Low-Carb-Diät: Ist das Weglassen der Kohlenhydrate beim Abnehmen tatsächlich unbedenklich?

Ernährungsberaterin: Beim Abnehmen niemals auf Kohlehydrate verzichten

Obwohl lange Zeit die Devise galt, dass eine fettreduzierte Ernährung der beste Weg zur Gewichtsreduktion ist, setzten in den vergangenen Jahren immer mehr Abnehmwillige auf einen Speiseplan, der mit möglichst wenig Kohlenhydraten auskommt. Manche verzichten sogar komplett darauf. Eine Ernährungsberaterin erklärt, warum davon dringend abzuraten ist.

Low Carb oder Low Fat?

Schon seit Jahren tobt eine Diskussion darüber, ob eher weniger Fett oder weniger Kohlenhydrate besser geeignet ist, um überschüssige Pfunde loszuwerden. In verschiedenen wissenschaftlichen Untersuchungen hat sich gezeigt, dass Low-Carb besser abschneidet als Low-Fat. Fällt eine solche Diät allerdings zu extrem aus, kann es gefährlich werden. Denn der Verzicht auf Kohlenhydrate kann sogar die Lebenserwartung beeinträchtigen, wie Untersuchungen zeigten. Auch eine populäre Ernährungsberaterin rät dringend vom Kohlenhydrate-Verzicht ab.

Kohlenhydrate sind „nicht essenziell“

Laut Andreas Pfeiffer vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam kann man prinzipiell ganz ohne Kohlenhydrate leben, „weil sie nicht essenziell sind“.

Beispielsweise ernähren sich die Inuit, eine indigene Volksgruppe, die hauptsächlich in Kanada lebt, traditionell kohlenhydratfrei. Sie nehmen ausschließlich Eiweiße und Fette zu sich. In anderen Weltregionen wäre ein Speiseplan ohne Kohlenhydrate eher nicht vorstellbar.

Vor allem nicht in Italien, dem Land das für Pizza und Pasta steht. Dort haben Wissenschaftler in einer im Fachmagazin „Nutrition and Diabetes“ veröffentlichten Studie gezeigt, dass Nudeln gar nicht dick machen. Zumindest nicht, wenn sie in Maßen genossen und mit viel Gemüse und nur wenig Fleisch verzehrt werden.

Große Unterschiede bei den Kohlenhydraten

Auch die Ernährungsberaterin Melissa Meier aus Sydney (Australien) spricht sich gegen das Verteufeln von Kohlenhydraten aus. In einem Beitrag auf dem Portal „Body and Soul“, erklärt sie, warum das Meiden von Kohlenhydraten nicht unbedingt zum Abnehmen beiträgt und zudem ungesund ist.

Wie die Expertin einführend erläutert, besteht ein sehr großer Unterschied zwischen Kohlenhydraten aus Lebensmitteln wie Hülsenfrüchten und Obst und Kohlenhydraten aus Kuchen, Bonbons und Eiscreme.

Natürlich würde die Reduzierung von Kohlenhydraten aus letzterer Kategorie die Gesundheit fördern, doch gesunde Nahrungsmittel vollständig wegzulassen, nur weil sie Kohlenhydrate enthalten, sei eine schlechte Idee.

Gesunde Vollkorn-Produkte und Hülsenfrüchte

Brot, Nudeln, Reis – Nahrungsmittel mit reichlich Kohlenhydraten stehen im Ruf der Gesundheit zu schaden.

Doch wissenschaftliche Untersuchungen belegen das Gegenteil.

Laut Melissa Meier ist das Essen von Getreide (insbesondere Vollkorn) mit einem längeren Leben sowie einem verringerten Risiko für Herzkrankheiten, Diabetes und sogar Krebs verbunden.

„Natürlich würde ich Ihnen nicht empfehlen, jeden Tag eine riesige Schüssel Spaghetti zu verzehren“, so die Diätikerin.

„Ich sage nur, dass Sie keine Angst haben sollten, ein gutes Müsli zum Frühstück, ein oder zwei Scheiben Brot für ein Sandwich oder eine vernünftige Portion Reis oder Pasta zum Abendessen zu sich zu nehmen.“

Zudem verweist sie auf den Nutzen gesunder Hülsenfrüchte: „Bohnen, Kichererbsen und Linsen sind nicht nur eine gute Quelle für lang anhaltende Energie“, sagte die Expertin, sondern sie sind auch gut für das Muskelwachstum.

„Dieses Gemüse ist eines der wenigen Lebensmittel, die ich wirklich als „Superfood“ bezeichne“, so Meier. Sie sind „eine gute Ballaststoffquelle für einen gesunden Darm.“

Jeden Tag Obst essen

„Milchprodukte sind dank der natürlichen Zucker-Laktose auch eine Quelle für Kohlenhydrate – aber machen Sie sich keine Sorgen um das gefürchtete Wort – dieser Zucker ist im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung vollkommen gesund“, erläuterte die Diätikerin.

Milch, Joghurt und Käse sind eine gute Proteinquelle und reich an Kalzium, was für starke Knochen und Zähne von entscheidender Bedeutung ist. Außerdem bieten Molkereiprodukte viele wichtige Mikronährstoffe wie Vitamin A, B12 und Kalium.

Auch Früchte enthalten natürliche Zucker, dennoch sollten laut Meier jeden Tag zwei Stück Obst auf dem Speiseplan stehen. Dadurch versorgt man den Körper mit wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen und stärkt das Immunsystem.

Der Expertin zufolge sei es egal, welches Obst man zu sich nimmt, da alle Sorten gleich gut sind. Allerdings sollte man immer wieder verschiedene Früchte essen, da darin unterschiedliche Antioxidantien zur Bekämpfung von Krankheiten enthalten sind.

Zu guter Letzt ist kohlenhydratreiches, stärkehaltiges Gemüse wie Kartoffeln und Mais eine gesunde Ergänzung zu jeder Diät – wenn es in der richtigen Menge verzehrt wird. Es bietet wertvolle, ernährungsphysiologische Vorteile.

Laut der Ernährungsexpertin sind vor allem gekochte und abgekühlte Kartoffeln gut für den Darm. „Süßkartoffeln hingegen sind eine ausgezeichnete Quelle für Beta-Carotin, das im Körper in Vitamin A umgewandelt wird und die Augengesundheit unterstützt.“ (ad)

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