Wie geht es Trump wirklich? Nach Auftritt seines Leibarztes bleiben große Zweifel

Mit Spannung wurde das offizielle Update zum Gesundheitszustand von US-Präsident Donald Trump erwartet. Vor dem Walter-Reed-Militärkrankenhaus verkündete sein Leibarzt, Sean Conley, dass es Trump sehr gut gehe. Doch das Statement hat einen bitteren Geschmack. Viele wichtige Fragen blieben offen.

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"Wir sind sehr glücklich über den Fortschritt, den der Präsident macht." Mit diesen Worten leitete Leibarzt Sean Conley sein Presse-Statement am späten Samstagnachmittag (MESZ) ein. Vor dem Walter-Reed-Krankenhaus in Bethesda, in dem Trump seit Freitagnacht untergebracht ist, um seine Corona-Erkrankung zu behandeln, gab Conley Entwarnung. Keine auffälligen Leber-, Nieren, oder Lungenwerte, keine künstliche Sauerstoff-Zufuhr. Der Präsident könne sich bewegen und arbeiten. AP

Doch an entscheidenden Stellen blieben auch nach Reporterfragen noch wichtige Informationen ungeklärt. Wie hoch die Werte genau seien, wollte Conley beispielsweise nicht verraten. Trump soll zu Beginn der Infektion an leichtem Fieber gelitten haben, dieses sei jedoch zurückgegangen. "Er ist seit 24 Stunden fieberfrei", sagte Conley vor dem Krankenhaus.

Trump-Leibarzt Sean Conley weicht bei Frage zu Sauerstoff-Zufuhr massiv aus

Reporter, die den Präsidenten normalerweise begleiten, zitierten eine informierte Quelle, wonach die Werte des Präsidenten in den vergangenen 24 Stunden "sehr besorgniserregend" gewesen seien. Die nächsten 48 Stunden seien entscheidend. "Wir befinden uns noch immer nicht auf einem klaren Weg zu einer vollständigen Genesung."

Eine der Fragen, die sich während und nach Conleys Statement am meisten aufdrängte, war die, ob Trump künstlich mit Sauerstoff versorgt wurde. "Im Moment nicht", sagte Conley. Und dann auf die Nachfrage eines Reporters, ob er denn seit Beginn der Infektion "jemals" mit Sauerstoff versorgt worden wäre, antwortete Conley sehr ausweichend: "Heute nicht und gestern auch nicht" und ließ damit offen, ob er zuvor oder in der Nacht Sauerstoff erhalten hatte.

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Brisanter Bericht: Trump soll doch künstlich mit Sauerstoff versorgt worden sein

Nur kurze Zeit später tauchte dann ein brisanter Bericht der "New York Times" auf. Die renommierte Zeitung berichtete unter Berufung auf zwei Quellen aus dem Umfeld des Weißen Hauses, dass Trump am Freitag Atemprobleme gehabt habe und seine Sauerstoffwerte gefallen seien. Das habe die Ärzte dazu veranlasst, ihm zusätzlichen Sauerstoff zu verabreichen und ihn ins Walter-Reed-Krankenhaus zu verlegen.

Im Kurznachrichtendienst Twitter sahen viele User darin die Bestätigung, dass Trump bereits künstlich versorgt wurde und Trumps Ärzte-Team diese Information bewusst verschleiern würde. So schreibt einer: "Jetzt wissen wir also alle, dass Trump mit Sauerstoff versorgt wurde, und sie haben bestätigt, dass wir ihnen nicht vertrauen können. Warum geben sie nicht einfach zu, dass er Sauerstoff erhalten hat und dass es ein gutes Zeichen ist, dass er jetzt nicht mehr darauf angewiesen ist?"

Eineinhalb Tage vor der Verkündung – Diagnose soll bereits vor 72 Stunden gestellt worden sein

Denn auch die Zeit, die seit der Diagnose vergangen ist, wirft Fragen auf. "72 Stunden" sei die erste Diagnose her, erklärte Conley, publik war die Infektion jedoch erst rund eineinhalb Tage später, in der Nacht zum Freitag, geworden. Was in dieser Zeit passierte, ist weitestgehend unklar. Klar scheint, dass Trump nach einer Wahlkampfveranstaltung in Minnesota bereits lethargisch und angeschlagen wirkte und im Flugzeug einschlief. Wann Trumps letzter negativer Corona-Test war, wollte Conley vor den Reportern ebenfalls nicht sagen. Er werde nicht über die "Testgeschichte" Trumps referieren.

Auch weitere Reporterfragen wollte Conley nicht oder nur oberflächlich beantworten. Wie Katy Tur, Reporterin beim US-Nachrichtensender NBC via Twitter teilte, wollte Conley weder detailliert darauf eingehen, was Herz- und Lungenscans ergeben hätten, noch wollte er sagen, wie hoch das Fieber Trumps genau war. Am Ende schnitt er noch die Frage eines Reporters ab und beendete damit die Pressekonferenz. Und mit ihm verließen die zahlreichen ungeklärten Fragen das Podium.

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