Im Schatten des bekannten Burnouts taucht ein neues Phänomen auf: das Burn-On-Syndrom. Die Vorstufe beschreibt eine Phase der Rastlostigkeit, ein Warnsignal, das wir nicht ignorieren sollten, erklärt Psychotherapeut Matthias Diesch.
Mit dem Begriff Burnout sind wir mittlerweile vertraut: Wenn nichts mehr geht und eine reine Sinnlosigkeit in den Taten entsteht. Das Hamsterrad hat sich aufgehört zu drehen und das Limit wurde erreicht. Beim genauso weit verbreiteten Burn On handelt es sich um einen neuen Begriff in der Fachsprache der Psychologie. Psychotherapeut Matthias Diesch von der Anlaufstelle wepractice.ch erläutert dieses Phänomen:
Was ist ein Burn On?
Matthias Diesch: Es beschreibt eine Vorstufe vom Burnout. Es ist die Zeit, in der man für etwas brennt und es stetig vorangeht, aber man kein Ende sieht. Das Abschalten fällt schwer und man funktioniert nur noch.
Was ist der genaue Unterschied zum Burnout?
Beim Burnout fällt uns meistens alles nur noch schwer. Es geht nichts mehr. Das ist sozusagen der definitive Zusammenbruch. Bei seiner Vorstufe, dem Burn On, ist immer noch ein gewisses Feuer da und das Hamsterrad dreht sich weiter, aber eigentlich merkt man, dass keine richtige Freude mehr vorhanden ist. Beim Burnout kippt es schließlich und wir sehen keinen Sinn mehr in unseren Taten.
Wie beschreibt man jemanden, der ein Burn On hat?
Als Person, die im Leben viele Aufgaben zu bewältigen und einen hohen Leistungsanspruch hat – sei es in der Arbeitswelt und/oder im Privatleben. Im Burn On leben Betroffene meist nur noch auf der Überholspur, das Gaspedal wird sozusagen ständig gedrückt, der Drehzähler ist im roten Bereich und man bekommt nicht mit, dass der Sprit schon auf Reserve ist.
Wie entsteht dieser Leistungsdruck?
Es handelt sich um ein Gefühl, dass man nur mit ständiger Leistung erfolgreich sein kann. Das beginnt schon in der Schulzeit mit guten und schlechten Noten. Später kann es dann passieren, wenn man einen fordernden Vorgesetzten erwischt, dass es kein Lob und keine Anerkennung gibt und man daraus schließt, man sei nur etwas wert, wenn man genug Leistung erbringt.
Gibt es Arbeitsbereiche, wo ein Burn On eher vorkommen kann?
Meistens sind Menschen in höheren Berufsfeldern, die sehr karriereorientiert sind, mehr gefährdet. Aber es gibt natürlich auch Hausfrauen oder -Männer, die kaum die eigenen vier Wänden verlassen und zu stark vereinnahmt von ihrer Arbeit sind. Jede Person mit hohen Erwartungen an sich selbst kann davon betroffen sein.
Was sind typische körperliche Symptome?
Schlafstörungen – wie zum Beispiel nicht einschlafen können und früh wieder aufwachen, Bluthochdruck, schnelle Erschöpfung, Übelkeit, Schwindel, Schwere in den Gliedern, Kraftlosigkeit, oft auch Tinnitus oder ein Flimmern in den Augen.
Was kann man machen, um ein Burn On zu vermeiden?
Einen Ausgleich im Leben zwischen Freizeit und Arbeit zu schaffen. Also ein Hobby, wo es nicht immer um Leistungen geht wie Angeln, Segeln, Bewegung, Entspannung oder etwas Kreatives. Zudem ist auch ein regelmäßiger Tag-Nacht-Rhythmus sehr wichtig. Dies kann durch den Verzicht von digitalen Medien vor und nach dem Schlafen unterstützt werden. Das Wichtigste ist, auf eine gute Schlafqualität zu achten. Wenn man richtig ausgeruht ist, kann man wieder leistungsfähig sein.
Wie kann eine angehörige Person helfen?
Auf der Beziehungsebene zwischen zwei Menschen ist es grundsätzlich immer besser, alles direkt anzusprechen. Wenn es Sorgen oder Gedanken bezüglich eines Burn On gibt, würde ich dies auf jeden Fall ansprechen.
Von Style
Mehr Informationen rund um das Thema Gesundheit
- Genug Kalium zuführen – Wer Bluthochdruck vermeiden will, muss diese Lebensmittel essen
Beinahe jeder dritte Deutsche hat Bluthochdruck. Das kann viele negative Folgen haben, doch durch eine gesunde Ernährung lässt sich das vermeiden. Worauf Sie achten müssen, verraten jetzt die Experten der Deutschen Hochdruckliga.
- Millionen Deutsche betroffen – Eine bestimmte Vorerkrankung verdoppelt das Demenz-Risiko
Ob jemand im Alter Demenz entwickelt, hängt von vielen Faktoren ab. Zu Beispiel vom Lebensstil der Person. Aber auch Vorerkrankungen spielen eine Rolle. Eine verdoppelt das Risiko für Demenz sogar, das zeigt jetzt eine neue Studie.
Das Original zu diesem Beitrag „Gefährliches Burn-On-Syndrom zwingt zum Leben auf der Überholspur ohne Ziel“ stammt von Schweizer Illustrierte.
Quelle: Den ganzen Artikel lesen