Im Kampf gegen das Coronavirus liegen nun große Hoffnungen auf Frankfurter Virologin

Sie ist der Christian Drosten von Frankfurt: Während der Leiter der Virologie der Berliner Charité bundesweit in den Medien ist, arbeitet seine Frankfurter Kollegin Sandra Ciesek lieber im Labor. Auf ihr ruhen große Hoffnungen.

Sie war eine der ersten, die in Deutschland das Virus Sars-CoV-2 analysieren konnte. Die Proben stammten aus dem Rachen der Passagiere, die Anfang Februar von der Luftwaffe aus dem chinesischen Epidemiezentrum Wuhan ausgeflogen wurden. Aus diesen Proben konnte Cieseks Team Sars-CoV-2 in Zellkulturen anzuzüchten und sie weiter erforschen.

"Wir schauen auch, wie stabil ist das Virus ist"

Um ihre Arbeit zu unterstützen bekam Ciesek gerade 250.000 Euro von der Johanna Quandt Universitäts-Stiftung – bewilligt binnen 24 Stunden, wie die Goethe-Universität berichtete. "Unser Ziel ist es, möglichst zeitnah mit klinischen Studien an Probanden und Patienten zu beginnen", sagt die 42-Jährige.

Welche Optionen werden aktuell dabei verfolgt? Das eine ist eine sogenannte pharmakologische Substanzdatenbank. Sie soll nach antiviralen Wirkstoffen durchsucht werden. Zweiter Ansatz ist die Gen-Schere CRISPR-Cas9. Die Idee ist, Gene auszuschalten, die das Virus zur Infektion benötigt.

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"Wir schauen aber auch, wie stabil ist das Virus ist, wie lange es auf Oberflächen oder in Flüssigkeiten überleben kann", berichtet sie, "wie lässt es sich inaktivieren, um auch sicher im Labor zu arbeiten, wie stabil ist es gegenüber Ph-Wert-Schwankungen oder UV-Licht." Zwischenergebnisse verraten will sie nicht: "Für Sars-CoV-2 haben wir noch keine so stabilen Daten, dass wir sie in der Presse preisgeben würden."

Für Aufsehen sorgte im Februar ein Beitrag im "New England Journal of Medicine", der nachwies, dass ein rein "symptombasiertes Screening" bei Sars-CoV-2 nicht effektiv ist: Einige Passagiere aus Wuhan hatten während des Flugs Symptome gezeigt und wurden in die Uni-Klinik gebracht. Zur Sicherheit nahm man auch bei allen anderen Abstriche und untersuchte sie. Dabei stellte sich heraus, dass zwei Menschen das Virus in sich trugen, die keine Symptome hatten, während die Isolierten nicht infiziert waren.

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    Anders als ihr Berliner Kollege hält sich Ciesek in der Öffentlichkeit zurück. Wenn man sie fragt, ob die aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung ausreichen, übertrieben sind oder zu zaghaft, sagt sie: "Das ist eine Frage, die ich nicht beantworten möchte. Das steht mir als Virologin nicht zu." dpa/Andreas Arnold/dpa Prof. Dr. Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt, steht im Klinikum.

    Zur Virologie kam Ciesek auf Umwegen über die Innere Medizin, ihr Spezialgebiet war Hepatitis. Als sie Mutter wurde, entschied sie sich, eine Professur in Essen anzunehmen. "Ich dachte, wenn man kleine Kinder hat, ist Virologie ein Fach, wo man mehr Zeit hat, um Forschung und Familie zu vereinbaren". Eine Hoffnung, die sich nicht erfüllt hat. Im Mai 2019 wechselte sie nach Frankfurt, heute hetzt sie zwischen Labor, Klinik und Schreibtisch hin und her.

    "Niemand auf dieser Welt kann genau sagen, wie sich die Lage weiter entwickelt. Auch der Virologe weiß nicht alles. Aber wir lernen jeden Tag dazu", sagte sie. "Was das Virus anders macht, ist, dass es neu ist – für unser Immunsystem und für unsere Köpfe." Ihr Rat in dieser Zeit: "Hände waschen, Abstand halten, Isolation sind am wichtigsten. Aber Hamsterkäufe bringen uns nicht weiter."

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