AMK warnt vor Einnahmefehlern bei Paxlovid

Verlängerte Haltbarkeit, englischsprachige Aufmachung, Wechselwirkungen über CYP3A – bei Paxlovid gibt es gleich mehrere Fallstricke, die zu Medikationsfehlern führen können. Wichtig ist auch, dass Patient:innen trotz der ungewöhnlichen Aufmachung des Blisters zu den Einnahmezeitpunkten die komplette Dosis – bestehend aus drei Tabletten – einnehmen, wie die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker an einem realen Fallbeispiel illustriert.

Paxlovid® ist zur Behandlung einer COVID-19-Infektion zugelassen – bei Erwachsenen, die keine zusätzliche Sauerstoffzufuhr benötigen und ein erhöhtes Risiko haben, einen schweren Krankheitsverlauf zu entwickeln. Hierzu sollen über einen Zeitraum von fünf Tagen morgens und abends jeweils 300 mg Nirmatrelvir und 100 mg Ritonavir eingenommen werden. Klingt einfach? Das ist es in der Praxis nicht immer: Eine fehlerhafte Dosierungsangabe auf einer Verordnung hätte beinahe zu einem Medikationsfehler geführt, wie die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) am 17. Januar 2023 berichtete.

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Um zu verstehen, wie es dazu kam, lohnt sich ein genauerer Blick auf Verpackung und Aufmachung des Corona-Medikamentes: Eine Faltschachtel enthält insgesamt fünf Blister, einen für jeden Behandlungstag. Der Blister ist farblich in zwei Teile gegliedert. Unter einer goldenen Deckfolie verbergen sich die Tabletten für die morgendliche Einnahme, die Dosis für den Abend ist unter einer blauen Deckfolie zu finden. Jede Dosis besteht, anders als man vielleicht annehmen würde, nicht aus einer einzigen, sondern aus insgesamt drei Tabletten: zwei rosafarbene Tabletten mit je 150 mg Nirmatrelvir und eine weiße Tablette mit 100 mg Ritonavir. Dies ermöglicht zwar eine Anpassbarkeit der Medikation beispielsweise an eine Niereninsuffizienz (mit einer eGFR ≥ 30 bis < 60 ml/min, in diesem Fall ist nur eine der beiden rosa Nirmatrelvir pro Einnahmezeitpunkt nötig), kann aber auch zu Verwirrung bei medizinischem Fachpersonal und Patient:innen führen. 

So hatte ein Hausarzt einem 43-jährigen Patienten das Medikament mit der Dosierungsangabe 1-0-1 verordnet. Kurz darauf wurde der Patient in einem Krankenhaus aufgenommen. In der Krankenhausapotheke fiel der Fehler noch vor der Einnahme auf und die Dosis konnte in Rücksprache mit dem Arzt auf 3-0-3 korrigiert werden.

Hilfestellungen für das Beratungsgespräch rund um Paxlovid

Apothekenpersonal, welches Paxlovid® an Patient:innen abgibt, tut also gut daran, die verordnete Dosierung zu prüfen und auch abzuklären, ob die Patient:innen diese verstanden haben. 

Weiterhin ist bei der Abgabe von Paxlovid® zu beachten, dass dieses sowohl an Patient:innen, als auch an Hausärzte als Sprechstundenbedarf abgegeben werden darf. Grund hierfür ist, dass das hausärztliche Dispensierverbot in diesem Fall aufgehoben wurde, um einen möglichst raschen Therapiebeginn zu ermöglichen. Mit mehr als fünf Packungen darf sich ein Hausarzt/eine Hausärztin jedoch nicht bevorraten. 

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Da Paxlovid® in englischsprachiger Aufmachung in Deutschland im Handel ist, haben Apotheken bei der Abgabe den deutschsprachigen Beipackzettel auszudrucken und mit auszuhändigen.

Weiterhin wurde nach neuen Stabilitätsstudien für Paxlovid®-Packungen mit einem aufgedruckten Verfalldatum zwischen 11/2022 bis 05/2023 die Haltbarkeit um sechs Monate verlängert, solange die Packung nicht über 25 °C oder im Kühlschrank/Tiefkühlschrank gelagert wurde. Auf die Abgabe einer nur vermeintlich abgelaufenen Packung sollten Kund:innen ebenfalls hingewiesen werden, um spätere Beschwerden zu vermeiden.

Interaktionschecker, Beratungs- und Dokumentationsleitfaden für Paxlovid

Zu guter Letzt darf auch der Hinweis auf das umfangreiche Interaktionspotenzial des CYP3A-inhibitors Ritonavir nicht fehlen. Interaktionschecker speziell für Paxlovid® bieten beispielsweise die National Institutes of Health und die University of Liverpool. Ein temporäres Absetzen oder eine vorübergehende Dosisreduktion von Komedikation kann bei der Anwendung von Paxlovid® erforderlich werden.

Das Beratungsgespräch rund um das Thema Paxlovid® kann also durchaus ein wenig Zeit in Anspruch nehmen. Wer sicherstellen möchte, dass hierbei kein Aspekt vergessen wird, kann den Beratungs- und Dokumentationsleitfaden Paxlovid® der AMK verwenden, auf den diese in ihrer letzten Meldung nochmals explizit hinweist.

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