Neu entwickelter Bluttest sagt Alzheimer-Risiko voraus – Heilpraxis

Bluttest ermittelt Alzheimer-Risiko

Ein deutsch-niederländisches Forschungsteam berichtet von einem neuen Bluttest, mit dem sicher das Risiko ermittelt werden kann, innerhalb der nächsten sechs Jahre eine Alzheimer-Krankheit zu entwickeln. Getestet wurden Personen, die selbst erste kognitive Beeinträchtigungen bemerkten, aber bei denen noch kein Alzheimer diagnostiziert wurde.

Forschende an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) entwickelten einen Alzheimer-Bluttest, mit dem das persönliche Alzheimer-Risiko ermittelt werden kann. Der Test konnte unter 203 Personen mit kognitiven Einschränkungen diejenigen herausfiltern, die später tatsächlich eine Alzheimer-Krankheit entwickelten. Die Studienergebnisse wurden im Fachjournal „Alzheimer’s Research and Therapy“ präsentiert.

Infrarot-Sensor erkennt Alzheimer-Frühwarnzeichen

Der neue Test wurde an einer Kohorte von 203 Personen getestet, die zur Erforschung der Alzheimer-Krankheit medizinisch überwacht werden. Von allen Probandinnen und Probanden wurde zu Studienbeginn Blutproben entnommen. Die Blutproben wurden mit speziellen Infrarot-Sensoren analysiert, die die Fehlfaltung des Amyloid-beta (Aβ)-Peptids erkennen. Eine solche Fehlfaltung des Proteins ist mit der Entstehung von Alzheimer verbunden.

Fehlfaltung konnte Alzheimer-Krankheitsausbruch vorhersagen

Bei 22 der 203 Testpersonen detektierte der sogenannte Immuno-Infrarot-Sensor solche fehlgefalteten Aβ-Peptide. Wie sich herausstellte, erkrankten alle diese Personen in den folgenden sechs Jahren tatsächlich an Alzheimer. Die Ausgeprägtheit der Faltung war mit dem Beginn der Erkrankung verbunden. Bei leichter Fehlfaltung dauerte es im Durchschnitt 3,4 Jahre bis zum Ausbruch der Krankheit. Bei starker Aβ-Fehlfaltung brach die Alzheimer-Krankheit durchschnittlich nach 2,2 Jahren aus.

Wie hoch steigt das Risiko bei vorhandenen Fehlfaltungen?

„Die Fehlfaltung von Aβ ist also ein sehr präziser prognostischer Plasma-Biomarker“, betont Biophysik-Professor Dr. Klaus Gerwert aus dem Studienteam. Patientinnen und Patienten mit kognitiven Einschränkungen und leichten Aβ-Fehlfaltungen haben der Studie zufolge ein elffach höheres Risiko in den folgenden sechs Jahren an Alzheimer zu erkranken als Personen ohne fehlgefaltete Aβ-Peptide. Bei Personen mit starken Fehlfaltungen sei das Risiko sogar 19-fach höher.

Ausmaß und Konzentration von Fehlfaltungen

Die Arbeitsgruppe konnte den Test sogar noch verbessern, indem zwei verschiedene Messmethoden zur Vorhersage des Erkrankungsrisikos kombiniert wurden. So konnte nicht nur das Ausmaß, sondern mithilfe der sogenannten Single-molecule-array-Technologie (SIMOA) auch die Konzentration der Fehlfaltung ermittelt werden.

Sichere Sechs-Jahres-Prognose von Alzheimer

„Wir können jetzt mit einem einfachen Bluttest an symptomfreien Personen mit subjektiven Bedenken das Risiko, in Zukunft an klinischem Alzheimer zu erkranken oder eben nicht, sehr präzise vorhersagen“, fasst Klaus Gerwert zusammen. Ebenso sicher könne bei älteren Menschen eine Entwarnung gegeben werden, da der Test im Umkehrschluss auch aufzeigt, welche Personen eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit haben, in den kommenden sechs Jahren an Alzheimer zu erkranken.

Frühzeitige Behandlung von Alzheimer

Ein Bluttest zur Früherkennung von Alzheimer würde in Kombination mit einem Wirkstoff zur Behandlung der Krankheit einen riesigen Fortschritt bedeuten. Wie das Forschungsteam berichtet, will die US-amerikanische Food and Drug Administration im März 2021 über die Zulassung des Medikaments Aducanumab entscheiden. Derzeitige Studienergebnisse deuten darauf hin, dass Alzheimer-Medikamente keine ausreichende Wirkung zeigen, da sie zu spät im Krankheitsverlauf verabreicht werden. „Kein Wunder, dass die bisherigen Medikamente alle fehlgeschlagen sind“, kommentiert Gerwert. (vb)

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