Wo bleiben die Temperaturkontrollen für Arzneimittelversender?

Immer wieder stellt sich bei hochsommerlichen Temperaturen, wie wir sie derzeit erleben, die Frage: Wie geht es eigentlich den Arzneimitteln in den Päckchen der Versender? Der Großhandelsverband Phagro mahnt konsequentere Kontrollen an – und fordert, den richtigen Umgang mit Arzneimitteln in den nationalen Hitzeschutzplan aufzunehmen.

Auch in diesem Jahr hat die Hitze Deutschland im Griff. Viele träumen von der Siesta – doch die meisten Menschen müssen ihren Job einfach erledigen. Dazu zählen alle, die in einer Apotheke arbeiten, Mitarbeiter:innen des pharmazeutischen Großhandels – und auch solche der Paketdienste.

Da Extremtemperaturen längst keine Ausnahme mehr sind, hat sich auch der Bundesgesundheitsminister des Themas angenommen. Ende Juni startete Karl Lauterbach (SPD) mit Vertretern von Pflegebranche, Ärzteschaft, Kommunen und weiteren Experten Gespräche über einen nationalen Hitzeschutzplan. Dazu gab es einen Impuls-Aufschlag aus dem Bundesgesundheitsministerium: den Entwurf eines Schutzplans, der Ziele und Strategien für die Sommerperioden umreißt. Es geht unter anderem um die Sensibilisierung der Bevölkerung, die Reduzierung von Todesfällen und gezielte Informationen. Im Blick hat Lauterbach dabei vor allem den Schutz vulnerabler Personen.

Phagro: Arzneimittelaufsichtsbehörden in die Pflicht nehmen!

Beim pharmazeutischen Großhandel hat man noch weitergehende Ideen. Der Vorsitzende des Bundesverbands Phagro, Marcus Freitag, fordert nun, auch den richtigen Umgang mit Arzneimitteln in den nationalen Hitzeschutzplan aufzunehmen. Ein wesentlicher Punkt dabei: „Der ‚nationale Hitzeschutzplan‘ muss die örtlich zuständigen Arzneimittel-Aufsichtsbehörden in die Pflicht nehmen, den Versandhandel mit Arzneimitteln in den heißen Sommerwochen konsequent zu kontrollieren.“

Freitag mahnt: „Qualität und Wirksamkeit von Arzneimitteln leiden unter der Hitze! Wenn Medikamente nicht richtig gelagert und transportiert werden, kann ihre Wirksamkeit beeinträchtigt, schlimmstenfalls die Gesundheit der Patientinnen und Patienten gefährdet werden.“ Wenn es richtig heiß wird, kann es selbst für solche Arzneimittel zu viel werden, die üblicherweise bei Raumtemperatur (also zwischen 15 und 25 Grad Celsius) gelagert werden.

Strenge Vorgaben und Kontrollen für den Großhandel

Für den Pharmagroßhandel gelten bekanntlich strenge Vorgaben zur Einhaltung und Kontrolle der Temperatur während Lagerung und Transport – zu jeder Zeit, an jedem Ort. Wie der Phagro in einer Pressemitteilung betont, prüfen die Aufsichtsbehörden „regelmäßig und genauestens“, ob und wie die Großhandels-Unternehmen die vorgegebenen Temperaturbereiche einhalten, dies überwachen, auswerten und dokumentieren. Und der Verband weist auch nicht zum ersten Mal darauf hin, dass dies bei Paketdienstleistern, mit denen Versender Arzneimittel an Patientinnen und Patienten ausliefern lassen, ganz anders aussieht.

Zwar gibt es auch hier klare Vorgaben – etwa in § 17 Abs. 2a Apothekenbetriebsordnung. Dort heißt es, dass der Apothekenleiter, der erlaubten Versandhandel betreibt, sicherzustellen hat, dass „das Arzneimittel so verpackt, transportiert und ausgeliefert wird, dass seine Qualität und Wirksamkeit erhalten bleibt“. Dies gilt für in- wie ausländische Versender. Insbesondere müssen die für das Arzneimittel geltenden Temperaturanforderungen während des Transports bis zur Abgabe an den Empfänger eingehalten werden. Und: „Die Einhaltung muss bei besonders temperaturempfindlichen Arzneimitteln, soweit erforderlich, durch mitgeführte Temperaturkontrollen valide nachgewiesen werden.“

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Doch hier ist die Kontrolle durch die Aufsichtsbehörden vermutlich schwieriger durchzuführen als bei den Großhändlern. Das kann man sich zumindest vorstellen – auch wenn dies keine taugliche Entschuldigung sein kann. Aus Phagro-Sicht sind die ausbleibenden Temperaturkontrollen ein enormes Ärgernis: „Das ist ein Skandal, der zulasten der Gesundheit der Patientinnen und Patienten behördlicherseits und auch vom Minister stillschweigend geduldet wird! Die Aufsichtsbehörden müssen den Versand genauso überwachen, wie sie das beim pharmazeutischen Großhandel tun“, fordert Freitag.

Das Problem ist nicht neu, aber jeden Sommer wieder akut. In der Vergangenheit haben Apotheker schon Temperaturfühler in Päckchen gesteckt, um zu zeigen, was Arzneimittel auf dem Transport zuweilen aushalten müssen. Praktische Konsequenzen hatten die Erkenntnisse allerdings bislang nicht. 


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