Game of Thrones für Hartgesottene – die behindertengerechte Toilette

Die Präqualifizierung raubt den Apothekerinnen und Apothekern oftmals den letzten Nerv. Wir haben Sie gebeten, uns Ihre absurdesten Geschichten rund um dieses Thema zu erzählen. Lesen Sie nun den ersten Teil unserer Serie – heute dreht sich alles um die behindertengerechte Toilette.

Mindestens alle fünf Jahre fällt in den meisten öffentlichen Apotheken einiges an zusätzlichem Papierkram an. Dann ist es nämlich wieder einmal Zeit für den bürokratischen Akt der (Re-)Präqualifizierung. Und damit steigt bei vielen Apothekenleitungen zugleich der Blutdruck. Es ist ein Leidensthema, nicht nur wegen des hohen Aufwands und der damit verbundenen Kosten.

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Wir haben Sie im Februar dieses Jahres gebeten, uns Ihre absurdesten Geschichten zur Präqualifizierung zu erzählen. Viele Kolleginnen und Kollegen sind unserem Aufruf gefolgt – so auch Dr. Benjamin Lieske. Der Inhaber der Ickerner Markt-Apotheke in Castrop-Rauxel erlebte bei seiner Re-Präqualifizierung inmitten einer Hochinzidenzphase der Coronavirus-Pandemie eine böse Überraschung: Seine zuletzt noch durch die Agentur für Präqualifizierung (AfP) akzeptierte behindertengerechte Toilette sollte plötzlich einen Zentimeter zu hoch montiert sein, um weiterhin Hilfsmittel der Versorgungsbereiche 05A5, 05B5, 05C, 10A15, 20ER und 23A3 mit den Krankenkassen abrechnen zu können. Hinter den genannten Versorgungsbereichen verbergen sich die in vielen Apotheken regelmäßig abgegebenen Hilfsmittel, wie Bandagen (Fertigprodukte), Gehstöcke und industriell hergestellte Orthesen (ohne Anpassung).[1]

Um seine Patientinnen und Patienten auch zukünftig mit eben diesen versorgen zu können, nahm Lieske schließlich den Umbau in Kauf. Irritiert sei er dennoch gewesen, schließlich wurde exakt diese Toilette zuvor von der AfP nicht beanstandet. Die Präqualifizierungsstelle habe ihn zwar bei der Umsetzung gut unterstützt, einen Bestandsschutz akzeptierte sie jedoch nicht.

Barrierefreiheit ja, aber mit Augenmaß

Grundsätzlich befürwortet Lieske die Bestrebungen, den öffentlichen Raum barriereärmer und somit zugänglicher für möglichst alle Menschen zu gestalten. Er sehe die Problematik eher in einer Überregulierung, die letztlich niemandem nutze. Wenn sämtliche Neuerungen des Kriterienkatalogs bei jeder Re-Präqualifizierung auch auf Bestandsobjekte angewendet würden, könnten Apotheken bald alle fünf Jahre umbauen, so Lieske. Wie viele Apotheken dann noch bereit oder wirtschaftlich dazu fähig sind, diese Kosten zu tragen, wird sich zeigen müssen.

Die Forderungen des GKV-Spitzenverbands unterscheiden zudem nicht zwischen den jeweiligen Versorgungseinrichtungen. Sie gelten gleichermaßen für Apotheken sowie Sanitätshäuser oder Friseursalons. [1], [2] 
Laut Lieske werde durch diese Vereinheitlichung die Realität nicht ausreichend abgebildet. Wieso Apotheken beispielsweise zur Abgabe von Kniegelenksbandagen eine Werkbank benötigen, obwohl sie keinerlei handwerkliche Anpassungen an den Hilfsmitteln vornehmen, erschließe sich ihm nicht.

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