Treten nach einem Zeckenbiss Fieber, Kopfschmerzen und Müdigkeit auf, dürften viele auf FSME tippen. Es könnte jedoch auch eine Infektion mit dem erst kürzlich in Deutschland nachgewiesenen Alongshan-Virus dahinterstecken. In der Schweiz wurde es bei in den letzten beiden Jahren gesammelten Zeckenproben häufiger gefunden als das FSME-Virus.
Zurzeit sorgt eine wissenschaftliche Veröffentlichung der Universität Hannover für mediales Aufsehen. Ein Forschungsteam hatte bei im Zeitraum 2017 bis 2019 in Niedersachsen gesammelten Zecken das noch wenig bekannte Alongshan-Virus (ALSV) nachgewiesen. Weiterhin fanden sie in Blutproben von Wild- und Nutztieren gegen das Virus gerichtete Antikörper, die die auf eine zurückliegende Infektion hingewiesen. Ein Tier war akut infiziert. Die Palette der durch Zecken übertragenen Erkrankungen hat sich also um einen Erreger erweitert. Was zeichnet diesen aus?
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Erstmal identifiziert wurde das Virus 2017 in der namensgebenden Stadt Alongshan, China. Alonghshan-Viren gehören zu der ebenfalls noch nicht lang bekannten Gruppe der Jingmenviren. Diese behüllten, einzelsträngigen RNA-Viren mit segmentiertem Genom sind mit den Flaviviren verwandt, zu denen auch die FSME-Viren zählen. Seitdem sind ALSV in vielen weiteren Ländern wie Finnland, Frankreich, Russland, der Schweiz und nun eben auch Deutschland nachgewiesen worden. Bei einer Untersuchung zahlreicher Zeckenproben, die 2021 bis 2022 in der Schweiz gesammelt worden waren, wurde das Alongshan-Virus häufiger nachgewiesen als FSME-Viren.
Die Verbreitung in Zecken und Tieren deutet an, dass dieses vermeintlich neue Virus wohl gar nicht so neu ist – sondern bislang unter dem Radar lief. Davon geht auch Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des Centrums für Reisemedizin aus: „Es ist davon auszugehen, dass das Virus auch in Europa bereits länger zirkuliert und vermutlich auch schon zu Erkrankungen geführt hat.“ Letztere äußern sich durch grippeähnliche Symptome wie Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen, Fieber und Müdigkeit. Schwere Krankheitsverläufe wurden bislang nicht mit ALS-Viren in Verbindung gebracht.
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Besorgten Apothekenkund:innen, die wissen wollen, wie sie sich vor dem Virus schützen können, können Apothekenteams zu den üblichen Maßnahmen zur Prävention von Zeckenstichen raten:
- Das Tragen langer, heller Kleidung. Die helle Farbe schützt dabei nicht vor den Parasiten, sorgt aber dafür, dass sie leichter zu sehen sind als auf dunklen Kleidungsstücken.
- Das Verwenden von Repellenzien.
- Das Absuchen auf Zecken nach der Rückkehr aus dem Freien und das rasche Entfernen identifizierter Tiere.
- In Risikogebieten sollte auch an die FSME-Impfung gedacht werden, um Ko-Infektionen mit beiden Viren zu vermeiden.
Quellen
ALSV: Ein weiteres Zecken-übertragenes Virus. Pressemeldung des CRM Centrum für Reisemedizin. Juli 2023. https://crm.de/wp-content/uploads/PM-CRM_ALSV-_Juli_F.pdf
Rasi C. Neues Zecken-Virus in der Schweiz. Informationen des Zentrums für Reisemedizin der Schweiz. Stand März 2023. https://reisemedizin.uzh.ch/de/blog/neues_zeckenvirus
Ebert CL, et al. Detection and Characterization of Alongshan Virus in Ticks and Tick Saliva from Lower Saxony, Germany with Serological Evidence for Viral Transmission to Game and Domestic Animals. Microorganisms. 2023 Feb 21;11(3):543. doi: 10.3390/microorganisms11030543.
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