Was haben die Grünen mit den Apotheken vor?

Die Apothekerschaft hat, gelinde gesagt, ein gespaltenes Verhältnis zu den Grünen. Doch aktuell hat die Partei durchaus eine Chance, in der kommenden Legislaturperiode an der Regierung beteiligt zu sein. Was würde das für die Apotheken bedeuten?

Es ist wie bei vielen anderen Parteien auch: Im Wahlprogramm der Grünen taucht das Wort „Apotheke“ nicht auf. Man konzentriert sich auf Themen wie zum Beispiel Pflege, Digitalisierung, das Krankenkassensystem, die Reform der Notfallversorgung und die Krankenhausfinanzierung. Auch geschlechtergerechte Gesundheitsversorgung und die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit greifen die Grünen auf. Doch was ist nun für die Apotheken drin?

Darüber sprach die DAZ bereits im Januar 2021 mit den Abgeordneten Kordula Schulz-Asche und Janosch Dahmen. Anlass war, dass Dahmen die Apothekenthemen von Schulz-Asche zum Jahreswechsel übernommen hatte. Zudem bat die Redaktion den Notfallarzt erneut im Juli zum Gespräch – hier konkret mit Blick auf das Wahlprogramm der Grünen.

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Im Vergleich zu den anderen Parteien planen die Grünen die wohl umfangreichsten Umwälzungen im deutschen Gesundheitswesen: Sie wollen weg von der arztzentrierten Versorgung und hin zu sogenannten Gesundheitsregionen, in denen die Leistungserbringer „auf Augenhöhe“ zusammenarbeiten, heißt es im Wahlprogramm. „Nach unserer Vorstellung sollte der Bund im Gesundheitswesen den groben Rahmen vorgeben und zum Beispiel Qualitätsstandards festlegen“, erläuterte Dahmen dazu im Juli. Die konkrete Organisation solle aber vor Ort erfolgen, denn die Versorgungsrealitäten seien in Deutschland regional sehr unterschiedlich. „Mit nur einem Regelungskonzept die Arzneimittelversorgung bundesweit gewährleisten zu wollen, führt dazu, dass einige Gebiete letztlich unterversorgt sind.“

Vorsichtige Lockerung des Mehrbesitzverbots möglich

Das hat Konsequenzen auch für den Apothekensektor: Denn die Grünen erwägen, das Mehrbesitzverbot punktuell zu lockern, wenn Unterversorgung droht. „In solchen Fällen sollte es möglich sein, bestimmte Regeln zu lockern und es zum Beispiel zu gestatten, mehr als eine Haupt- und drei Filialapotheken zu betreiben, wenn nur dadurch die Versorgung mit Medikamenten vor Ort inklusive Beratung gesichert werden kann“, sagte Dahmen im Gespräch mit der DAZ.

Am Fremdbesitzverbot will die Partei hingegen festhalten – die Bildung von Apothekenketten sei nicht das Ziel. „Es geht nicht darum, einen neuen Markt zu öffnen, sondern in Einzelfällen lokale Lösungen zu schaffen“, betonte Dahmen. „Auch dass ein Apotheker, der in einer völlig anderen Region in Deutschland niedergelassen ist, plötzlich in einem unterversorgten Gebiet eine Apotheke eröffnet, ist nicht in unserem Sinn. Unser Ziel sind partnerschaftliche Lösungen mit ortsansässigen Apotheken.“

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