod. Die Rückenlage ist laut Experten die sicherste Schlafposition für das Baby. Auf Kissen, Felle oder Kuscheltiere sollte im Babybett besser verzichtet werden, denn sie erhöhen nur die Gefahr, zu ersticken. "Förderlich ist zudem, wenn die Kinder im eigenen Bett, aber im Elternschlafzimmer schlafen", sagt Eike Eymers, Ärztin im AOK-Bundesverband. So könnten die Eltern schneller merken, wenn der Säugling unregelmäßig atme.

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Auch Überhitzung kann das Risiko für den plötzlichen Kindstod steigern. Die optimale Raumtemperatur zum Schlafen liegt zwischen 16 und maximal 20 Grad Celsius. Ungünstig wirkt sich auch Rauchen aus: Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft geraucht haben, und Säuglinge mit mindestens einem in der Wohnung rauchenden Elternteil, haben ein erhöhtes Risiko für den plötzlichen Kindstod. Gut merken lassen sich die Regeln laut AOK mit der "3-R-Faustregel": Rückenlage – Rauchfrei – Richtig gebettet.

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