Experte erwartet Höhepunkt neuer Corona-Welle im April

XBB.1.16 ist die Labor-Bezeichnung der neuen Corona-Variante, auch bekannt unter dem Namen „Arcturus“. Wie gefährlich die Omikron-Sublinie ist und worauf sich Deutschland in den kommenden Monaten einstellen muss. Das sagen Experten. 

Die neue Corona-Variante XBB.1.16 , die zuerst in Indien auftrat, ist nun auch in Deutschland angekommen. Sie ist hierzulande aber noch sehr selten dokumentiert. Dennoch gibt sie Anlass zur Sorge. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem wöchentlichen Corona-Bericht mitteilte, wurde die unter dem Namen „Arcturus“ viel diskutierte Sublinie des Virus zwischen dem 30. Januar und dem 12. März in der Bundesrepublik bisher sechsmal nachgewiesen. Allerdings werden in Deutschland nur wenige Proben auf Varianten untersucht.

Für Aufsehen sorgten in den vergangenen Tagen vor allem Berichte aus Indien. „In Indien wurde zuletzt ein zunehmender Anteil dieser Sublinie beobachtet, parallel zu einem Anstieg der dortigen Covid-19-Inzidenzen“, schreibt das RKI. In den vergangenen Wochen sei „Arcturus“ in verschiedenen Ländern nachgewiesen worden.

Nach Einschätzung des Virologen Hendrik Streeck wird die neue Variante, die bereits in Baden-Württemberg und Bayern registriert wurde, „jetzt kein Game-Changer sein“. Es werde nicht bedeuten, dass wir wieder eine neue Pandemie haben, sondern es ist einer dieser Wellen, die vielleicht kommen kann, vielleicht auch wegbleiben kann, die wir in den nächsten Jahren einfach erwarten müssten, so der Experte bei „Punkt12“.

Ulf Dittmer, Virologe an der Uniklinik Essen sagt zu FOCUS online: „Leider können immer wieder Varianten entstehen, die noch besser dem Immunsystem entgehen. Ob diese auch noch infektiöser sind, ist schwer vorstellbar, denn hier hatte sich das Virus schon über die vorherigen Varianten stark optimiert.“

Diese Entwicklung könne wieder zu Infektionswellen führen, auch im Sommer, da das Virus seine Saisonalität weitestgehend abgelegt habe. Dittmer glaubt allerdings nicht, dass es wieder zu vielen schweren Verläufen durch Arcturus kommen werde. „Besonders Menschen, die erst geimpft wurden und dann leicht oder mittelschwer erkrankt sind, haben eine ganz breite Immunität. Nicht nur durch Antikörper, sondern auch durch T-Zellen und das sind sehr viele in Europa.“ Diese Kombination schützte sie sehr gut vor schwerer Erkrankung und dem könne keine denkbare Variante vollständig aus dem Weg gehen.

Experte: Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland derzeit zwischen 1000 und 2000

Der Saarbrücker Pharmazieprofessor Thorsten Lehr ist allerdings überzeugt, dass die aktuellen Zahlen zur Corona-Inzidenz in Deutschland das Infektionsgeschehen nicht mehr richtig abbilden. Er sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Das Meldewesen von Corona ist vorbei. Aber Corona selbst ist nicht vorbei.“

Iris Maria Maurer/dpa Der Saarbrücker Pharmazieprofessor Thorsten Lehr steht vor einem Bildschirm mit einer von ihm entwickelten Simulation der Korona-Entwicklung.  

Lehr geht davon aus, dass die tatsächliche Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland derzeit zwischen 1000 und 2000 liegt. Das RKI gab die Zahl der gemeldeten Covid-19-Fälle innerhalb von sieben Tagen zuletzt mit rund 40 pro 100.000 Einwohner an. „Wir haben noch viele Infektionen. Sie sind harmloser, aber sie sind existent“, sagte Lehr. Seiner Prognose zufolge wird die aktuelle Welle im April ihren Höhepunkt erreichen und dann abebben. „Nicht wegen irgendwelcher Saisonalitäten, daran glaube ich nicht mehr. Sondern weil wieder eine Durchseuchungsrunde vorüber ist.“

Was danach kommt, ist laut Lehr ungewiss. Das hänge immer davon ab, ob es eine neue Variante gibt und wie lange der Impfschutz anhält. Mit rund 40 Millionen gemeldeten Infektionen seit Beginn der Pandemie vor gut drei Jahren plus Dunkelziffer gebe es bundesweit eine „relativ große“ Immunität. „Mehr oder weniger die gesamte Bevölkerung dürfte einmal Kontakt mit dem Virus gehabt haben“, so der Professor für Klinische Pharmazie an der Universität des Saarlandes.

XBB.1.16-Variante: Drei zusätzliche Mutationen im Spikeprotein

„Arcturus“ zeichnet sich laut RKI durch drei zusätzliche Mutationen im so genannten Spike-Protein aus. Zu einem möglichen Einfluss dieser Veränderungen auf die Schwere der Erkrankung oder die Ansteckung äußerte sich das RKI nicht. Experten warnen jedoch vor Panik, es gebe noch kaum belastbare Daten.

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Bei „Arcturus“ handelt es sich um eine Sublinie des in Deutschland mittlerweile dominierenden Omikron-Rekombinanten XBB.1. Für Deutschland rechnet das RKI in den kommenden Wochen mit weiter steigenden Anteilen von XBB.1-Sublinien. Für die derzeit in Deutschland dominierende Sublinie XBB.1.5 deuten die vorläufigen Daten nicht auf eine erhöhte Erkrankungsschwere hin.

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