COVID-19-Erkrankte sterben oft an Lungenembolien – Naturheilkunde & Naturheilverfahren Fachportal

COVID-19-Erkrankte: Erhöhte Rate von Thrombosen und Lungenembolien

COVID-19 führt in ungewöhnlich vielen Krankheitsfällen zu Thrombosen sowie Lungenembolien. Das hat eine Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Hamburg gezeigt. Die neuen Erkenntnisse könnten zu veränderten Behandlungsempfehlungen für Coronavirus-Erkrankte führen.

Vor wenigen Tagen wurde in der Fachzeitschrift „Radiology“ eine wissenschaftliche Untersuchung eines internationalen Forschungsteams veröffentlicht, in der über Komplikationen durch Blutgerinnsel bei SARS-COV-2-Infektionen berichtet wurde. Nun haben Forschende aus Deutschland eine erhöhte Rate von Thrombosen und Lungenembolien bei Personen mit COVID-19-Infektionen festgestellt.

Ungewöhnlich viele Krankheitsfälle führten zu Lungenembolien

Laut einer aktuellen Mitteilung führt das Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) in großem Umfang Obduktionen von Patientinnen und Patienten mit COVID-19-Infektionen durch.

Dadurch fanden die Forschungsteams um Prof. Dr. Klaus Püschel, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin, und Prof. Dr. Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin, heraus, dass COVID-19 in ungewöhnlich vielen Krankheitsfällen zu Thrombosen sowie Lungenembolien führte.

Die Studienergebnisse der ersten zwölf Patientinnen und Patienten wurden im renommierten Fachmagazin „Annals of Internal Medicine“ veröffentlicht.

Fast alle Verstorbenen wiesen Vorerkrankungen auf

Wie es in der Mitteilung heißt, können nur durch die Obduktion von COVID-19-Verstorbenen Krankheitsverläufe rekonstruiert, Todesursachen festgestellt und Begleiterkrankungen detailliert erfasst werden.

Die bisher durchgeführten Obduktionen zeigen, dass fast alle Verstorbenen Vorerkrankungen zum Beispiel des Herz-Kreislauf-Systems oder der Lunge aufwiesen. Eine bis dahin noch nicht in diesem Ausmaß wahrgenommene Folge von COVID-19 sahen die Medizinerinnen und Mediziner allerdings öfter: Lungenembolien und Thrombosen.

„Wir konnten in der Obduktion der ersten 12 Verstorbenen nachweisen, dass eine unerwartet hohe Rate an tödlichen Lungenembolien bestand, zusätzlich hatten mehr als die Hälfte der Patientinnen und Patienten Thrombosen der Beinvenen“, erläutert Prof. Dr. Jan Sperhake, Oberarzt im Institut für Rechtsmedizin und Erstautor der Studie.

Klinisch wurde dies bereits von den Forschenden vermutet, jetzt bei der Autopsie der ersten zwölf Patienten wissenschaftlich nachgewiesen und im weiteren Verlauf von mittlerweile insgesamt 192 rechtsmedizinischen Untersuchungen bestätigt.

Das SARS-CoV-2-Virus scheint demnach in den Venen zur Bildung von Blutgerinnseln zu führen, die als sogenannte Lungenembolie in die großen Lungengefäße gelangen und zu einem akuten Herz-Kreislauf-Versagen führen können.

Betroffene sollten eventuell Blutverdünnungsmittel erhalten

Welche Faktoren tatsächlich dafür verantwortlich sind, dass COVID-19-Patientinnen und Patienten überdurchschnittlich häufig Blutgerinnsel ausbilden, ist allerdings noch nicht abschließend geklärt.

Doch die Untersuchungen geben Hinweise, um die Behandlung von COVID-19-Erkrankten zu verbessern.

„Wir denken darüber nach, ob diese Patienten nach individueller Risikoeinschätzung primär mit einem Blutverdünnungsmittel behandelt werden sollten, um künftig Thrombosen und Lungenembolien zu vermeiden“, so Priv.-Doz. Dr. Dominic Wichmann, Oberarzt in der Klinik für Intensivmedizin und ebenfalls Erstautor der Studie.

„Voraussetzung dafür sind weitere Studienergebnisse. Um einen Nutzen für den Patienten wirklich zu beweisen, bedarf es noch einer größeren randomisierten Studie.“

Obduktionen von COVID-19-Verstorbenen

Der Mitteilung zufolge findet die sorgfältige Untersuchung der Toten seit dem 23. März statt und belegt, dass es sich bei dem Großteil der Verstorbenen um bereits zuvor körperlich beziehungsweise immunologisch erheblich beeinträchtige Patientinnen und Patienten handelte.

Viele Betroffene wiesen Vorerkrankungen an Herz, Lungen und Nieren sowie Stoffwechselerkrankungen (beispielsweise Diabetes mellitus), Krebs oder Demenz auf. Todesursächlich war stets eine Lungenentzündung mit oder auch ohne Lungenembolie. Mittlerweile traten jedoch auch einige viruspositive Sterbefälle mit COVID-19-unabhängiger Todesursache auf.

Laut den Angaben zeigt die Alters- und Geschlechtsverteilung der im Institut für Rechtsmedizin untersuchten 192 Verstorbenen bisher ein Verhältnis von etwa 44 Prozent Frauen und 56 Prozent Männern auf. Das Durchschnittsalter der Verstorbenen liegt demnach bei 80 Jahren (Spannweite 31-99 Jahre); bei Männern 77 Jahre und bei Frauen 82 Jahre. (ad)

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