COVID-19: Unerwartete Abwehrreaktion auf schwere Infektionen beobachtet – Heilpraxis

Unerwartete Abwehrreaktionen gegen SARS-CoV-2

Ein deutsches Team von Ärztinnen und Ärzten dokumentierten erstmalig eine unerwartete Abwehrreaktion bei einem 60 Jahre alten Patienten mit COVID-19. Die Reaktion sei völlig untypisch auf eine Virusinfektion und eher bei anderen Erkrankungen wie Allergien oder bei Parasitenbefall zu erwarten. Laut der Arbeitsgruppe eröffne dieser Fall neue Optionen zur Behandlung der Krankheit.

Medizinerinnen und Mediziner der Universitätsmedizin Magdeburg deckten eine spezielle Form einer entzündlichen Reaktion in der Lunge eines COVID-19-Patienten auf. Die bislang unbekannte Abwehrreaktion in diesem Zusammenhang biete einen möglichen Ansatz zur Entwicklung von neuen Therapien für COVID-19-Betroffene mit schweren Verläufen, berichtete das Team kürzlich im „Journal of Allergy and Clinical Immunology“.

Unerwartete COVID-19-Abwehrreaktion in der Lunge

Bei einem 60-jährigem Mann, der wegen einer schweren COVID-19-Infektion auf der Intensivstation der Universitätsmedizin Magdeburg behandelt wurde, entdeckten die Ärztinnen und Ärzte erstmals eine ungewöhnliche Reaktion auf das Virus, die so noch nicht dokumentiert wurde. Es handelt sich um eine spezielle Form einer entzündlichen Reaktion in den Blutgefäßen der Lunge.

Zustand des Patienten war kritisch

Professor Dr. Jens Schreiber, Direktor der Universitätsklinik für Pneumologie, erläutert den Krankheitsverlauf des Patienten: „Er kam in einem kritischen Zustand und mit schwerer COVID-19 zu uns. Zuvor wurde er bereits sechs Tage lang mechanisch beatmet. Er litt an Bluthochdruck und Diabetes und war langjähriger Raucher. Eine allergische Vorerkrankung oder Asthma lagen nicht vor. Aufgrund massiver Einblutungen in die Lunge musste er notoperiert werden.“

Notoperation entlarvte unerwartete Entzündungsreaktion

Während der Notoperation entdeckten die Medizinerinnen und Mediziner eine ausgeprägte Entzündung der Blutgefäße und akute Schäden der Lungenstruktur. „Die Entzündung des Blutgefäßsystems der Lungen hat sich von den bisher beschriebenen Formen unterschieden“, fügt Oberärztin Dr. Eva Lücke hinzu. Zudem stellte das Team in der Lunge und im Blut des Patienten eine erhöhte Konzentration an sogenannten eosinophilen Granulozyten fest.

Was sind eosinophile Granulozyten?

Eosinophile Granulozyten sind eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen. Wie die Arbeitsgruppe erklärt, bekämpfen sie als Teil der körpereigenen Immunabwehr Infektionen, indem Entzündungen im Körper hervorgerufen werden. Bei Virusinfektionen findet man diese Immunzellen gewöhnlich nicht. Sie seien typisch bei Allergien, bakteriellen Infektionen oder bei Parasitenbefall. „Solch eine erhöhte Anzahl an Eosinophilen ist untypisch für eine Virusinfektion. Die genaue Ursache ist noch unklar. Wir vermuten allerdings einen Zusammenhang mit dem schweren Verlauf der Erkrankung“, fasst Dr. Lücke zusammen.

Praxis und Theorie Hand in Hand

Die Arbeitsgruppe sieht in den Erkenntnissen rund um den Fall potenzielle neue Möglichkeiten für die Behandlung von Betroffenen mit schwerem COVID-19. Laut Professor Schreiber zeige der Fall auch eindrücklich, wie wichtig es ist, dass Krankenhäuser eng mit wissenschaftlichen Institutionen zusammenarbeiten. (vb)

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