Krebs: So verhindern Gene die Bildung von Tumoren – Heilpraxis

Wie sich die Genetik auf das Krebsrisiko auswirkt

Viele kennen die Geschichte: „Meine Oma hat ihr Leben lang geraucht und ist trotzdem 90 Jahre alt geworden.“ Tatsächlich gibt es deutliche individuelle genetische Unterschiede, die die Auswirkungen krebstreibender Mutationen beeinflussen. Ein deutsches Forschungsteam zeigte, dass bestimmte Gene mitbestimmen, ob eine Mutation zu Krebs führt oder nicht.

Forschende des Max-Planck-Instituts für molekulare Genetik und der Charité – Universitätsmedizin Berlin fanden eine Vielzahl von Genen, die mitbestimmen, ob eine Krebsmutation tatsächlich zu einer Krebserkrankung führt oder ob die Person trotz des Krebspotenzials gesund bleibt. Ein Teil des Krebsrisikos hängt laut der Studie von den Genen ab. Die Ergebnisse veröffentlichte die Arbeitsgruppe kürzlich in dem Fachjournal „Cancer Research“.

Die Genetik bestimmt das Krebsrisiko mit

Es erscheint im Einzelfall manchmal unfair. So gibt es Menschen, die scheinbar ohne Beschwerden ihr ganzes Leben lang Kette rauchen und gesund bleiben – andere achten auf ihre Gesundheit und Ernährung, erkranken aber trotzdem an Krebs. Dahinter steckt nicht bloß der Zufall. Denn wie das Team der aktuellen Studie zeigt, gibt es bestimmte Gene, die Krebsmutationen in Schach halten.

Am Anfang jedes Tumors steht eine Mutation

Jede Krebserkrankung beginnt mit einer Mutation, die entweder durch Gifte, Viren oder Strahlung, beziehungsweise durch einen zufälligen Kopierfehler bei der Verdopplung des Erbgutes ausgelöst wird. Führen die Mutationen dazu, dass sich die DNA in Genen verändert, die das Wachstum und die Teilung von Zellen regulieren, kann der Prozess außer Kontrolle geraten und es entstehen Krebswucherungen – die Tumoren.

Bestimmte Gene halten Mutationen unter Kontrolle

Ob eine Mutation letztendlich Krebs verursacht, hängt der Studie zufolge maßgeblich von der vorliegenden Kombination der Gene des Organismus ab. Wie die Forschenden berichten gibt es bestimmte Genvarianten, die den schädlichen Effekt einer Tumormutation abfedern können. Das Team untersuchte zahlreiche Genvarianten von Mäusen und glich diese mit dem Krebsrisiko ab. Viele der untersuchten Gene kontrollieren auch beim Menschen die Zellteilung und das Wachstum.

Bestimmte Genvarianten scheinen Darmkrebs zu verhindern

Die Forschenden identifizierten 58 Gene, die in den untersuchten Mausstämmen unterschiedlich stark abgelesen werden. Es gab bestimmte Genvarianten, die (wenn vorhanden) dazu führten, dass Mäuse trotz tumortreibenden Mutationen nicht an Krebs erkrankten. Bei Mäusen, die diese Genvarianten nicht aufwiesen, kam es dagegen häufiger zu Wucherungen. Dies traf vor allem bei Mutationen zu, die beim Menschen für rund 80 Prozent aller Darmkrebsfälle verantwortlich sind.

Erblich bedingter Schutz vor Krebs

Dies bestätigte sich auch bei einer Überprüfung am Menschen. Bei einer Genanalyse von Betroffenen mit Darmkrebs zeigte sich, dass die Genvarianten, die die Mäuse vor der Entstehung von Darmkrebs bewahrten, unterrepräsentiert waren. Zudem fanden die Forschenden an den Mäusen heraus, dass die schützenden Genvarianten auch an die Kinder weitervererbt werden. Insgesamt entdeckte das Team viele Tumor-supprimierende Chromosomen, wobei sich die „Abschnitte des Chromosoms, die das Krebsrisiko statistisch signifikant vermindern, über das gesamte Chromosom erstrecken“, erläutert Matthias Lienhard, einer der Erstautoren der Studie.

Wie schützen die Gene vor Krebs?

Wie genau die Genvarianten vor der Krebsentstehung schützen, ist bislang im Detail noch unklar. Sie „wirkten sich insbesondere auf die Stammzellen im Darm aus, indem sie die wachstumstreibende Wirkung der APC-Mutation abschwächten,“ erklärt Dr. Markus Morkel, der zusammen mit Professor Dr. Bernhard Herrmann die Studie leitet. Vermutlich führe die Genvariante auch dazu, dass entartete Stammzellen schon frühzeitig vom Gewebe abgestoßen werden, sodass erst gar keine Wucherungen entstehen.

Die Identifizierung solcher Genvarianten könnte in der zukünftigen Krebsvorsorge und Krebsbehandlung eine entscheidende Rolle spielen. So könne beispielsweise mithilfe einer Genanalyse das individuelle Risiko für bestimmte Krebsarten vorhergesagt werden. (vb)

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