UK-Experten entwickeln 7-Punkte-Plan: Wie wir künftige Corona-Wellen ausbremsen

Der von britischen Professoren entwickelte „Sieben-Punkte-Plan“ soll die Corona-Infektionen in Großbritannien ausbremsen und Zusammenbrüche des Systems sowie der Wirtschaft verhindern – so die Theorie. Warum dieser Plan auch für Deutschland relevant sein könnte.

Die Zeit drängt. Noch befindet sich Deutschland mitten in der Sommerwelle. Doch der nächste Corona-Herbst macht Fachleuten viel mehr Sorgen. Mittlerweile kann davon ausgegangen werden, dass uns auch im dritten Jahr der Pandemie verschärfte Maßnahmen im Hinblick auf den anstehenden Herbst und Winter erwarten. Aktuell suchen Bund und Länder jedoch noch nach der richtigen Strategie, um sich für die Pandemie zu wappnen.

Ein konkreter Vorschlag kommt aus Großbritannien. Renommierte Professorinnen und Professoren aus dem Vereinigten Königreich, beispielsweise vom Imperial College London oder University of Oxford, haben im „British Medical Journal“ (BMJ) einen „Sieben-Punkte-Plan“ entwickelt. Dieser soll die Herausforderungen der Pandemie nachhaltig und effektiv lösen.

„Sieben-Punkte-Plan“ soll Lage in den Griff bekommen

Der britische „Sieben-Punkte-Plan“ lässt sich potenziell auch auf die Zukunft Deutschlands übertragen. Er setzt sich wie folgt zusammen:

Ziel des „Sieben-Punkte-Plans“ sei es, der Bevölkerung zu ermöglichen, überlegte Entscheidungen hinsichtlich der aktuellen Corona-Situation zu treffen und ihr Verhalten auf diese anzupassen. So können sie das eigene Infektionsrisiko reduzieren und sich selbst, ihre Familien und Freunde schützen. Langfristig könnte das öffentliche Leben und die Wirtschaft so wieder nachhaltig hergestellt werden.

Omikron-Sublinien treiben Corona-Fallzahlen in die Höhe

Erst kürzlich hat das Europa-Büro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen schnellen Anstieg an Infektionszahlen gemeldet. Demnach wurden in der Region mehr als dreimal so viele Fälle registriert wie zuvor. Es sei völlig klar, dass man sich in einer ähnlichen Situation wie im vergangenen Sommer befinde, erklärte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge am Dienstag in Kopenhagen.

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Jetzt aber werde die Situation zusätzlich angetrieben von den Omikron-Sublinien BA.2 und BA.5, die wiederum leichter übertragbar seien als die vorherigen.  

Großbritannien als Spiegel der Zukunft

Schon jetzt lasse sich eine gesteigerte Zahl an Krankenhauseinweisungen erkennen. Vorreiter der veränderten Lage sei Großbritannien, wobei das Land bereits zuvor als „Spiegel der zukünftigen Coronalage in Deutschland und anderen europäischen Ländern“ fungierte. „Großbritannien und andere Länder haben schon früher als Deutschland eine Übernahme des Infektionsgeschehens durch die Untervariante BA.5 registriert“, betont auch Timo Ulrichs, Infektionsepidemiologe an der Akkon Hochschule Berlin.

Anstieg der Fallzahlen gleiche einer „großflächigen Durchseuchung“

Die hohen Fallzahlen in Großbritannien gleiche bereits einer „großflächigen Durchseuchung“, mahnt Ralf Reintjes, Epidemiologe der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften im Austausch mit FOCUS Online. Und das, obwohl die Sommerzeit eigentlich die Jahreszeit sei, in der respiratorische Viren sich weniger gut verbreiten als zu anderen Jahreszeiten. Gleiche Tendenzen zeigen sich in Deutschland.

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    Das Problem liegt auf der Hand: „Wenn wir mit einem derart hohen Infektionsdruck durch extrem viele Infizierte in der Bevölkerung bei einem sich ständig wandelndem Virus in den Herbst gehen, ist im Herbst und Winter mit noch höheren Infektion- und Erkrankungszahlen zu rechnen.“, sagt Reintjes.

    Druck auf die Regierung steigt

    Der Druck auf die Regierung, schnellstmöglich größere Eingriffsmöglichkeiten für die kritische Pandemie-Lage festzulegen, steigt – in Großbritannien wie auch in Deutschland.

    Die Fachleute des Sieben-Punkte-Plans kritisieren dabei die Situation in Großbritannien seit Einführung des sogenannten „Freedom Day“ am 19. Juli 2021.

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    Die Lage im Land schwanke zwischen „eigener Verantwortung“ und „dem Leben mit Covid-19“. Die Regierung ignoriere die wissenschaftlichen Empfehlungen Scientific Pandemic Influenza Group (SPI-B), welche dieser offiziell als Berater hinsichtlich gesundheitssensibler Verhaltensweisen zur Seite stehe. Stattdessen suggeriere sie – fälschlicherweise – dass die Pandemie so gut wie „vorbei“ sei und es keinen Grund zur Sorge gebe.

    Offizielle Zahlen verfälschen aktuelles Geschehen

    Auch hierzulande kann von einer verfälschten Datenlage ausgegangen werden, was die aktuellen Coronazahlen anbelangt. Die Bevölkerung wiege sich zurzeit in Sicherheit. Reintjes sieht eine besondere Gefahr in der geänderten Teststrategie.

    Offizielle Zahlen geben das aktuelle Geschehen vermutlich zu ungenau wieder – zum einen, da das Testen derzeit deutlich zurückgefahren wird, zum anderen da die Bevölkerung durch Zusatzzahlungen für Tests demotiviert sei, sich überhaupt testen zu lassen.

    Darum legen die Erstellenden des Sieben-Punkte-Plans das Augenmerk darauf, wie wichtig die Kommunikation und die Gemeinschaft in einem Land sind.

    Dabei betonen die UK-Professoren zwei wichtige Aspekte:

    • Die Bevölkerung kann sich nur schützen, wenn sie über aktuelle Risiken informiert wird. Wichtig ist, dass sie daraus ableiten kann, wie sie diese identifizieren und minimieren kann.
    • Der Bevölkerung müssen Möglichkeiten, Ressourcen und Unterstützung erhalten, um sich entsprechend der aktuellen Lage verhalten zu können.  

    Statt Aufklärungsarbeit zu leisten und Ressourcen im Kampf gegen das Virus bereitzuhalten, habe die Regierung selbst kleinste Maßnahmen abgeschafft: Tests sind nicht mehr kostenlos, zudem fehlt es an Informationen zum Umgang mit dem Virus im Falle einer Infektion.

    Frequenz an Peaks durch Virusvarianten steigt

    Das Resultat zeige sich in stetig hohen Fallzahlen, die mit Wellen neuer Corona-Varianten einhergehen. Das Fatale: Die Frequenz der Peaks durch Varianten wie BA.2 und BA.5 nehme zu. Hingegen erkranken immer mehr Menschen an Long-Covid, Risikogruppen seien der Situation schutzlos ausgesetzt, Impfzahlen so gering wie nie.

    Die Autoren fordern konkrete Maßnahmen, um die Infektionszahlen einzudämmen – weniger drastisch als die letzten Jahre, da der Großteil der Bevölkerung bereits über eine (Teil-)Immunität verfüge. Wichtig seien diese nicht nur für die Gesundheit der Bevölkerung, sondern auch, um ökonomische Einbußen einzudämmen, die mit stetig hohen Krankheitszahlen und regelmäßigen Lockdowns einhergehen – und das gilt wohl für Großbritannien als auch für Deutschland.

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