Coronavirus: COVID-19-Erkrankungen scheinen Herzmuskelentzündungen zu begünstigen – Naturheilkunde & Naturheilverfahren Fachportal

Verbindung zwischen COVID-19 und Myokarditis entdeckt

Die Beweise verdichten sich, dass COVID-19-Erkrankungen, die durch den Coronavirus-SARS-CoV-2 ausgelöst werden, mit einem erhöhten Risiko für Herzschäden einhergehen. Anhand eines aktuellen Fallberichts zeigen Kardiologen, dass eine Patientin während einer COVID-19-Erkrankung eine temporäre Herzschwäche entwickelte. Die Ärztinnen und Ärzte halten eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) für die wahrscheinlichste Ursache, die direkt durch SARS-CoV-2 oder als Folge der Immunreaktion darauf entstanden sein könnte.

Ein Fallbericht einer Patientin, die in der kardiologischen Klinik der Universität Brescia in Norditalien behandelt wurde, liefert genauere Hinweise darauf, was mehrere Studien bereits beobachtet haben. Kardiologinnen und Kardiologen beschreiben den Fall einer 53-jährigen Patientin, der eine mögliche Erklärung dafür liefert, warum überdurchschnittlich viele COVID-19-Betroffene Herzschäden aufweisen. Der Fallbericht wurde in dem renommierten Fachjournal „JAMA Cardiology“ vorgestellt.

Welche Beschwerden hatte die Patientin?

Die 53-Jährige infizierte sich mit dem Coronavirus-SARS-CoV-2 und entwickelte einige Tage darauf Fieber und Husten, die typischen Leitsymptome von COVID-19. Im Laufe der Erkrankung litt die Betroffene unter einer zunehmenden Abgeschlagenheit. Bei einer Untersuchung wurde dann eine akute Pumpschwäche des Herzmuskels festgestellt, weshalb sie in die kardiologische Klinik eingeliefert wurde.

Hohe Troponin-Werte im Blut

Bei der Eingangsuntersuchung im Krankenhaus wurde ein Anstieg von hoch-sensitivem Troponin T gefunden. Kardiales Troponin ist ein Proteinkomplex, der bei einer Schädigung des Herzmuskels ins Blut übergeht und dort gemessen werden kann. Das Vorhandensein von Troponin im Blut gilt als Marker für Schäden an Herzmuskelzellen.

Zuerst wurde ein Herzinfarkt vermutet

Da hohe Troponin-Werte auch auf einen Herzinfarkt hindeuten, gingen die italienischen Ärztinnen und Ärzte zunächst davon aus, dass ein solches kardiovaskuläres Ereignis vorliegt. Doch in einer Koronarangiografie konnten weder Stenosen noch Verschlüsse der Herzkranzgefäße gefunden werden. Es gab also zunächst keine Erklärung für den geschädigten Herzmuskel.

In einer im Anschluss durchgeführten Echokardiografie wurde eine Bewegungsstörung des Herzmuskels beobachtet und im Herzbeutel (Perikard) ein begrenzter Erguss über der rechten Herzkammer gefunden, obwohl es keine weiteren Hinweise auf eine Herztamponade (Flüssigkeits- oder Luftansammlung im Herzbeutel) gab. Die linke Herzfunktion senkte sich durch die Schäden um 40 Prozent.

MRT gab Aufschluss

Um die Ursache weiter zurückzuverfolgen, wurde die Patientin mithilfe einer kardialen Magnetresonanztomografie untersucht. Hier bestätigte sich der Verdacht, dass es sich um ein interstitielles Ödem im Herzmuskel handelt. Durch eine verzögerte Anreicherung mit dem Kontrastmittel Gadolinium konnten die Kardiologinnen und Kardiologen zeigen, dass eine akute Entzündung im Herzmuskel die wahrscheinlichste Ursache für die Herzschädigung war.

Auf Grundlage der Befunde im Herzecho und MRT kommt das behandelnde Team zu dem Schluss, dass höchstwahrscheinlich eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) die Ursache für die vorübergehende Herzschwäche ist. Nach Meinung der Kardiologen könnte diese Entzündung entweder direkt durch SARS-CoV-2 oder als Folge einer Immunreaktion auf das Virus ausgelöst worden sein. Die Patientin wurde zudem mit Steroiden behandelt, woraufhin sich eine Besserung einstellte. Dies spreche auch für eine Entzündung als Ursache für die akute Herzinsuffizienz.

Wie wurde die Patientin behandelt?

Das Ärzteteam gab der Patientin Dobutamin zur Verbesserung der Herzfunktion und verschiedene Medikamente, die auch zur Behandlung einer Herzschwäche eingesetzt werden, darunter Canrenon, Furosemid, Bisoprolol und ASS. Zusätzlich erhielt sie drei Tage lang intravenös Steroide (Methylprednisolon). Nach sechs Tagen verbesserte sich der Zustand der Patientin und die Wandverdickung des Herzens bildete sich zurück.

Herzschäden wurden häufig beobachtet

Eine kürzlich veröffentlichte Studie aus Wuhan, die die bisher größte Übersicht über COVID-19-Betroffene bietet, zeigte, dass bei rund einem Fünftel von über 400 COVID-19-Patientinnen und -Patienten ein Anstieg von kardialem Troponin im Blut beobachtet wurde. Dieser Anstieg gehe auch mit einer deutlich verschlechterten Prognose des Krankheitsverlaufes einher. Mehr Informationen hierzu finden Sie in dem Artikel: COVID-19: Bei Herzkranken erhöht sich das Risiko eindeutig.

Zudem zeigte eine aktuelle Untersuchung der University of Texas, dass eine COVID-19-Erkrankung auch bei Menschen ohne vorherige Herzkrankheit zu bleibenden Schäden am Herz führen kann. Für weitere Informationen lesen Sie den Artikel: Coronavirus-Infektion auch bei gesunden Menschen mit Herzschäden verbunden. (vb)

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