Von Wildtieren oder aus dem Labor: Seit Beginn der Pandemie diskutieren Forschende die unterschiedlichen Thesen zum Ursprung von Sars-CoV-2. Bisher unveröffentlichte Daten liefern nun genetische Beweise für eine davon.
Als Startpunkt der Corona-Pandemie ist der Huanan Seafood Wholesale Market in Wuhan schon lange identifiziert. Nicht klar dagegen ist bis heute der genaue Ursprung von Sars-CoV-2. Die meisten Fachleute gehen von natürlichen Wurzeln aus. Allein es fehlte ein wichtiger Beweis – nämlich genetische Nachweise, die zeigen, dass das Virus auf dem Markt verkaufte Tiere infiziert hatte. Das hat sich jetzt geändert.
Tier als Pandemie-Auslöser
Das Magazin „The Atlantic“ titelt: „Der bisher stärkste Beweis dafür, dass ein Tier die Pandemie ausgelöst hat“. Denn eine französische Wissenschaftlerin hat zuvor nicht veröffentlichte genetische Daten vom Lebensmittelmarkt in Wuhan entdeckt. Sie und ihr Team sind sicher, dass sie die Theorie stützen, dass mit dem Coronavirus infizierte Tiere dort die Pandemie ausgelöst haben. Wie das Magazin „Science“ berichtet, stellten mehrere der Forscher ihre Ergebnisse der Scientific Advisory Group for the Origins of Novel Pathogens (SAGO) vor, einer im vergangenen Jahr von der Weltgesundheitsorganisation einberufenen Expertengruppe.
„Die Daten weisen noch deutlicher auf einen Marktursprung hin“, sagt Kristian Andersen, ein Evolutionsbiologe bei Scripps Research, der an dem Treffen teilnahm. Andersen ist einer, der Wissenschaftler, der die neuen Daten analysiert.
Marderhunde als erste Überträger des Virus
„Science“ schildert weitere Details der Forschungen auf den rätselhaften Spuren. Die auf Evolutionsbiologie spezialisierte Wissenschaftlerin Florence Débarre arbeitet am französischen Nationalzentrum für wissenschaftliche Forschung. Sie grub die Daten aus, die aus genetischen Sequenzen bestehen, die chinesische Forscher in GISAID, einer Virologie-Datenbank, veröffentlicht hatten. Das chinesische Team hatte Proben vom Lebensmittelmarkt gesammelt, die mit frühen Covid-19-Fällen in Verbindung standen. Nachdem Débarre die Sequenzen entdeckt hatte, hat GISAID sie zwischenzeitlich entfernt. Mit dem Hinweis: Dies geschah auf Wunsch des Einsenders, also der chinesischen Forscher.
Dabei sind das möglicherweise endlich entscheidende Daten. Die neue Analyse der genetischen Sequenzen, die vom Markt gesammelt wurden, zeigt: Marderhunde, die illegal am Markt verkauft wurden, könnten das Virus Ende 2019 übertragen und möglicherweise ausgeschieden haben.
Virologe Drosten sieht seine These bestätigt
„Dies stärkt tatsächlich die Argumente für einen natürlichen Ursprung“, fasst Seema Lakdawala aktuelle Erkenntnisse aus China in „The Atlantic“ zusammen. Die Professorin für Mikrobiologie und Immunologie der Emory University in Atlanta war selbst nicht an der Studie beteiligt.
Auch der deutsche Virologe Christian Drosten hält die aktuellen Untersuchungen für plausibel. Dem „Tagesspiegel“ sagt der Corona-Experte, „dass diese vorläufige Analyse chinesischer Daten meine stets favorisierte Hypothese bestätigt.“
Natürlich müsse man alle denkbaren Theorien ernst nehmen, „aber eine Herkunft aus Carnivoren, insbesondere Marderhunden oder Schleichkatzen, ist bei weitem die wahrscheinlichste Herkunft“, erklärt Drosten. „Dies begründet sich aus dem Wissen über das erste Sars-Virus, wo es genauso war.“
Die Forschungsgruppe ist nun in Austausch mit Chinas Center for Disease Control and Prevention (CDC). Sie fordern, dass die genetischen Sequenzen öffentlich gemacht werden. Dann könnte das Rätsel um den Ursprung von Sars-CoV-2 endlich ganz gelöst werden.
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