Gürtelrose-Impfung reduziert Demenz-Risiko drastisch

Noch immer ist die Ursache für Demenz mit der häufigsten Unterform Alzheimer nicht abschließend geklärt. Zuletzt untersuchten mehrere Studien die Rolle von Viren und Bakterien. Eine Preprint-Studie hat nun den Zusammenhang von Gürtelrose-Impfung und Demenz untersucht – mit deutlichem Ergebnis.

In Deutschland leben nach jüngsten Schätzungen rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Die meisten von ihnen sind von Alzheimer betroffen. Die Forschungen dazu laufen auf Hochtouren, denn noch immer sind die genauen Ursachen der unheilbaren Krankheit nicht abschließend geklärt. Zuletzt verdichteten sich die Hinweise, dass Herpes-Viren Demenz möglicherweise begünstigen.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Stanford University sowie der Universitäten Heidelberg, Mainz und Wien haben nun den kausalen Zusammenhang zwischen einer Gürtelrose-Impfung und Demenz untersucht.

Gürtelrose (Herpes Zoster)

Gürtelrose wird vom Windpocken-Virus (Varizella-Zoster-Virus) ausgelöst und verursacht Hautrötungen, Bläschen und Juckreiz. Sie trifft jeden dritten Erwachsenen im Laufe seines Lebens – und heilt meist nach wenigen Wochen von selbst wieder ab. Allerdings kann sie auch zu chronischen Nervenschmerzen führen. Die Stiko empfiehlt deshalb insbesondere älteren Menschen eine Impfung.

Dafür diente ihnen Wales als ideales Forschungsterrain. Dort wurde die Berechtigung für eine Gürtelrose-Impfung (Zostavax) nämlich vom Geburtsdatum abhängig gemacht. Wer vor dem 2. September 1933 geboren wurde, hatte keinen Anspruch auf eine Impfung und blieb auch ein Leben lang davon ausgeschlossen. Wer nach dem 2. September 1933 geboren wurde, war dagegen impfberechtigt.

Gürtelrose-Impfung verringerte Demenz-Wahrscheinlichkeit um knapp 20 Prozent

Die Forschenden werteten für ihre Untersuchung landesweite Daten über Impfungen, Arztbesuche und Sterbeurkunden aus. Das machte zunächst eine Probandenzahl von über 290.000 Menschen aus (alle krankenversicherten Waliser, entspricht 98 Prozent der Bevölkerung). Ausgenommen wurden knapp Menschen mit einer Demenz-Diagnose. Damit konnten noch immer die Daten von 282.541 Individuen untersucht werden.

Ihr Ergebnis: Eine Gürtelrose-Impfung verringerte die Wahrscheinlichkeit einer Demenzdiagnose um 19,9 Prozent und zwar in den folgenden sieben Jahren. Weitere Analysen ergaben, dass die Schutzwirkung des Impfstoffs bei Frauen deutlich stärker war als bei Männern.

„Unsere Ergebnisse deuten stark auf eine wichtige Rolle des Varizella-Zoster-Virus bei der Entstehung von Demenz hin“, resümieren die Forschenden.

Einschränkung: Bei dieser Untersuchung handelt es sich um eine sogenannte Preprint-Studie. Das bedeutet, sie wurde noch nicht von Fachkollegen begutachtet. Erst nach dieser sogenannten Peer-Review und dem Einarbeiten oder Widerlegen der angemerkten Kritik kann eine Studie veröffentlicht werden.

Herpes-Viren erhöhen das Risiko für Alzheimer

Inzwischen deuten allerdings mehrere Studien darauf hin, dass es einen Zusammenhang zwischen Herpes-Viren und Alzheimer geben könnte. Neben dem Varizella-Zoster-Virus (VZV), das Windpocken (Varizellen) und Gürtelrose (Herpes Zoster) auslöst, spielt auch das Herpes-Simplex-Virus (HSV) eine Rolle, das Lippenherpes (HSV-1) und Genitalherpes (HSV-2) auslöst.

So wurden hohe Dichten dieser Viren in Amyloid-Plaques von Alzheimer-Patienten nachgewiesen. Forscher in Taiwan haben bei einer epidemiologischen Studie festgestellt, dass eine Infektion mit Herpes das Risiko für eine spätere Alzheimer-Erkrankung signifikant erhöht.

Auch eine Studie  der Tufts University zeigte, dass Herpesviren zur vermehrten Bildung von Alzheimer-typischen Botenstoffen und Proteinablagerungen im Gehirn führen können.

Viraler Doppelschlag: Wenn die viralen Erreger beider Krankheiten – das Herpes-Simplex-Virus und das Varicella-Zoster-Virus – im Gehirn zusammenkommen, kann dies ebenfalls die Bildung der Alzheimer-typischen Protein-Plaques anstoßen, wie eine US-Studie herausfand.

Gürtelrose-Impfung kann schützen

Eine schützende Wirkung scheint die Impfung zu haben. Wichtig ist der Schutz insbesondere im Alter. Durch das schwächer werdende Immunsystem sind Menschen ab 60 Jahren besonders gefährdet.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine Gürtelrose-Impfung

  • allen Personen ab 60 Jahren
  • allen Personen ab 50 Jahren, deren Immunsystem beispielsweise durch Krankheit, nach einer Knochenmark- oder Organtransplantation geschwächt oder durch Therapie unterdrückt ist
  • sowie allen Personen ab 50 Jahren mit einem schweren Grundleiden der Lunge, der Nieren oder des Darmes etc.

Da aber im häufiger auch jüngere Menschen, sei es wegen Stress oder in Folge einer schweren Infektionskrankheit, von Gürtelrose betroffen sind, raten viele Experten generell zu einer Impfung ab 50 Jahren und insbesondere bei geschwächtem Immunsystem.

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