Prostatakrebs anhand des Urins nachweisen? – Heilpraxis

Neues Verfahren soll Diagnostik bei Prostatakrebs erleichtern

Prostatakrebs zählt zu den häufigsten Krebsarten. Bei Männern in Deutschland ist Prostatakrebs die dritthäufigste Todesursache. Eine frühe Diagnose kann die Prognose erheblich verbessern. Derzeit müssen sich Männer dazu jedoch einem schmerzhaften Verfahren unterziehen, welches selbst mit Risiken verbunden ist. Ein deutsches Forschungsteam entwickelt derzeit eine Methode, mit der Prostatakrebs mittels einer Urinprobe diagnostiziert werden kann.

Forschende der Universität Witten/Herdecke stellen eine neue Untersuchungsmethode für Prostatakrebs vor, die Sicherheit und Komfort für Betroffene verbessern kann. Dabei soll die sogenannte transrektale Stanzbiopsie, bei der Gewebeproben aus der Prostata entnommen werden, durch eine einfache Urinprobe ersetzt werden. Das Verfahren wurde kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Plos One“ vorgestellt.

Wie wird Prostatakrebs derzeit diagnostiziert?

Bei einem Verdacht auf Prostatakrebs wird als Standardverfahren eine transrektale Stanzbiopsie durchgeführt. Dieser kleine Eingriff ist für Betroffene nicht nur schmerzhaft, sondern auch mit einem geringen Risiko für Komplikationen wie beispielsweise Prostata-Entzündungen oder die Bildung von Blutgerinnseln in der Blase verbunden. Dennoch ist dieses Verfahren derzeit unumgänglich, um Prostatakrebs sicher zu diagnostizieren und von einer benignen Prostatahyperplasie (BPH) abzugrenzen, die ebenfalls häufig auftritt.

Urintest erspart Diagnose-Eingriff

Die Arbeitsgruppe um Lukas Markert und Dr. Andreas Savelsbergh von der Universität Witten/Herdecke (UW/H) hat nun die Grundlage für ein neues Verfahren entwickelt, bei dem mittels kleiner Erbgutfragmente aus dem Urin zwischen den beiden Erkrankungen unterschieden werden kann. Aus der Urinprobe des Patienten werden zu diesem Zweck Micro-RNAs (miRNA) und piwi-interacting-RNAs (piRNAs) gewonnen und vervielfältigt.

Erbinformationen im Urin auslesen

Diese kurzen Erbinformationsmoleküle regulieren das Abschreiben und den Transport von Gen-Informationen, können selbst aber keine Proteine übersetzen. In spezialisierten Laboren können die miRNA und piRNAs durch ein Verfahren namens „Next-Generation-Sequencing“ ausgelesen werden, was einen Rückschluss auf das Vorhandensein von Prostatakrebs zulässt.

Die Forschenden analysierten über 2.500 dieser kleinen RNAs und konnten ein Muster darin entdecken. Die Daten wurden selbstständig von dazu entwickelten Algorithmen des maschinellen Lernens durchforstetet. „Ändert sich die Zusammensetzung im Urin, spricht das scheinbar für oder gegen Prostatakrebs“, berichtet Lukas Markert. Dies könne sich als hilfreiches Diagnosekriterium in der Urologie etablieren.

Schmerz- und risikofrei

Die neue Diagnoseform ist sowohl schmerz- als auch risikofrei. „Wir sind froh über die deutlichen Ergebnisse unserer Untersuchung und hoffen, dass sie bald Anwendung finden können“, betont Markert. Er weist jedoch darauf hin, dass erst der Grundstein für die neue Methode gelegt wurde. Vor der breiten Anwendung müsse das Verfahren noch an einer größeren Patientengruppe getestet werden. (vb)

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