Forscher entschlüsseln fatalen Metastasen-Mechanismus bei Brustkrebs

Deutsche Wissenschaftler haben einen Mechanismus entdeckt, über den sich Brustkrebs im Körper verbreiten kann. Verantwortlich dafür sind sogenannte Fresszellen. Die neuen Erkenntnisse könnten künftig dabei helfen, Brustkrebs frühzeitig aufzuhalten.

Leidet ein Mensch an Krebs, breiten sich die Metastasen oft im ganzen Körper aus. Die kranken Zellen lösen sich vom ursprünglichen Tumor und befallen weitere Organe, im Fall von Brustkrebs beispielsweise die Lunge.

Wie deutsche Forscher jetzt herausgefunden haben, sind bestimmte Immunzellen dafür verantwortlich, dass die Metastasen sich dort leichter verbreiten. Der neu entdeckte Mechanismus konnte bislang nur bei Mäusen nachgewiesen werden, könnte aber künftig neue Angriffpunkte für die Behandlung von Brustkrebs bieten.

Protein-Cocktail fördert Wachstum von Metastasen

Damit Krebszellen in andere Körperregionen vordringen und dort zu Metastasen heranwachsen können, müssen sie sich in ihrer neuen Umgebung zunächst anpassen. Wie das funktioniert, haben nun Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und vom Stammzell-Institut HI-STEM beobachtet. „Um sich in diesem neuen Umfeld ansiedeln zu können, bereiten die Krebszellen zunächst ihre Mikroumgebung vor“, sagt Studienautor Thordur Oskarsson. Fachleute sprechen davon, dass sich die Tumorzellen eine sogenannte „metastatische Nische“ schaffen. Relevant dafür seien vor allem die Blutgefäße. Oskarsson /HI-STEM und DKFZ Brustkrebszellen (braun dargestellt) sind in die Lunge eingewandert und zu einer frühen Metastase ausgewachsen.

Die Wissenschaftler haben festgestellt, dass besonders vier Gene beim Heranwachsen der Tumorzellen aktiviert wurden. Diese enthalten vier Proteine, die sowohl einzeln als auch in Kombination die Entstehung von Metastasen in der Lunge fördern. Dieser Protein-Cocktail stünde demnach im Zusammenhang mit dem Überleben beziehungsweise rückfallfreien Überleben von Patienten mit Brustkrebs.

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  • Fresszellen produzieren gefährlichen Protein-Cocktail

    Zur Überraschung der Wissenschaftler waren es allerdings keineswegs die Krebszellen, welche die Lunge dazu brachten, den gefährlichen Protein-Cocktail zu produzieren. Stattdessen spannten sie dafür einen Zelltyp des angeborenen Immunsystems ein: sogenannte „Fresszellen“, die Makrophagen. Die Brustkrebszellen programmieren diese offenbar um, sodass sie die Blutgefäßzellen dazu anregen, den Protein-Cocktail auszuschütten.

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    Für ihre Untersuchungen hatten die Forscher Brustkrebszellen an Mäuse übertragen. Der Mechanismus wurde also bislang nicht am Menschen untersucht. Allerdings liefern die neuen Erkenntnisse wichtige Informationen für die Krebsforschung, wie Studienleiter Oskarsson betont.  
     

    Forscher hoffen auf neue Therapieformen gegen Brustkrebs

    „Mit dem besseren Verständnis der zahlreichen Proteine und Faktoren, die an der Metastasierung beteiligt sind, konnten wir eine Vielzahl Ansatzpunkte für neue Strategien identifizieren, wie die Ausbreitung von Brustkrebs aufgehalten werden kann.“ Fehlten die Fresszellen – etwa, weil sie mit einem speziellen Wirkstoff außer Gefecht gesetzt wurden –, kam es nicht zur Produktion des metastasierungsfördernden Protein-Cocktails. Allerdings handelt es sich hierbei nur um einen mehrerer Faktoren, die dafür sorgen, dass Krebs streut. Wie der Krebsinformationsdienst betont, verhalten sich zudem nicht alle Krebs- und Tumorarten gleich. Demnach bleibt abzuwarten, inwieweit die Forschungsergebnisse auch auf andere Krebsarten übertragbar sind.

    Dennoch hoffen die Wissenschaftler mithilfe der Studienergebnisse diesen einen, bei Brustkrebs entdeckten, Mechanismus künftig ausschalten zu können. „Aus diesen neuen Erkenntnissen konnten wir bereits erste potentielle Therapiekonzepte entwickeln, die nun in weiteren Studien validiert werden müssen“, sagt HI-STEM-Direktor Andreas Trumpp. 

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    Auf welche Brustkrebs-Symptome Sie achten sollten

    Viele Menschen, insbesondere Frauen erhalten in ihrem Leben die Diagnose Brustkrebs. Jährlich erkranken laut Zentrum für Krebsregisterdaten des Robert-Koch-Instituts etwa 69.000 Frauen und 720 Männer neu am Mammakarzinom.

    Ärzte empfehlen Frauen daher, sich bereits ab einem Alter von 25 Jahren regelmäßig selbst zu untersuchen. Tückisch ist Brustkrebs, weil er sich lange ohne erkennbare Beschwerden äußert. Oftmals offenbart sich ein Tumor erst, wenn Frauen ihre Brust abtasten. Einen Tumor zu erkennen, ist zudem erst bei einem Durchmesser von einem Zentimeter möglich.

    Bei diesen Warnsignalen sollten Sie zum Arzt gehen:

    Die Früherkennung ist hier immens wichtig. Denn wird Brustkrebs frühzeitig diagnostiziert und ist er noch unter zwei Zentimetern klein, leben noch über 90 Prozent der Patienten nach 15 Jahren noch.

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