Forscher entdeckten viele neue genetische Ursachen für Nierenkrankheiten
In Deutschland leben immer mehr Menschen mit Nierenerkrankungen. Verursacht werden diese oft durch bestimmte Krankheiten wie Diabetes mellitus oder Bluthochdruck. Doch auch die Gene spielen eine wichtige Rolle. Forscher haben nun viele neue genetische Ursachen für Nierenkrankheiten entdeckt.
Diabetes und hoher Blutdruck sind die häufigsten Ursachen
In Deutschland haben rund acht Millionen Menschen eine chronische Nierenkrankheit, etwa 8.000 von ihnen warten auf eine Nierentransplantation. „Die häufigsten Ursachen für eine chronische Nierenerkrankung bei Erwachsenen sind Diabetes mellitus und Bluthochdruck“, erklärt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) auf dem Portal „gesundheitsinformation.de“. Doch auch andere Ursachen spielen eine Rolle, unter anderem die Gene. Forscher haben nun viele neue genetische Ursachen für Nierenkrankheiten entdeckt.
Wichtig für die Medikamenten-Entwicklung
Forschende des Universitätsklinikums Freiburg haben gemeinsam mit internationalen Kollaborationspartnern in einem mehrjährigen Projekt Daten von weltweit 1,05 Millionen Studienteilnehmern ausgewertet, um neue Risikogene für Nierenerkrankungen zu identifizieren.
Wie es in einer Mitteilung der Uniklinik heißt, haben sie dabei 166 neue Genorte erstmals nachgewiesen.
Risikovarianten in elf dieser Gene sind nach Ansicht der Wissenschaftler besonders relevant und könnten unter anderem für die Medikamenten-Entwicklung wichtig sein.
Für ihre im Fachmagazin „Nature Genetics“ veröffentlichte Studie leiteten die Freiburger Wissenschaftler ein Konsortium mit mehr als 270 Forschungsabteilungen weltweit.
„Unsere Studie hilft zu verstehen, wie Nierenschäden entstehen und sie liefert dringend benötigte Ansätze für neue Therapien“, so Erstautor Dr. Matthias Wuttke, Arzt und Wissenschaftler am Institut für Genetische Epidemiologie des Universitätsklinikums Freiburg.
„Chronische Nierenkrankheiten gehören zu den am stärksten ansteigenden Todesursachen der letzten zehn Jahre. In der Öffentlichkeit werden sie aber kaum wahrgenommen“, sagt Wuttke.
Umfassende Datenanalysen erforderlich
Laut den Experten ist der Nachweis, dass das Auftreten bestimmter Gen-Varianten im Zusammenhang mit einer Erkrankung steht, wissenschaftlich hochkomplex und erfordert umfassende Datenanalysen.
Dafür werteten die Forscher Datensätze des internationalen „Chronic Kidney Disease Genetics (CKDGen) Consortiums“ sowie des US-amerikanischen „Million Veteran Program“ aus.
„Nur aufgrund der enormen Größe unserer Studie war es uns möglich, so viele neue Genorte zu finden, die sehr wahrscheinlich Nierenkrankheiten begünstigen“, erklärt Studienleiterin Prof. Dr. Anna Köttgen, Direktorin des Instituts für Genetische Epidemiologie am Universitätsklinikum Freiburg.
Einige Gene scheinen für einen Therapieansatz besonders vielversprechend
Den Angaben zufolge war für 166 der insgesamt 264 gefundenen Genveränderungen bislang kein Einfluss auf die Nierenfunktion bekannt.
„Elf der identifizierten Gene scheinen für einen Therapieansatz besonders vielversprechend“, so Ko-Erstautor Dr. Yong Li vom Institut für Genetische Epidemiologie.
„Wir haben die Hoffnung, dass sich so neue Wege finden lassen, um Nierenkrankheiten ursächlich behandeln zu können.“
Besonders im Blick hatten die Wissenschaftler solche Gene, welche die Fähigkeit der Niere beeinflussen, das Blut durch Filtration von Schadstoffen zu befreien.
Außerdem verglichen die Forschenden die Genaktivität von 46 Gewebetypen des gesamten Körpers und konnten zeigen, dass viele relevante Genveränderungen zu einer Veränderung der Genaktivität im Gewebe der Nieren und des Urogenitaltrakts führen.
„Das spricht stark dafür, dass auch neue Therapien direkt in diesen Geweben ansetzen sollten“, sagt Wuttke.
Chronische Nierenkrankheiten – wenn sich der Körper selbst vergiftet
Wie in dir Mitteilung erläutert wird, filtern die Nieren täglich etwa 1.500 Liter Blut. Sie steuern maßgeblich den Wasser- und Mineralstoffhaushalt und sind zentrale Entgiftungsorgane des Körpers.
Wenn diese Funktionen gestört sind, kann es zu vielfältigen Beschwerden kommen. Dazu gehören unter anderem Schwellungen der Beine oder des Gesichts, Müdigkeit, Übelkeit, Gewichtsverlust oder Muskelkrämpfe.
Im Endstadium, dem Nierenversagen, können Patienten mit einer Dialyse, auch Blutwäsche genannt, und langfristig mittels Nierentransplantation behandelt werden.
Laut dem IQWiG werden jährlich mehr als 2000 Spendernieren transplantiert. „Nierentransplantationen machen damit über die Hälfte aller Organtransplantationen in Deutschland aus“, schreiben die Fachleute.
Und: „Pro Jahr sterben in Deutschland etwa 10.000 Menschen an den Folgen einer chronischen Nierenerkrankung.“ (ad)
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