ZDF-Star fordert Impfpflicht gegen Corona: Das ist weniger krass als Gurtpflicht im Auto

Kommt die Impfpflicht oder kommt sie nicht? Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim spricht sich in einem Video klar für eine Verpflichtung zur Corona-Impfung aus. Sie fordert die Regierung auf, ein Versprechen zu brechen.

Die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim spricht sich in einem Video auf ihrem YouTube-Kanal für eine Corona-Impfpflicht aus. Zu Beginn des Videos sagt sie, sie sei immer für das Impfen, aber gegen eine Impfpflicht gewesen.

"Warum sollte man Menschen zu einer Entscheidung, die ganz objektiv die beste Wahl ist, verpflichten müssen?", fragt Nguyen-Kim, die auch im ZDF eigene Wissenschaftssendungen moderiert.

Viel besser sei sorgfältige Aufklärung, sodass Menschen freie und informierte Entscheidungen treffen können. Wichtig sei, Anreize zu schaffen und die Impfung leicht zugänglich zu machen.

Dann aber stellt sie die Frage: "Was, wenn das alles nicht ausreicht? Was, wenn weiter immer mehr Menschen an Covid-19 sterben und sich die Intensivstationen füllen?" Ihre eigene Frage, ob man dann eine Impfpflicht noch ausschließen könne, beantwortet sie mit "Nein".

Mai Thi Nguyen-Kim: "Ich verstehe die Aufregung um eine Impfpflicht nicht"

"Ich verstehe die Aufregung um eine Impfpflicht nicht", fährt sie fort. Eine Pflicht sei zwar nicht ihre erste Wahl, sie versteht aber auch nicht, warum sie von der Regierung kategorisch ausgeschlossen wird. Youtube/MaiLAB Mai Thi Nguyen-Kim ist Wissenschaftsjournalistin

Sie zieht einen Vergleich zu einer Pflicht, die mittlerweile wohl nur noch die wenigsten hinterfragen dürften: "Ganz rational betrachtet ist eine Impfpflicht sogar weniger krass als die Gurtpflicht im Auto. Denn der Sicherheitsgurt schützt ja nur mich selbst, da könnte man ja noch argumentieren 'ist ja jeder selbst Schuld, der sich nicht anschnallt'. Aber wer sich impfen lässt, schützt ja nicht nur sich, sondern auch andere."

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Eine Impflicht in besonderen Fällen ist laut Nguyen-Kim gerechtfertigt. Sie erinnert dabei an die weltweite Impfpflicht bei den Pocken im Jahr 1959 sowie an die Masern-Impfpflicht in Kitas und Schulen, die seit 2020 gilt.

Nguyen-Kim: "Wenn eine Impfpflicht gerechtfertigt wäre, dann jetzt"

"Vielleicht haben manche den Ausnahmezustand, in dem wir uns gerade befinden, immer noch nicht begriffen, aber wenn eine Impfpflicht gerechtfertigt wäre, dann jetzt", sagt Nguyen-Kim. Sie zählt dabei drei Fakten auf. Erstens sei die Impfung sicher. Der Impfstoff sei zwar schnell, aber nicht auf Kosten von Sicherheit und Sorgfalt entwickelt und zugelassen worden.

Nguyen-Kims zweiter Fakt: "Die Impfung schützt". Auch als geimpfte Person könne man sich zwar noch anstecken, man habe aber deutlich höhere Chancen auf einen milden Verlauf. Sie weist außerdem auf die Wichtigkeit der Booster-Impfung hin, um den Impfschutz auch nach etwa vier bis sechs Monaten aufrechtzuerhalten.

Drittens sei die Pandemie noch nicht vorbei, so die Wissenschaftsjournalistin. Auf dem Weg zur Endemie müsse also noch alles dafür getan werden, um weitere Covid-Todesfälle zu verhindern. Nach der Pandemie werde SARS-CoV-2 endemisch, also hier heimisch werden. Es werde sich also zu den anderen heimischen Erkältungsviren hinzugesellen.

Nguyen-Kim: "Jetzt ist nicht die Zeit für Perfektion"

Bei einer möglichen Impfpflicht sagt Nguyen-Kim: "Jetzt ist nicht die Zeit für Perfektion, jetzt ist Zeit für Pragmatismus." Man habe auch gar keine Zeit für Perfektion. "Alles, was hilft, hilft", betont sie.

Schließlich richtet sie sich noch mit einem Appell an die Regierung. Sie fordert die politisch Verantwortlichen auf, ihr Versprechen, eine Impflicht nicht einzuführen, zu brechen. In einer solchen Situation, wie der aktuellen, sei es noch schlimmer, nicht das Wort zu brechen.

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