Das Apothekensterben geht weiter. Bald wird die ABDA frische Daten zur Zahl der Betriebsstätten veröffentlichen. In Westfalen-Lippe und dem Saarland ist dies schon geschehen. Dort gab es Ende vergangenen Jahres 37 beziehungsweise neun Apotheken weniger als noch ein Jahr zuvor.
In Westfalen-Lippe ist nun im 18. Jahr in Folge die Zahl der Apotheken gesunken: Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) vermeldet für das Jahr 2022 einen Rückgang um 37 Betriebsstätten auf damit nur noch 1.760 Apotheken. Sieben Neueröffnungen an den Standorten Bad Wünnenberg, Coesfeld, Datteln, Iserlohn, Isselburg, Lübecke und Recklinghausen standen 44 dauerhaften Schließungen im Kammerbezirk gegenüber.
Jede vierte Apotheke ist eine Filiale
Auch der Trend zu immer größeren Betriebsstätten hält in Westfalen-Lippe an: Mehr als jede vierte Apotheke wird als Filiale geführt (473 Filialapotheken zum Stand 31. Dezember 2022). Somit stehen hinter den 1.760 Apotheken nur noch 1.286 Inhaber:innen. Dies sei der niedrigste Wert an Selbstständigen seit über 60 Jahren.
AKWL-Hauptgeschäftsführer Andreas Walter erklärt dazu: „Die aktuellen gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen muss jede Apothekerin und jeder Apotheker, der oder die darüber nachdenkt, sich selbstständig zu machen, als absolute Zumutung empfinden.“ Eine überbordende Bürokratie, sich wöchentlich verschärfende Lieferengpässe und das jüngste Spargesetz der Bundesregierung seien neben den Personalengpässen derzeit die größten Herausforderungen.
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„Derzeit gibt es in unseren Apotheken über 1.100 offene Stellen für Apothekerinnen und Apotheker, PTA und PKA,“ erklärt Walter. Das Verhältnis zwischen Stellensuchenden und offenen Stellen liege derzeit bei 1 zu 20. Verstärkt wirbt die Kammer daher inzwischen bei der „stillen Reserve“ innerhalb der Mitgliedschaft um eine Rückkehr in den Beruf, beispielsweise aus der Elternzeit. Weiterhin fordert sie einen Ausbau des Studienplatzangebotes, unter anderem auch an einem zusätzlichen Standort in Ostwestfalen.
Saarland: Bis zu 25 Kilometer bis zur nächsten Notdienst-Apotheke
Auch im Saarland geht es seit 18 Jahren abwärts mit der Apothekenzahl. 2022 haben laut der Apothekerkammer des Saarlandes neun Apotheken geschlossen – 273 Betriebsstätten waren es zum Jahresende noch. Im Schnitt versorgt eine Apotheke im Saarland rund 3600 Patientinnen und Patienten. Bundesweit kommen auf 100.000 Einwohner 22 Apotheken, das heißt eine Apotheke ist durchschnittlich für 4545 Kunden zuständig. Somit ist die Versorgung im Saarland noch etwas besser als im Bundesschnitt.
Trotzdem sei das Saarland inzwischen an dem Punkt angekommen, dass auch die Patienten den Rückgang deutlich zu spüren bekommen würden. Kammerpräsident Manfred Saar sagte: „Weniger Apotheken in Gänze bedeuten auch weniger notdienstbereite Apotheken. Gerade im nördlichen Saarland müssen sich Patienten darauf einstellen, zukünftig 25 Kilometer und mehr bis zur nächsten notdienstbereiten Apotheke zurücklegen zu müssen.“
Auch die Aussichten stimmen nicht sehr optimistisch. Von 221 Apothekeninhaberi:nnen im Saarland sind 80 über 60 Jahre alt. Doch der Nachwuchs fehlt. Immer weniger junge Apotheker:innen seien bereit, das wirtschaftliche Risiko einer Neugründung oder Übernahme einer Apotheke einzugehen, so die Kammer.
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