Noventi stellt Pharmasoft Ende des Jahres ein

Im Rahmen der Kostensparinitiative will die Noventi ihren Warenwirtschaftsgemischtwarenladen ausmisten. Mal wieder. Dass das Unternehmen einen neuen Anlauf nimmt – bisherige Versuche waren gescheitert – hatte es bereits vor einer Weile kommuniziert. Nun wird es offenbar ernst. Laut einer Mitteilung vom heutigen Dienstag soll Pharmasoft zum Ende dieses Jahres eingestellt werden.

Noventi befindet sich auf Sparkurs. Im Rahmen der Unternehmensneuaufstellung „Fokussierung 2025“ wird unter anderem die Belegschaft inklusive der Geschäftsführung verkleinert, man will sich auf zukunftsträchtige Projekte konzentrieren sowie bei den Warenwirtschaften aufräumen und sich auf die Entwicklung von Prokas und Awinta-One fokussieren. Die Produktlinien Infopharm, Jump und Pharmasoft sollen lediglich in Betrieb gehalten, aber nicht mehr ausgebaut werden, hieß es Anfang des Jahres. Das Management setze „alles daran, die drei Warenwirtschaftslinien durch einen Verkauf zu erhalten und die Arbeitsplätze dadurch zu sichern.“

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Das ist aber offensichtlich nicht gelungen. Laut einer Mitteilung plant Noventi, das Warenwirtschaftssystem Pharmasoft im Zuge der Konsolidierung der bislang fünf Warenwirtschaftslinien zum 31. Dezember 2023 einzustellen. Für den komplexen Wechsel auf ein alternatives Warenwirtschaftssystem habe man den Pharmasoft-Kunden nun ein konkretes Angebot für eine Umstellung auf Prokas unterbreitet, heißt es. Wer zum 30. April über das Kundenportal mein-noventi.de ein Angebot und einen Beratungstermin für eine Umstellung vereinbart, bekomme den Wechsel innerhalb dieses Jahres garantiert.

Apotheken, die Pharmasoft nutzen, wurden laut Noventi bereits informiert. Aufgrund der Komplexität einer Umstellung empfiehlt das Unternehmen einen Wechsel auf das Prokas, was als Premiumprodukt bezeichnet wird.

Mark Böhm: Konsolidierung ein notwendiger und auch überfälliger Schritt

Laut Vorstand Mark Böhm ist die Konsolidierung ein notwendiger und auch überfälliger Schritt. „Durch die Konsolidierung der Warenwirtschaftssysteme können fortan noch mehr Ressourcen in die zukunftsgerichtete und qualitative Weiterentwicklung der beiden Linien Prokas sowie Awinta-One investiert werden. Dadurch können wir unsere Kundinnen und Kunden zukünftig noch besser in ihrem Berufsalltag unterstützen.“ Dem Anspruch, Warenwirtschaft und Rezeptabrechnung optimal zusammenzubringen, könne man mit aktuell fünf parallellaufenden Warenwirtschaftslinien nicht auf Dauer gerecht werden. 

Die weiteren Schritte der Konsolidierung der Warenwirtschaftssysteme befinden sich demnach aktuell in Prüfung. Man werde die Kunden rechtzeitig über jegliche Änderungen informieren, verspricht Noventi. 

Klappt es diesmal?

Der erste Versuch, den hauseigenen Gemischtwarenladen zu sortieren, ist das allerdings nicht. Bereits Jahr 2009 wurde Jump als das neue Zielprodukt ausgerufen, auf das alle umgestellt werden, was bekanntermaßen nicht klappte. Im Herbst 2017 hieß es, man beginne nun Bestandskunden sukzessive auf den neuen Hoffnungsträger Awinta-One umzustellen. Zuerst sollte Asys dran glauben, dann Pharmasoft, gefolgt von Jump und Infopharm und zuletzt Prokas, weil es die komplexeste Warenwirtschaft ist. Doch eingestampft wurde lediglich Asys, danach, im Sommer 2021 wurde bekannt, dass Noventis Softwaretochter Awinta von diesem Plan abgerückt ist.

Mathias Schindl, damals Bereichsvorstand Warenwirtschaft Apotheke bei Awinta, erklärte, dass alle bestehenden Apothekenverwaltungssysteme nun doch marktgerecht weiterentwickelt werden. Noventi reagiere mit dieser Entscheidung auf den Wunsch vieler zufriedener Kunden, die Entwicklung ihrer Systeme nicht einzustellen. „Wir haben gelernt, dass sich nicht alle Anforderungen unterschiedlicher Apotheken in einem einzigen System abbilden lassen und begreifen die Vielfalt unserer Systeme jetzt als Vorteil. Wir investieren deshalb auch weiterhin in die bestehenden Produktlinien.“

Ob die Zusammenführung diesmal klappt, bleibt abzuwarten, allerdings ist der Druck auf die Noventi, es diesmal durchzuziehen, angesichts der finanziellen Umstände größer denn je, weil die durch Einstellung von Produktlinien geplanten Einsparungen ins Sanierungskonzept eingeplant sind. Auf der anderen Seite kann es sich Noventi aber wahrscheinlich auch nicht leisten, Kunden zu verprellen. 


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