Am neuen Hauptstadtflughafen BER ist man Kummer gewohnt. Lange, wirklich lange wurde an ihm gebaut und gebaut und gebaut. Dann, nach Jahren der Verzögerung, wurde er zwar im vergangenen Oktober endlich eröffnet – allerdings mitten in der größten Krise der Luftfahrt überhaupt. Aber damit der Probleme nicht genug. Nun ist auch noch das Trinkwasser am BER mit Keimen verunreinigt.
Bei einer Routineuntersuchung habe man coliforme Bakterien gefunden. Woher diese kommen, ist bisher laut Betreibergesellschaft des Flughafens unklar. Klar hingegen ist, dass die Keime krank machen können. Daher werden die Leitungen nun gespült. Mehrere Tage werde das dauern. In dieser Zeit kann das Wasser in den Sanitäreinrichtungen von Terminal 1 nicht als Trinkwasser genutzt werden. Betroffen seien auch das Gebäude der Bundespolizei und die ILA-Messehallen.
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Was sind coliforme Bakterien?
Besser bekannt sind coliforme Bakterien als Colibakterien, aber auch als Escherichia coli oder E.Coli. Sie gehören zu den Enterobakterien, die hauptsächlich im Darm von Säugetieren vorkommen. Die meisten Colibakterien sind für den Menschen harmlos, manche helfen sogar beim Verdauungsprozess. Einige aber machen Probleme, sie verursachen Infektionskrankheiten.
Übertragen werden die Darmerreger auf verschiedenen Wegen. "Dabei handelt es sich stets um die unbeabsichtigte orale Aufnahme von Fäkalspuren", schreibt das Robert Koch-Institut (RKI). Das geschieht beispielsweise über verunreinigte Lebensmittel wie rohes Fleisch, Rohkost und Rohmilchprodukte.
Auch durch eine Schmierinfektion können die Bakterien übertragen werden. Dann beispielsweise, wenn sich ein erkrankter Mensch nach dem Toilettengang nicht ordentlich die Hände gewaschen hat. Möglich ist eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung laut Robert Koch-Institut solange, wie die Bakterien im Stuhl ausgeschieden werden. Das kann einige Wochen lang der Fall sein. Ein weiterer Übertragungsweg ist verunreinigtes Trinkwasser.
Wie gelangen Colibakterien ins Trinkwasser?
Trinkwasser in Deutschland ist von guter Qualität und kann in der Regel bedenkenlos getrunken werden. Manchmal aber kommt es zu Verunreinigungen, nicht selten handelt es sich dann um Colibakterien. Der Wasserversorger ist verpflichtet, über solche Kontaminationen aufzuklären. Der Grenzwert liegt bei Null.
Da der Wasserversorger die Keimfreiheit bis zum Hausanschluss garantiert, ist die Ursache der Verunreinigungen aber meist die Installation im Haus – wie undichte Rohre, verschmutzte Filter, Boiler. In seltenen Fällen ist auch das Trinkwasser der Wasserwerke verkeimt, beispielsweise wenn Betriebsstörungen vorlagen.
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Auch das Wasser eines Trinkwasser-Brunnens, wie ihn einige Haushalte nutzen, kann kontaminiert sein, beispielsweise durch Fäkalien von Mensch und Tier oder durch verunreinigtes Oberflächenwasser.
Im Fall der Verunreinigung am Flughafen scheint Panik nicht angebracht. "Die Konzentration ist gering", zitiert die "BZ" den Kreis-Gesundheitsdezernenten Stefan Wichary. "Wir raten nur Vorerkrankten vom Trinken ab. Der Flughafen hat mehr getan als er muss."
Wie gefährlich sind Colibakterien?
Wie gefährlich Colibakterien im Einzelfall sind, kommt immer darauf an. Ob der Einzelne krank wird, ist nicht nur abhängig vom Verunreinigungsgrad, sondern auch vom eigenen Immunsystem. Sind die Keimzahlen gering und der Mensch gesund, führt eine Verunreinigung in der Regel nicht zu einer Erkrankung. Ohne Symptome zu verursachen, werden die Keime wieder ausgeschieden,
Liegt eine starke Verunreinigung vor, können die sogenannten enteropathogenen Erreger, also solche die Darmerkrankungen verursachen können, zu Lebensmittelvergiftungen, Durchfall, Erbrechen und Reisediarrhoe führen. Andere sind mitverantwortlich für Krankheiten wie Meningitis, Morbus Crohn und Harnwegsinfekte. Besonders gefährdet sind Säuglinge, Kinder, immungeschwächte Personen und Menschen mit chronischen Erkrankungen. Bei diesen können bereits geringe Keimzahlen zu einer Erkrankung führen. Weshalb sie Lebensmittel ausschließlich gewaschen essen sollten.
Gefährlich wird es auch, wenn E.Coli-Bakterien über eine offene Wunde in die Blutbahn gelangen. Dann können sie schwere Infektionen auslösen.
Was tun, wenn Colibakterien im Wasser sind?
Ist eine Verunreinigung bekannt, sollte das Wasser, bis das Problem behoben wurde, nicht getrunken werden. Abkochen tötet die Keime. Dafür sollte das Wasser mindestens fünf Minuten sprudelnd gekocht werden.
Am Flughafen BER ist das Reisenden natürlich nicht möglich, aber laut Gesundheitsdezernent Wichary auch nicht nötig. Trotzdem können Reisende in der Duty-Free-Zone, so ist auf der Twitter-Seite des Flughafens nachzulesen, Wasser für 50 Cent erwerben.
Quellen: RKI, Umweltbundesamt
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