Zimtsterne und Kinderpunsch für Schwangere?

In der Vorweihnachtszeit taucht immer wieder die Frage auf: Können typische Lebkuchengewürze für Schwangere gefährlich werden? Wirkt das Knabbern von Zimtsternen gar wehenauslösend? Klare Antwort: Wie immer kommt es darauf an, Maß zu halten und das große Ganze im Blick zu behalten.

Im Grunde ist es erstaunlich, dass gerade die in Kleinstmengen zugeführten Gewürze einer Schwangeren Angst machen können. Viel mehr Sorgen bereitet Ernährungsexperten und Medizinern die zu hohe Zufuhr an Kalorien, vor allem an Zucker, während der Schwangerschaft. Laut einer Statistik des Robert Koch-Instituts (RKI) aus dem Jahr 2017 sind knapp 16 Prozent der Frauen bereits zu Beginn einer Schwangerschaft adipös  (BMI 30 kg/m2) – und die Tendenz ist steigend. Der Anteil der Frauen, die in der Schwangerschaft 30 Prozent und mehr an Gewicht zunehmen, beträgt 17 Prozent. (Zur Orientierung: Eine Frau mit einem Normalgewicht von 65 kg sollte 11 bis maximal 16 kg zunehmen, das entspricht 17 bis 24 Prozent). Bei 5,9 Prozent der schwangeren Frauen wird ein Gestationsdiabetes festgestellt (RKI 2017).

Zimttee als Wehenverstärker?

Wenn eine Schwangere in der Apotheke Rat sucht, ob Zimt & Co. vorzeitige Wehen auslösen würden, kann man sie beruhigen. Zimt gilt unter Hebammen – so jedenfalls entsprechende Hinweise im Internet – zwar durchaus als wehenfördernd. Im erwünschten Fall wird das Trinken von Zimttee empfohlen: zwei Stangen Ceylon-Zimt mit kochendem Wasser überbrühen und zehn Minuten ziehen lassen. Dadurch soll eine stärkere Durchblutung der Bauchorgane erreicht werden, die die Entstehung von Wehen begünstigen kann. Der Erfolg wird allerdings relativiert: Es müssen schon natürliche Wehen da sein, damit man eine Wirkung spürt. Durch das Knabbern einiger Zimtsterne lässt sich mit Sicherheit keine Geburt einleiten.

Auf Cumarin-Gehalt achten

Kritisch zu sehen ist – auch für Nichtschwangere und vor allem für Kinder – der Cumarin-Gehalt insbesondere von Cassia-Zimt und Tonkabohnen. Hohe Dosen an Cumarin können bei empfindlichen Personen zu Leberschäden führen, die reversibel sind, im Extremfall aber auch eine Hepatitis auslösen können. Bei im Handel befindlichen, verzehrfertigen Lebensmitteln ist eine Deklaration der Zimtsorte nicht vorgeschrieben. Cassia-Zimt und auch die Cumarin-haltigen Tonkabohnen dürfen verwendet werden, sofern die EU-weit geltenden Grenzwerte für Cumarin nicht überschritten werden. Täglich 0,1 mg Cumarin pro kg Körpergewicht gelten als unbedenklich.

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Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt für Kleinkinder mit einem Körpergewicht von 15 kg höchstens sechs kleine Zimtsterne oder 100 Gramm Lebkuchen pro Tag. Für Erwachsene gilt, dass die Gesamt-Exposition mit Cumarin zum Beispiel auch durch die Verwendung Cumarin-haltiger Kosmetika erhöht werden kann. Cumarin wird in Kosmetikprodukten – ohne Mengenbeschränkung – als Duftstoff verwendet und über die Haut resorbiert. Das BfR rät, im Haushalt und fürs Selbstbacken eher cumarinarmen Ceylon-Zimt zu verwenden. Für den Handel gibt es allerdings keine Verpflichtung, die Herkunft von Zimtpulver anzugeben. Tonkabohnen sollten wegen ihres Cumaringehalts ebenfalls nur sehr sparsam verwendet werden.

Zimthaltige Nahrungsergänzungsmittel, die eine positive Wirkung auf den Blutzuckerspiegel versprechen, eignen sich in keinem Fall für Schwangere. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft rät generell – unabhängig von einer Schwangerschaft – von einer therapiebegleitenden Einnahme von Zimtpräparaten bei Diabetes ab.

Mohnstollen –  lieber nicht?

Das Bundesinstitut für Risikobewertung nennt einen Richtwert von maximal 4 mg Morphin pro Kilogramm Mohnsamen, wenn dieser in Lebensmitteln weiterverarbeitet wird. Durch den Reinigungs-, Mahl- und Backprozess wird der Morphin-Gehalt noch einmal deutlich reduziert. Der übliche Verzehr von Mohnkörnern auf Mohnbrötchen oder als Füllung in Gebäck gilt daher als völlig unbedenklich. Wer als Schwangere auf Nummer Sicher gehen will, sollte auf dicke Scheiben von weihnachtlichem Mohnstollen verzichten, nicht zuletzt auch aus Kaloriengründen. Ein Mohnbrötchen darf sich die Schwangere aber gern schmecken lassen.

Ingwer – nichts für Risiko-Schwangere

Ingwer können Schwangere in allen Phasen der Schwangerschaft genießen. In den verzehrsüblichen Mengen wird er sogar gegen Schwangerschaftsübelkeit empfohlen. Es gibt im Internet allerdings Hinweise von Hebammen, die Ingwer ablehnen, weil er die Durchblutung der Bauchorgane so stark fördern kann, dass Wehen ausgelöst werden können. Bei einer Risikoschwangerschaft also besser auf Ingwer verzichten – ebenso wie alles an Nahrungsmitteln und Gewürzen, was eine gewisse Schärfe enthält.

Anis, Fenchel, Kümmel

Generell sollten alle Teekräuter wie Anis, Fenchel, Kümmel, aber auch Pfefferminze und Salbei in der Schwangerschaft nur maßvoll zum Einsatz kommen. Jeder exzessive und einseitige Gebrauch kann bedenklich werden. Für Kamillen- und Melissentee gibt es keine Einschränkungen. Kräuter aus zertifiziertem Bio-Anbau sind vorteilhaft. Auch sollten alle Tees möglichst ungesüßt getrunken werden.

Kinderpunsch für Schwangere?

Schwangeren wird als Alternative zum weihnachtlichen Glühwein oft der beliebte alkoholfreie Kinderpunsch empfohlen. Auch hier sollte man daran denken: Große Mengen an preisgünstigem Zimt unklarer Herkunft sind nicht gerade ideal, weder für Schwangere noch für Kinder. Hinzu kommt der hohe Zuckergehalt von Kinderpunsch. Kleine Mengen – also eine Tasse oder ein Glas Kinderpunsch – darf man sich aber mit gutem Gewissen schmecken lassen. Denn schließlich möchte man die Adventsstimmung und das menschliche Miteinander genießen, beides ist wichtig für eine gesunde Psyche.

Zuckeraustauschstoffe sind nicht gesünder

Zimtsterne beziehungsweise vergleichbare Weihnachtsplätzchen enthalten pro Stück rund 5 Gramm Zucker. Das bedeutet: mit fünf Keksen hat man bereits die Hälfte der maximal empfohlenen, täglichen Zuckerhöchstmenge von 50 Gramm erreicht. Zuckeralkohole wie Xylit im Austausch gegen Zucker werden zwar von deren Herstellern für Schwangere empfohlen, aber auch nur in begrenzter Menge. Denn sie können zu Bauchkrämpfen und Durchfällen führen, beides ist nicht erwünscht in der Schwangerschaft und schon gar nicht für Risikofälle. Zuckeraustauschstoffe sind nicht gesünder als Zucker, auch wenn sie zum Beispiel in Bonbons zahnschonend wirken. Doch auch hier gilt für empfindliche Menschen, nicht nur für Schwangere: Maßhalten – sonst kommt es zu Verdauungsstörungen.

Alternativen zum Knabbern

Nüsse sind eine gesunde Knabberalternative für Schwangere und Gesundheitsbewusste. Sie enthalten Vitamine, vor allem Folsäure, außerdem Omega-3-Fettsäuren und Mineralien. Am besten ist es, frische, unverarbeitete, ungesalzene Nüsse zu essen, pro Tag eine Handvoll. Ganz wichtig: die Nüsse sollten gut riechen, nicht bitter schmecken und nicht merkwürdig verfärbt aussehen. So lässt sich ein Schimmelpilzbefall ausschließen, der unbedingt zu vermeiden ist. Die von Schimmelpilzen gebildeten hochgiftigen Aflatoxine können krebserregend und erbgutschädigend wirken und das Immunsystem schwächen.

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