Einsamkeit ist eines dieser Gefühle, die wir am liebsten aus unserem Emotions-Vokabular streichen würden. Kein Wunder, denn die innere Leere gepaart mit Unsicherheit und einem ständigen Gefühl der Beklemmung kann im Ernstfall chronisch werden – und uns nachhaltig krank machen. Und das ist nicht alles: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) weist angesichts einer neuen Studie nun auch auf die gesundheitlichen Folgen von Einsamkeit hin.
Menschen ohne soziale Kontakte seien einem höheren Risiko von Schlaganfällen, Angststörungen, Demenz, Depressionen und Suizid ausgesetzt, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus bei der entsprechenden Pressekonferenz. Das Risiko eines vorzeitigen Todes sei für einsame Menschen so hoch wie oder höher als das Todesrisiko durch Tabakkonsum, Fettleibigkeit oder Luftverschmutzung. Auch eine Untersuchung aus dem vergangenen Jahr konnte bereits zeigen, dass Einsamkeit uns schneller altern lassen könnte:
Eigentlich entwickelt das Unternehmen “Deep Longevity“ Rechenmodelle für das biologische Alter. Dadurch hat es unter anderem Zugriff auf die Daten von 12.000 Menschen aus einer chinesischen Altersstudie erhalten – und auch im Zusammenhang mit Einsamkeit neu ausgewertet.
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Das Ergebnis: Wer sich einsam oder unglücklich fühlt, weist ein höheres biologisches Alter auf. Konkret erhöhen psychologische Faktoren das biologische Alter demnach um bis zu 1,65 Jahre. Damit lässt Einsamkeit und Kummer uns schneller altern als beispielsweise Rauchen.
Einsamkeit hat viele Ursachen
In Deutschland leben derzeit rund 23 Millionen Raucher. Im Vergleich dazu ist die Zahl der von Einsamkeit betroffenen Menschen zwar relativ gering – sie liegt schätzungsweise bei knapp 15 Prozent, bei über 80-Jährigen bei 20 Prozent. Aber: während die Zahl der Raucher sinkt, nimmt die Einsamkeit zu, und zwar weltweit. Grund genug für die WHO, die Bemühungen im Kampf gegen das Phänomen zu intensivieren. Eine entsprechende neue Kommission soll in den kommenden drei Jahren Pläne dazu entwickeln, wie in Ländern aller Einkommensstufen Sozialkontakte gefördert werden können.
Die drei größten Risikofaktoren für Einsamkeit
Aber woher kommt die zunehmende Vereinsamung eigentlich? Darüber gibt es viele Theorien. Fest steht: Einsamkeit ist das Ergebnis mehrere Faktoren, wie viele andere psychologische Probleme und negative Gefühle auch. Neben der Digitalisierung und der Coronavirus-Pandemie, die beide für sich genommen zu einer Entfremdung auf menschlicher Ebene geführt haben, gibt es mehrere allgemeine Risikofaktoren für Einsamkeit.
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Unsere Herkunft: Ja, unsere Eltern geben uns nicht nur Gene mit auf den Weg, die sich auf unsere Einsamkeit auswirken können, sondern bringen uns auch bei, wie Beziehungen zu anderen Menschen funktionieren. Wenn wir vom Elternhaus kein Grundvertrauen mitgegeben bekommen, dann fällt es uns oft auch als Erwachsener schwer, andere Menschen wirklich an uns heranzulassen. Und wer sich keinem Menschen wirklich anvertraut, der wird schneller einsam.
Unser sozialer Status: Arbeitslosigkeit und Erwerbsunfähigkeit können nachweislich zu Einsamkeit führen. Das liegt auf der einen Seite daran, dass Betroffene weniger Möglichkeiten an sozialer und kultureller Teilhabe haben. Zum anderen geht der Jobverlust auch oft mit einem Verlust des Selbstwertgefühls einher. Das wiederum macht es schwerer, neue Menschen kennenzulernen.
Unser Alter: Einsamkeit kann grundsätzlich jeden treffen. Aber statistisch gesehen fühlen sich vor allem ältere Menschen einsam. Jüngste Umfragen zeigen außerdem, dass die junge Generation ebenfalls zunehmend über Einsamkeit klagt. Die Ursachen könnten allerdings kaum unterschiedlicher sein: Im ersten Fall spielen gesundheitliche Gründe die Hauptrolle. Und bei jungen Leuten macht sich der Fokus auf Social Media bemerkbar.
„EASE“ gegen Einsamkeit
Wer Einsamkeit vorbeugen will, der sollte vor allem auf gesunde soziale Beziehungen achten – laut Wissenschaft reicht schon eine Bezugsperson aus. Aber was, wenn man sich bereits einsam fühlt? Für den Fall haben Forscher das “EASE“-Konzept entwickelt.
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Wer Einsamkeit besiegen möchte, der sollte also über den eigenen Tellerrand hinausschauen und etwas Neues ausprobieren. Das kann zum Beispiel ein Verein sein oder ein Ehrenamt. Oder man tritt einfach mal aus seiner Komfortzone heraus und spricht fremde sympathische Menschen an.
Das wichtigste Mittel gegen Einsamkeit
Bei bestehenden Kontakten lohnt außerdem eine genaue Überprüfung: Tun diese Menschen mir wirklich gut oder sind das eher Zweck-Bekanntschaften, die Energie rauben? Einsamkeit entsteht nicht immer aus dem Mangel an einem sozialen Umfeld, sondern aus dem Mangel an echten menschlichen Verbindungen heraus.
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Zu guter Letzt spielt die eigene Einstellung eine wesentliche Rolle bei der Überwindung von Einsamkeit. Wenn ich bei der Interaktion mit anderen Leuten erwarte, dass sie mir nur Gutes wollen, dann begegnen sie mir anders, als wenn ich vom Schlimmsten ausgehe. Glauben Sie nicht? Ausprobieren lohnt sich!
Quelle: Studie von "Deep Longevity" zur Auswirkung von Einsamkeit auf unser biologisches Alter, Studie zu gesundheitlichen Risiken von Einsamkeit,
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