Ist dein Zahnfleisch entzündet, kann das Warnzeichen für Herzkrankheiten sein

Paradontitis zählt zu den häufigsten Erkrankungen in Deutschland. Neben dem Mund kann die Entzündung den ganzen Körper beeinträchtigen – und sogar zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Was Sie über die stille Krankheit wissen sollten.

Die Tendenz ist steigend: Laut Angaben der aktuellen Mundgesundheitsstudie sind bereits ab einem Alter von 35 Jahren 52 Prozent der Menschen von Parodontitis betroffen, unter den Senioren sind es dann schon 90 Prozent.

Die chronische Entzündung des Zahnhalteapparates verläuft schubweise, zerstört Gewebe und Knochen und führt so langfristig zur Lockerung und dem Verlust von Zähnen – von gesunden wie kranken. Das Problematische: Die auslösenden Bakterien und Entzündungsstoffe können über das Zahnfleisch in das Blut gelangen und so weitere Krankheiten auslösen.

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Parodontitis wirkt sich auf gesamten Körper aus

Bleibt die Parodontitis unbehandelt, kann sie sich entsprechend auf den gesamten Körper auswirken. Erste Studien belegen beispielsweise bereits den Zusammenhang zwischen Parodontose und der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. So erhöht die Erkrankung das Risiko für Schlaganfall, Herzinfarkt und Herzinsuffizienz.

„Parodontitis, eine Entzündung des Zahnhalteapparates, ist eine sogenannte stille Krankheit, die anfangs symptomlos verläuft und damit im Verborgenen sehr viel Unheil anrichten kann“, erklärt Romy Ermler, Vizepräsidentin der Bundeszahnärztekammer. Die Erkrankung werde bei der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen häufig vernachlässigt. Entsprechend hat der der Bundesverband der Niedergelassenen Kardiologen (BNK) und die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) eine Kooperation gestartet – um besser über die Zusammenhänge aufzuklären.

49 Prozent höheres Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall

Eine Studie aus Schweden belegt, dass Menschen mit Paradontitis ein durchschnittlich 49 Prozent höheres Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall in einem Zeitraum von sechs Jahren aufweisen als Menschen ohne Paradontose. Je schwerer die Zahnbetterkrankung, desto höher das Risiko.

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Daneben zeigt sich ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck. Eine britische Metaanalyse, die 81 internationale Studien zum Thema untersucht hat, zeigt, dass der durchschnittliche systolische Blutdruck von Menschen mit Parodontitis um 4,5 mmHg höher ist als bei gesunden Menschen. Auch der diastolische Blutdruck war im Vergleich zu Menschen mit gesundem Zahnfleisch durchschnittlich um 2 mmHg höher. Dabei erhöht ein Blutdruckanstieg von 5 mmHg das Sterberisiko durch Herzinfarkt oder Schlaganfall um 25 Prozent.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Paradontitis: ähnliche Risikofaktoren

Die Forscher nehmen an, dass die Parodontitis auslösenden Bakterien im Blutkreislauf Betroffener auf die Funktion der Blutgefäße Einfluss nehmen. Daneben weisen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Parodontose ähnliche Risikofaktoren auf. Dazu zählen:

  • Genetische Faktoren
  • Rauchen: Raucher haben im Vergleich zu Nichtrauchern ein zwei- bis siebenfach erhöhtes Risiko, an Parodontitis zu erkranken, da die körpereigenen Abwehrkräfte und die Durchblutung im Mundraum geschwächt werden. Daneben verzögert Rauchen die Wundheilung im Mund.
  • Diabetes: Hohe Blutzuckerwerte schwächen die Abwehrkräfte des Zahnhalteapparates, wodurch Entzündungen häufiger auftreten und schlechter ausheilen.
  • Psychischer Stress
  • Hormonelle Umstellungen z.B. Schwangerschaften
  • Krankheiten des Immunsystems z.B. Aids
  • Einnahme bestimmter Medikamente: Blutdrucksenkende Mittel; Medikamente, die Abstoßungsreaktion nach einer Organtransplantation verhindern sollen

Aufgrund der Parallelen sei es empfehlenswert, eine Parodontitis-Diagnose auch dem Hausarzt oder der Kardiologin weiterzuleiten.

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„Das frühzeitige Erkennen und die Behandlung einer Parodontitis sind wichtige Präventionsmaßnahmen, um Allgemeinerkrankungen entgegenzuwirken, die im schlimmsten Falle zum Tod führen können, zum Beispiel, wenn es zu einer schweren Entzündung der Herzklappen kommt“, fasst Ermler zusammen. „Im Patientengespräch kann die Frage nach der Zahngesundheit daher einen wichtigen Impuls zur Abklärung einer möglichen Parodontitis geben.“

Symptome: So erkennen Sie eine Parodontitis

Je früher eine Parodontitis erkannt wird, desto besser lässt sie sich behandeln. Zu den Symptomen der Erkrankung gehören:

  • anhaltendes Zahnfleischbluten
  • gerötetes, geschwollenes, bläulich verfärbtes oder schmerzendes Zahnfleisch
  • Zahnfleischtaschen: sichtbarer Spalt zwischen Zähnen und Zahnfleisch
  • schmerzempfindliche Zähne vor allem bei heißen und kalten Speisen
  • Zahnfleischrückgang
  • ständiger Mundgeruch

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