Mein liebes Tagebuch

Apotheken machen wirklich einen guten Job – aber nützt uns das, wenn’s um ein mögliches Rx-Versandverbot geht? Nein, natürlich nicht, sagt die Politik. Dann sollten wir den Imagegewinn nutzen, für Kampagnen pro Apotheke vor Ort. Nordrhein macht’s vor: „Das E-Rezept kommt. Ihre Apotheke ist schon da.“ Und in Nordrhein wird’s im Herbst die ersten Impfapotheken gegen Grippe geben. Das erste Modellprojekt steht  – unter ärztlichem Grollen. Noch im digitalen statu nascendi: eine Mega-Plattform. Aber was bringt uns der Plattform-Hype? Mitmachen oder lassen? 

6. Juli 2020 

Er kämpft noch immer und unermüdlich für ein Rx-Versandverbot: Benedikt Bühler, der Pharmaziestudent, der mit seiner Petition pro Rx-Versandverbot die größte Online-Petition in der Geschichte der Bundesrepublik zustande brachte. Seine Petition hängt aber derzeit im parlamentarischen Verfahren fest. Auch das Spahnsche Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz (VOASG) , das die ABDA derzeit unterstützt, kam bisher nicht vom Fleck, da das Votum der EU-Kommission nicht zustande kommt. Der Bundestag hat das VOASG zwar auf die Tagesordnung seiner Beratungen am 11. September gesetzt, aber ohne ein Go der EU-Kommission wird auch da nichts laufen. Mein liebes Tagebuch, Benedikt Bühler ist überzeugt, dass genau jetzt ein guter Zeitpunkt wäre, das Versandverbot mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln durchzusetzen. Jetzt, wo Politik und Bevölkerung noch den Lockdown im Gedächtnis haben und wissen, wie gut  die Vor-Ort-Apotheken gearbeitet haben. Und auch noch nachvollziehen können, dass es für die Zukunft der Arzneiversorgung besser ist, die Arzneimittelproduktion wieder nach Europa zurückzuholen und die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln nicht den EU-Versendern zu überlassen. Mein liebes Tagebuch, die Lage für das Rx-Versandverbot zu nutzen, ist das eine. Wir können auch noch weiterfragen: Warum nützt unsere Berufsvertretung eigentlich diese Krisenerfahrung, die die Bevölkerung mit der Apotheke gemacht hat, nicht stärker für Kampagnen, für Imagepflege und die Durchsetzung unserer Interessen aus? Politik und Bevölkerung haben erlebt, welch herausragend guten Job unsere Apotheken gemacht haben. Und ja, kann das nicht doch einen Aufschwung fürs Rx-Versandverbot bringen?

 

So genau weiß man ja nicht, warum unsere Pharmazieräte erst jetzt mit ihrer umfassenden Zusammengestellung der praxisgerechten Schutzmaßnahmen für das Apothekenpersonal und für die Apothekenräume herausgekommen sind. Aber besser jetzt als nie. Nun, man muss natürlich sagen, mein liebes Tagebuch, dass auch unsere Pharmazieräte erst dazu lernen mussten, welche Maßnahmen in der Corona-Pandemie sinnvoll sind, Maßnahmen, die jede Apotheke umsetzen muss, um für einen größtmöglichen Schutz für Mitarbeiter, Kunden und Räume zu sorgen. Aber jetzt ist der Katalog da – und bei der anstehenden Apothekenrevisionen in Pandemiezeiten wird er seine Rolle spielen. Also, aufgepasst!   

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