Warum Stiftung Warentest bei manchen Antibiotika zu einem vorsichtigen Einsatz rät

Wie wichtig Antibiotika sind, haben Eltern schmerzlich zu spüren bekommen – zuletzt waren vor allem Antibiotika-Säfte für Kinder knapp. Im Juni 2023 hat die Bundesregierung mit einer gesetzlichen Neuregelung auf das Problem reagiert. Ob und wie schnell die Mängel behoben werden können, wird erst die Zukunft zeigen. Die Stiftung Warentest hat 85 verschreibungspflichtige Antibiotika mit 29 verschiedenen Wirkstoffen untersucht.

Das Ergebnis: Die meisten Antibiotika, die in Deutschland zum Beispiel bei einer Mandelentzündung oder einer Blasenentzündung verschrieben werden, sind für den jeweiligen Zweck geeignet. Es gibt aber auch Mittel, die die Warentester:innen nur für eingeschränkt geeignet halten. Um mehr über die Arzneimittel zu erfahren, hat Stiftung Warentest Expert:innen Studien zu den Antibiotika analysieren lassen. Untersucht wurde, ob es aussagekräftige wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit der Mittel gibt. Und ob der Nutzen der Medikamente die möglichen Risiken überwiegt.

Antibiotika
Es begann mit einer Schlamperei im Labor – die unglaubliche Erfolgsgeschichte des Penicillin

Antibiotika mit Bedacht einnehmen

"Bei der Auswahl eines Antibiotikums berücksichtigen Ärztinnen und Ärzte individuelle Besonderheiten – und welche Infektion vorliegt", sagt Professor Winfried Kern, Infektionsmediziner am Universitätsklinikum Freiburg, gegenüber der Stiftung Warentest. Nicht jeder Wirkstoff ist für jede Erkrankung geeignet. Penicillin zum Beispiel bekämpft vor allem Keime wie Streptokokken, kann also gut bei Mandelentzündung oder Scharlach eingesetzt werden. 

Manche Antibiotika-Wirkstoffe wirken nicht nur gegen bestimmte Bakterien, sondern gegen eine ganze Reihe von Keimen. Stiftung Warentest rät deshalb zum vorsichtigen Umgang mit Breitbandantibiotika wie Cephalosporine, Makrolide und Tetracycline. Denn: Solche Breitbandantibiotika können Resistenzen fördern. Bakterien werden also unempfindlich gegen die jeweiligen Wirkstoffe. Das heißt: Bei der nächsten Gabe des Antibiotikums würde es nicht mehr gegen die Bakterien wirken. Und es müsste ein anderes Mittel eingesetzt werden.

Risiko von Resistenzen

Bestimmte Breitbandantibiotika, die Fluorchinolone, bergen das Risiko starker Nebenwirkungen, weshalb sie nur bei schweren Infektionen verordnet werden sollten, wenn es keine andere Behandlungsmöglichkeit gibt, rät die Europäische Arzneimittelagentur. Die Warentester:innen raten Patient:innen, die ein Medikament mit der Endung "floxacin" verschrieben bekommen, noch einmal nachzufragen, ob es wirklich notwendig ist.

Kopfschmerz ist nicht gleich Kopfschmerz – welche Mittel bei Migräne und Co. wirklich helfen

Die Einnahme von Antibiotika kann auch zu Verdauungsbeschwerden wie Durchfall führen. Antibiotika bekämpfen oft nützliche Keime im Magen-Darm-Trakt. Normalerweise erholt sich der Darm nach der Einnahme wieder. Es kann aber auch helfen, während der Einnahme probiotische Lebensmittel wie Naturjoghurt zu essen oder spezielle Probiotika aus der Apotheke einzunehmen.

Den kompletten (kostenpflichtigen) Test finden Sie bei Stiftung Warentest!

Quelle: Den ganzen Artikel lesen