Nachdem Dänemark und weitere Staaten die Impfungen mit dem Corona-Vakzin von AstraZeneca vorerst ausgesetzt haben, zieht nun auch Deutschland nach. Der Grund ist eine aktualisierte Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI). Das PEI ist die oberste Bundesbehörde für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel in Deutschland und unter anderem mit der Sicherheit von Impfstoffen betraut.
Warum wurde der Impfstopp veranlasst?
Offenbar gibt es neue Meldungen von Thrombosen der Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung in Deutschland und Europa, wie das Bundesministerium (BMG) mitteilte. Experten des Paul-Ehrlich-Instituts haben daraufhin ihre Empfehlung hinsichtlich des Impfstoffs aktualisiert. Weitere Untersuchungen seien nun notwendig, teilte das BMG mit.
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Die Anzahl der gemeldeten Hirnvenen-Thrombosen ist gering – es soll sich um sieben Meldungen handeln.
Bedeutet das, dass der Impfstoff die Thrombosen verursacht hat?
Nein, in der Mitteilung des BMG ist lediglich von einem "zeitlichen Zusammenhang" die Rede. Ob und wie der Impfstoff zu den beobachteten Thrombosen geführt haben könnte, ist derzeit offen und Gegenstand weiterer Untersuchungen.
Ist der Schritt unüblich?
Nein, keineswegs. Wenn neue Impfstoffe eingeführt werden, wird sehr genau hingesehen, welche Nebenwirkungen beziehungsweise Erkrankungen in zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung auftreten. Kommt es zu Meldungen, die einer weiteren Überprüfung bedürfen, wird die Verabreichung des Impfstoffs kurzfristig und temporär ausgesetzt, bis weitere Untersuchungsergebnisse vorliegen.
Ein solcher Schritt sei ein Zeichen dafür, "dass die Systeme zur Überwachung von Nebenwirkungen funktionieren" und nicht zwangsläufig ein Hinweis darauf, dass die Impfstoffe zu den Nebenwirkungen geführt haben, hatte der britische Gesundheitsexperte Peter English bereits vergangene Woche nach dem Impfstopp in Dänemark erklärt.
Bedeutet das, dass der Impfstoff im Kampf gegen die Pandemie komplett ausfällt?
Der vorläufige Impfstopp ist ein "vorsorgliches Aussetzen", wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz erklärte. "Sollte das Impfen mit AstraZeneca wieder möglich werden, was durchaus eine Möglichkeit ist, dann werden wir auch wieder für das Vertrauen in die Impfung werben."
Was sollten Menschen beachten, die kürzlich eine Impfung mit AstraZeneca erhalten haben?
Menschen, die kürzlich eine Impfung mit AstraZeneca erhalten haben und nun Fragen zu dem Impfstopp haben, sollten sich an ihre behandelnden Ärzte wenden, sagte Jens Spahn auf der Pressekonferenz.
"Das PEI weist darauf hin, dass Personen, die mit AstraZeneca geimpft wurden & sich mehr als vier Tage nach Impfung zunehmend unwohl fühlen – z.B mit starken & anhaltenden Kopfschmerzen oder punktförmigen Hautblutungen – sich unverzüglich in ärztliche Behandlung geben sollten", teilte das BMG auf Twitter mit.
Welche Reaktionen gibt es zum Impfstopp?
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisierte auf Twitter die Entscheidung, die Impfungen mit AstraZeneca in Deutschland vorerst zu stoppen: "Auf der Grundlage der vorliegenden Daten halte ich das für einen Fehler", schrieb Lauterbach. "Die Prüfung ohne Aussetzung der Impfung wäre wegen der Seltenheit der Komplikation besser gewesen. In der jetzt Fahrt aufnehmenden 3. Welle wären die Erstimpfungen mit dem AstraZeneca Impfstoff Lebensretter."
In welchen Ländern sind die Impfungen derzeit ausgesetzt?
Die Impfungen mit AstraZeneca pausieren derzeit in den Niederlanden, Frankreich, Bulgarien, Irland, Dänemark, Norwegen und Island. Italien und Österreich stoppten die Verwendung bestimmter Chargen des Impfstoffs. Dänemark hatte die Impfungen mit AstraZeneca zuerst ausgesetzt, nachdem eine Person gestorben war. Es gab zudem vereinzelt Berichte über Thrombosen in zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung.
Bis einschließlich 10. März hatte die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA 30 Thrombose-Fälle in zeitlichem Zusammenhang zu der Impfung gelistet – bei rund fünf Millionen Impfungen. Das entspricht einer Häufigkeit von 0,0006 Prozent.
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