Gürtelrose trifft jährlich 300.000 Deutsche – für wen die Impfung sinnvoll ist

Jedes Jahr erkranken mehr als 300.000 Menschen in Deutschland neu an Gürtelrose. Im Interview beantwortet Internist Markus Heinemann wichtige Fragen zum Thema.

Herr Heinemann, was ist Gürtelrose?

Markus Heinemann: Gürtelrose ist eine Infektionskrankheit, die durch das Varizella-Zoster-Virus verursacht wird. Es ist das gleiche Virus, das auch Windpocken auslöst. Ein zumeist junger Mensch steckt sich mit Windpocken an, das Virus bleibt nach Abheilung der Windpocken im Körper in einem Ruhezustand und kann später wieder aktiv werden und Gürtelrose verursachen. Gürtelrose zeigt sich als Schmerzen, Brennen oder Juckreiz in einer bestimmten Körperregion.

Wer kann Gürtelrose bekommen und wovon hängt das persönliche Risiko ab?

Heinemann: Jeder, der Windpocken hatte, kann später an Gürtelrose erkranken. Das Risiko, Gürtelrose zu entwickeln, steigt mit dem Alter. Menschen über 60 Jahren und Personen mit Immundefekten und Vorerkrankungen haben ein höheres Gürtelrose-Risiko als jüngere, gesunde Menschen. Ein gutes körpereigenes Immunsystem – trainiert durch eine Impfung – kann jedoch dazu beitragen, das Risiko für eine Gürtelrose-Infektion zu reduzieren.

Kann man auch Gürtelrose bekommen, wenn man nie eine Windpocken-Erkrankung wahrgenommen hat?

Heinemann: Die Erstinfektion mit dem Varizella-Zoster-Virus sind die Windpocken. Allerdings verlaufen Windpocken manchmal sehr unauffällig oder treten im frühen Kindesalter auf und werden nicht als solche registriert. Daher kommt es dann später im Leben zu scheinbar überraschenden Gürtelrose-Erkrankungen. Der Kontakt mit dem Virus hat aber bereits vorher stattgefunden.

Warum ist Gürtelrose so schwierig zu diagnostizieren?

Heinemann: Die Symptome sind anfangs ähnlich wie bei anderen Hauterkrankungen. Schmerzen, Brennen oder Juckreiz gibt es bei vielen Infektionen und Allergien. Und auch ein Hautausschlag mit Bläschen kann bei anderen Hauterkrankungen wie zum Beispiel Herpes Simplex auftreten.

Markus Heinemann ist Internist, Hämatologe, Onkologe, Immunologe, Infektiologe sowie Diplom-Tropenmediziner. Er ist seit 2012 in eigener Praxis in Stuttgart tätig.

Insbesondere im Frühstadium der Erkrankung ist oft nichts zu sehen, obwohl schon Schmerzen vorhanden sind. Wenn ein typischer und offensichtlicher Ausschlag mit Bläschen sichtbar wird, ist die Erkrankung bereits voll ausgebrochen. Manchmal sind auch Stellen betroffen, auf die man keinen guten Blick hat wie zum Beispiel am Rücken zwischen den Schulterblättern.

Was kann passieren, wenn Gürtelrose nicht innerhalb des therapeutischen Zeitfensters von 72 Stunden behandelt wird?

Heinemann: Wenn Gürtelrose nicht innerhalb des therapeutischen Zeitfensters von 72 Stunden behandelt wird, kann es zu schweren Verläufen kommen. Es baut sich eine immer stärkere Entzündung auf. Rötung, Schwellung, Schmerzen und Bläschenbildung nehmen zu und beschädigen das Gewebe und die Nerven. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können dazu beitragen, das Risiko für Komplikationen zu verringern. Den stärksten Schutz bietet eine Impfung, sie kann das Risiko eines Gürtelrose-Ausbruchs reduzieren.

Was sind mögliche Komplikationen oder auch Langzeitfolgen?

Heinemann: Mögliche Komplikationen oder Langzeitfolgen einer Gürtelrose-Infektion können sein:

Kann man Gürtelrose mehrmals im Leben bekommen?

Heinemann: Ja, das ist möglich. Gürtelrose kann man auch mehrere Male im Leben bekommen. Da das Virus nach einer initialen Windpocken-Erkrankung in den Nervenzellen verbleibt, kann es später im Leben immer wieder aktiviert werden und zu einer Gürtelrose-Erkrankung führen. Ein geschwächtes Immunsystem, Stress, Vorerkrankungen oder bestimmte Arzneimittel können dazu beitragen, dass das Virus reaktiviert wird. Ein Hauptrisikofaktor ist das Alter.

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Wie kann man sich vor Gürtelrose schützen?

Heinemann: Eine gesunde, ausgewogene Ernährung, gutes Stressmanagement und regelmäßige Bewegung können sicherlich dazu beitragen, das Immunsystem zu stärken und das Risiko für eine Virusreaktivierungen zu reduzieren. Den effektivsten Schutz bietet jedoch nur eine Impfung, da sie das Risiko für eine Erkrankung erheblich reduziert.

Wer sollte sich vor Gürtelrose schützen?

Heinemann: Jeder möchte gerne gesund bleiben. Für junge Menschen ohne Vorerkrankungen ist dies oft ein Selbstläufer. Eine Schutz-Impfung vor Gürtelrose ist daher besonders wichtig für:

Muss die Impfung irgendwann aufgefrischt werden?

Heinemann: Die vollständige Schutz-Impfung besteht aus zwei Impfdosen, die in einem Zeitraum zwei bis sechs Monaten verabreicht werden. Danach hat man sehr lange einen guten Schutz.

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