Diphtherie-Antitoxin – immer noch ein ungelöstes Problem

Die Beschaffung des Diphtherie-Antitoxins gestaltet sich seit Jahren schwierig. Diese Problematik ist den zuständigen Stellen auch schon seit geraumer Zeit bekannt. Immer mal wieder gelangt das Thema in die Öffentlichkeit, so wie jetzt auch. Aktueller Anlass ist ein Brief des Leiters des Zentrums für Kinderheilkunde der Uniklinik Gießen und Marburg, Klaus-Peter Zimmer, an das hessische Gesundheitsministerium.

Das „Ärzteblatt“ zitierte am vergangenen Mittwoch aus einem Schreiben des Mediziners Klaus-Peter Zimmer an Hessens Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne): „Nach meinen Informationen scheint für die Akutbehandlung einer klassischen Diphtherie, einer Erkrankung mit sehr hoher Letalität, der Behandlungsstandard in Hessen (Deutschland) nicht gewährleistet zu sein“, schreibt der Mediziner. Anlass für diese Worte ist die schlechte Verfügbarkeit des Diphtherie-Antitoxins. Der Leiter des Zentrums für Kinderheilkunde und Jugendmedizin berichtet laut Ärzteblatt in dem Brief über den Fall eines einjährigen Jungen mit Verdacht auf Diphtherie, der bislang nicht geimpft sei. Für die notwendige Therapie habe man sich „mit den Notfalldepots bundesweit in Verbindung“ gesetzt. Letztendlich habe man Ampullen aus Bayern erhalten, hergestellt in Kroatien. 

Nur: Diese waren bereits 2014 abgelaufen. Letztendlich habe man sich gegen eine Applikation der abgelaufenen Seren entschieden, heißt es. Auch wenn sie angeblich letztes Jahr noch als positiv wirksam getestet wurden, erklärt der Pädiater. Die Mikrobiologie habe bei dem betroffenden Kind neben anderen Keimen nämlich Corynebacterium pseudodiphtheriticum nachgewiesen, das nicht Diphtherietoxin-bildend sei. Offenbar hält Zimmer aber weitere Diphtherie-Verdachtsfälle durchaus für möglich – wegen des regen Reiseverkehrs und der Durchimpfungsraten. Deswegen bittet er das Ministerium zu prüfen, ob Handlungsbedarf besteht. Er verweist in dem Schreiben auch darauf, dass ihm das Paul-Ehrlich-Instiut (PEI) den Missstand bestätigt haben soll. Dort werde seit Jahren Abhilfe angemahnt, heißt es.

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Engpass lange bekannt

Und in der Tat, das Thema ist seit Jahren bekannt, dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) laut Ärzteblatt seit 2013. Auch das hessische Ministerium soll in seiner Antwort bestätigt haben, dass das Thema auf Bundesebene lange angekommen ist. DAZ.online berichtete ebenfalls 2017 ausführlich über das Problem. Der Wirkstoff wird zwar von der WHO auf der Liste der essenziellen Arzneimittel aufgeführt. Bei einer Befragung im Jahr 2016 durch die WHO haben jedoch nur drei Hersteller angegeben, das Antitoxin verfügbar zu haben: Ein Staatsbetrieb sowie ein privates Unternehmen in Indien, sowie ein Staatsbetrieb in Russland, der zum Gesundheitsministerium gehört. In Indonesien stellt außerdem ein Impfstoff-Hersteller und in Brasilien das angesehene Forschungsinstitut „Instituto Butantan“ das Antitoxin her, doch beide nur für den nationalen Markt. Inwiefern vier weitere Hersteller in Bulgarien, Japan, Kroatien und Schweden das früher von den Behringwerken hergestellte Arzneimittel liefern können, blieb damals unklar. Vergleichbares vermeldet aktuell, also vier Jahre später, das Ärzteblatt unter Berufung auf Fachkreise, wonach es weltweit drei mögliche Produktionslinien gibt. Japan produziere, exportiere aber nicht.

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