Lombardei: Italienisches Dorf völlig infektionsfrei – aber Behörden verbieten Nachforschungen

Die Lombardei ist ein Corona-Riskogebiet. Doch ein kleines Dorf in der Provinz Pavia ist bisher von der Virus-Welle verschont geblieben. Ferrera Erbognone, 30 Kilometer südwestlich der Universitätsstadt Pavia gelegen, verzeichnet bis dato genau null Infizierte. Bis vor ein paar Tagen kannte niemand die Gemeinde; nun stapeln sich beim Bürgermeister die Interview-Anfragen.

Rund 1100 Einwohner zählt Ferrera Erbognone, das lediglich aus einigen, wenigen Straßen und aus einem Platz mit einer Kirche besteht. Trotz 43.208 Infektionsfällen in der Lombardei (Stand Montag, 31. März), scheinen die Bewohner des kleinen Ortes bislang immun gegen Covid19 zu sein. Woran liegt das? dpa Das italienische Dorf Ferrera Erbognone hat null Corona-Infizierte.

Bürgermeister Fassina lobt seine Bürger für striktes Befolgen der Ausgangssperre

Diese Frage kann auch Bürgermeister Giovanni Fassina nicht beantworten, seines Berufes als Gerichtsmediziner zum Trotz. In einem Fernsehinterview hob er aber das vorbildliche Benehmen der Einwohner von Ferrera Erbognone hervor. "Dass wir bis jetzt null Fälle haben, würde ich in erster Linie darauf zurückführen, dass sich hier die Menschen strikt an die Ausgangssperre und an die Anordnung, jeglichen sozialen Kontakt zu vermeiden, von Anfang an gehalten haben." Allerdings betont Fassina auch, dass es aber nicht heiße, dass es nicht auch in seinem Ort ein paar asymptomatische Fälle geben könne.

Die Einwohner teilen ihre Freude über ihre besondere Situation mit vielen Medien in Italien – als Zeichen für gute Nachrichten in schlimmen Zeiten. „Wir sind stolz und glücklich über diese Situation“, sagte Ladeninhaberin Mery De Luca der Deutschen Presse-Agentur. Allerdings hätten die Bewohner trotzdem auch Angst, weil so viele andere Menschen um sie herum an der Covid-19-Krankheit gestorben seien.

In Ferrera Erbognone leben viele Ältere, also Menschen mit hohem Risiko zu erkranken. „Wir waren vom ersten Tag an extrem vorsichtig“, erzählt De Luca. Atemschutz und Handschuhe würden bei ihr im Laden stets getragen.

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Null Corona-Infizierte: Bürgermeister will Blut untersuchen lassen

Dass bis dato keine Fälle registriert wurden, kann mit dem Verhalten der Bürger zusammenhängen oder schlicht Zufall sein. Doch es könnte auch andere Gründe geben. Ob viele im Dorf Antikörper hätten und immun seien – solche Spekulationen schossen hoch. Das will der Bürgermeister nun herausfinden. dpa Giovanni Fassina, Bürgermeister von Ferrera Erbognone.

Fassina regte eine Studie mit den Einwohnern an, wie er der Zeitung „La Repubblica“ sagte. Er wollte die Untersuchung mit Wissenschaftlern des Instituts Fondazione Mondino in Pavia starten und das Blut der Einwohner von Ferrera Erbognone analysieren.

Auch für die anderen Gemeinden um Pavia wäre das ein interessantes Vorhaben. Etwa 1.800 Infektionsfälle wurden in der Provinz, die ca. eine halbe Million Einwohner hat, bislang gemeldet. Allerdings gibt es auch 40 weitere kleine Gemeinden, die bislang keine Corona-Infizierten meldeten.

Trotz überwältigender Resonanz: Gesundheitsbehörden stoppen Studie in infektionsfreiem Dorf

Um an der Studie, die Fassina anregte, teilzunehmen, sollten sich die Leute in eine Liste eintragen. 1.000 Teilnehmer benötigt eine Studie, um wissenschaftlich und statistisch fundiert zu sein. Die Resonanz war überwältigend. Schon am ersten Tag meldeten sich vormittags 150 Teilnehmer, darunter ganze Familien. Um loslegen zu können fehlte lediglich noch die Genehmigung der Regionalverwaltung.

Doch die Gesundheitsbehörden der Lombardei stoppten das Projekt zu dem "kleinen Wunder", wie die "Repubblica" berichtete. Die Einrichtung in Pavia sei nicht befugt, Corona-Studien zu machen, schrieb die Regionalverwaltung als Begründung.

Bürgermeister Fassina war fassungslos; Mondino sei doch ein national ausgewiesenes Forschungszentrum. Er verstehe die Entscheidung der Behörden deshalb überhaupt nicht. Das Rätsel um die nicht erkrankenden Bewohner von Ferrera Erbognone bleibt somit ungelöst – zumindest vorerst.    

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