Kaffeekonsum und das Risiko für Prostatakrebs
Während Kaffee früher als ungesund abgestempelt wurde, zeigen immer mehr Studien, dass ein regelmäßiger Kaffeekonsum gesundheitliche Vorteile mit sich bringen kann. Nun wertete ein chinesisches Forschungsteam Daten von über einer Millionen Menschen aus und kam dabei zu dem Ergebnis, dass das Trinken von Kaffee mit einem signifikant geringeren Risiko verbunden ist, an Prostatakrebs zu erkranken.
Forschende des Shengjing Hospital an der China Medical University analysierten die Daten von 16 Kohortenstudien mit insgesamt 1.081.586 Teilnehmenden. Unter den Probanden entwickelten 57.732 Personen während der Studienzeiträume Prostatakrebs. Ziel der Arbeitsgruppe war es, eine systematische Übersichtsarbeit von Kohortenstudien zur Bewertung der Beziehung zwischen Kaffeekonsum und dem Risiko für Prostatakrebs zu erstellen. Die Ergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „BMJ“ vorgestellt.
Prostatakrebs – ein zunehmendes Problem der öffentlichen Gesundheit
Prostatakrebs ist dem Studienteam zufolge die weltweit am zweithäufigsten diagnostizierte Krebserkrankung. Unter Männern ist Prostatakrebs zudem der sechsthäufigste Grund für einen vorzeitigen Tod. Allein im Jahr 2018 wurden rund 1.276.000 neue Prostatakrebsfälle sowie 359.000 Todesfälle aufgrund dieser Krebsart weltweit registriert. Besonders häufig sind Personen in Industrieländern betroffen – fast drei Viertel aller Fälle stammen aus Ländern mit höheren Einkommen.
Seit den 1970er Jahren hat die Inzidenz von Prostatakrebs auch in einigen asiatischen Ländern wie China, Singapur und Japan stark zugenommen. Vorher traten Prostatakrebsfälle in diesen Ländern deutlich weniger oft auf als in westlichen Ländern. Das Studienteam betont, dass Prostatakrebs sich zu einem bedeutenden Problem der öffentlichen Gesundheit entwickelt hat und geeignete Präventionsmaßnahmen von großer Wichtigkeit seien.
Kaffee – beliebt und gesund
Kaffee ist eines der beliebtesten Getränke überhaupt und seine Popularität nimmt weiter zu. Das Heißgetränk ist den Forschenden zufolge eine wichtige Quelle für Koffein, Cafestol, Antioxidantien, Kaffeesäure und Chlorogensäure. Es gibt Hinweise darauf, dass diese Inhaltsstoffe auf verschiedenen Wege die Entwicklung von Krebs hemmen können. Selbst kleine Effekte könnten hier eine erhebliche Auswirkung auf die öffentliche Gesundheit haben, betonen die Forschenden.
Keine einheitliche Aussage in früheren Studien
Bereits in früheren Studien wurde überwiegend ein verringertes Risiko für Prostatakrebs bei regelmäßigem Kaffeekonsum beobachtet. Es gab jedoch auch einige Studien, die diesen Zusammenhang nicht aufzeigten. Die Arbeitsgruppe fasste deshalb alle zur Verfügung stehenden Daten von verlässlichen Kohorten zusammen und bewerte die Beziehung neu.
Jede Tasse Kaffee pro Tag senkte das Krebsrisiko um ein Prozent
Bei der Auswertung zeigte sich, dass die meisten Prostatakrebsfälle in der Gruppe auftraten, die am wenigsten Kaffee trank. Zudem zeigte sich ein linearer Trend zwischen der Anzahl der pro Tag getrunkenen Tassen Kaffee und dem Risiko für Prostatakrebs. Mit jeder weiteren Tasse Kaffee täglich sank das relative Risiko um rund ein Prozent (bis maximal neun Prozent). Die Forschenden kommen anhand der Daten zu der Schlussfolgerung, dass ein höherer Kaffeekonsum mit einem geringeren Risiko für Prostatakrebs assoziiert sein könnte.
Ursachen unbekannt
Die Arbeitsgruppe weist aber auch darauf hin, dass in der vorliegenden Studie nur ein Zusammenhang beobachtet wurde. Der zugrundeliegende Prozess sei weiter unbekannt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler führen jedoch biologisch plausibel Vermutungen an, weshalb Kaffee das Risiko für Prostatakrebs zu reduzieren scheint.
Mögliche Gründe für den krebshemmenden Effekt
Zum einen verbessere Kaffee den Glukosestoffwechsel und senke die Konzentrationen von Insulin und dem Insulin-ähnlichen Wachstumsfaktor-1. Zum anderen habe Kaffee entzündungshemmende und antioxidative Inhaltsstoffe. Darüber hinaus beeinflusse der Kaffeekonsum den Spiegel der Sexualhormone Globulin und Testosteron. All diese Aspekte könnten den Forschenden zur Folge eine Rolle bei der Entstehung und dem Fortschreiten von Prostatakrebs spielen.
Zudem scheinen über Kaffee aufgenommene Antioxidantien Zellen vor Schäden durch oxidativen Stress und Entzündungen zu schützen. Solche Entzündungen stehen unter Verdacht, krebsartige Transformationen in der Prostata anzustoßen. Ob Kaffee tatsächlich vor Prostatakrebs schützt und wenn ja, welche genauen Ursachen dafür verantwortlich sind, muss jedoch noch in weiteren Studien ergründet werden. (vb)
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