„Langes COVID“: Jede dritte Person hat Langzeitbeschwerden nach COVID-19 – Heilpraxis

Ein Drittel der ambulanten COVID-19-Betroffenen haben Folgebeschwerden

Ein Forschungsteam aus der Schweiz zeigt nun im Rahmen einer Kohortenstudie mit 669 Teilnehmenden, dass es auch nach einem milden COVID-19-Verlauf zu lange anhaltenden Folgesymptomen kommen kann. Jede dritte Person, die aufgrund von COVID-19 ambulant behandelt wurde, hat auch sechs Wochen nach der Erkrankung noch Beschwerden.

Forschende der Université de Genève in Genf (Schweiz) dokumentierten an 669 COVID-19-Patientinnen und Patienten, die aufgrund einer SARS-CoV-2-Infektion ambulant behandelt wurden, dass jede dritte Person der Kohorte noch sechs Wochen nach der Erkrankung über Beschwerden wie Müdigkeit, Atemnot und ein Verlust von Geschmacks- oder Geruchsempfindung berichtet. Die Ergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Annals of Internal Medicine“ vorgestellt.

COVID-19-Symptome können länger als sechs Wochen anhalten

Ärztinnen und Ärzte aus Genf haben gezeigt, dass einige COVID-19-Symptome länger als sechs Wochen anhalten können – selbst bei milden Krankheitsverläufen und bei Betroffenen, die keine schweren Risikofaktoren aufweisen.

Lang anhaltende COVID-19-Symptome

Seit dem Auftreten der neuen Krankheit Ende des Jahres 2019 ist COVID-19 aufgrund der Vielfalt und Dauer der Symptome sowohl für medizinisches Personal als auch für die Betroffenen unberechenbar. Es wurde bereits öfter über das Potenzial berichtet, dass COVID-19 einen ungewöhnlich lang anhaltenden Krankheitsverlauf verursachen kann. Ein Team der Universität Genf ging diesem Phänomen auf die Spur.

„Langes COVID“

Unter dem Begriff „long COVID“ fassten die Medizinerinnen und Mediziner COVID-19-Krankheitsverläufe zusammen, die auch mehrere Wochen nach der Infektion noch Beschwerden verursachten. Das Schweizer Forschungsteam beobachtete 669 Personen, die positiv auf SARS-COV2 getestet, aber nicht in einem Krankenhaus behandelt wurden. Noch sechs Wochen nach der Diagnose gaben 33 Prozent der Kohorte an, noch immer unter Müdigkeit, Geruchs- oder Geschmacksverlust, Kurzatmigkeit oder Husten zu leiden.

Erste Ergebnisse aus Nachverfolgungsprogramm

Viele Menschen stellen sich die Frage, ob COVID-19 langfristige Folgen verursacht. „Sobald die Pandemie in unserem Land ankam, wurden wir mit diesen Fragen konfrontiert“, unterstreicht Studienleiter Professor Idris Guessous. Um die Folgen besser einordnen zu können, wurde das sogenannte „COVICARE-Programm“ in der Schweiz ins Leben gerufen, um Patientinnen und Patienten, die aufgrund einer COVID-19-Erkrankung ambulant behandelt wurden, nachverfolgen zu können.

COVID-19: Diese Langzeitbeschwerden treten häufig auf

Für die Studie wurden 669 Personen mit einer SARS-CoV-2-Infektion über mindestens sechs Wochen beobachtet. Das Durchschnittsalter der Probandinnen und Probanden betrug 43 Jahre, 60 Prozent der Teilnehmenden waren weiblich, 69 Prozent gehörten zu keiner Risikogruppe. Nach sechs Wochen Nachbeobachtungszeit berichteten 14 Prozent der Teilnehmenden immer noch über Müdigkeit, 12 Prozent über einen anhaltenden Geschmacks- oder Geruchsverlust, neun Prozent über Kurzatmigkeit, sechs Prozent über einen anhaltenden Husten und drei Prozent über Kopfschmerzen.

Verunsicherung unter den Langzeit-Betroffenen

„Zusätzlich zu der körperlichen Belastung durch ihre Symptome waren viele sehr besorgt“, fügt Studienerstautorin Dr. Mayssam Nehme hinzu. Die Betroffenen stellten sich Fragen, wie lange die Beschwerden noch dauern würden und ob sie wieder verschwinden werden. Eine klare medizinische Antwort auf diese Fragen gibt es beim derzeitigen Wissensstand leider nicht, sagen die Forschenden. Um diese Fragen zu klären, richteten die Ärztinnen und Ärzte eine spezielle Sprechstunde für Langzeit-Betroffene ein.

Prävention von größter Bedeutung

„Jeder sollte sich darüber im Klaren sein, dass auch zuvor gesunde Menschen von COVID-19 betroffen sein können, und zwar Wochen oder sogar Monate nach der Infektion“, warnen die Studienautoren. Prävention sei daher von größter Bedeutung. Die Nachuntersuchungen werden derweil fortgesetzt. Die nächsten Ergebnisse sollen nach drei Monaten, sieben Monaten und nach 12 Monaten ausgewertet werden. (vb)

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