Darmmikrobiom kann Risiko für Brustkrebs erhöhen – Heilpraxis

Rolle des Darmmikrobioms bei Entstehung von Brustkrebs

Ein im Dickdarm vorkommendes Bakterium könnte eine wichtige Rolle bei der Entwicklung einiger Arten von Brustkrebs spielen. Zellen des Brustgewebes, welche Toxinen des Bakteriums ausgesetzt sind, werden anfälliger für die Entwicklung von Brustkrebs.

Ein Bakterium mit der Bezeichnung enterotoxigenes Bacteroides fragilis (ETBF) löst bei Mäusen das Wachstum und die Metastasierung von Tumorzellen aus, so das Ergebnis einer gemeinsamen Untersuchung von Forschenden des Johns Hopkins Kimmel Cancer Center und des Bloomberg~Kimmel Institute for Cancer Immunotherapy. Die Forschungsarbeit wurde in dem englischsprachigen Fachblatt „Cancer Discovery“ publiziert.

Auswirkungen von ETBF auf Mäuse

ETBF wird häufig mit der Entwicklung von Kolitis und Dickdarmkrebs in Verbindung gebracht. In einer Reihe von Laborexperimenten stellten die Forschenden bei ihrer aktuellen Studie fest, dass ETBF, wenn es in die Eingeweide oder Brustgänge von Mäusen eingebracht wurde, stets das Wachstum und die Metastasierung von Tumorzellen auslöste.

ETBF muss genauer untersucht werden

Weitere Forschung ist nun notwendig, um herauszufinden, wie sich ETBF durch den Körper bewegt, ob ETBF ein alleiniger Auslöser für Brustkrebs sein kann und/oder ob andere Mikrobiota ebenfalls krebserregende Wirkung im Brustgewebe haben, berichtet das Team.

Oft entsteht Brustkrebs ohne typische Risikofaktoren

„Trotz mehrerer etablierter Risikofaktoren für Brustkrebs, wie beispielsweise Alter, genetische Veränderungen, Strahlentherapie und Familienanamnese, entsteht eine große Anzahl von Brustkrebsfällen bei Frauen, die keinen dieser Faktoren aufweisen, was auf die Notwendigkeit hinweist, nach weiteren Ursachen Ausschau zu halten”, erklärt Sharma.

„Unsere Studie legt einen weiteren Risikofaktor nahe, nämlich das Mikrobiom. Wenn Ihr Mikrobiom gestört ist oder toxigene Bakterien mit onkogener Funktion beherbergt, könnte das als zusätzlicher Risikofaktor für Brustkrebs angesehen werden“, fügt die Expertin hinzu.

Die Forschungsgruppe führte verschiedene Untersuchungen durch, um die Rolle von ETBF genauer zu bestimmen. Zunächst wurde in einer Meta-Analyse verfügbarer klinischer Daten und bisher veröffentlichter Studien zur mikrobiellen Zusammensetzung in gutartigen und bösartigen Brusttumoren Bacteroides fragilis als möglicher Risikofaktor für Brustkrebs identifiziert.

Veränderungen des Brustgewebes durch ETBF

Im Labor verabreichte die Forschungsgruppe zudem einer Gruppe von Mäusen ETBF. Zuerst kolonisierten diese den Darm. Dann, innerhalb von drei Wochen, wies das Brustgewebe der Mäuse beobachtbare Veränderungen auf, die normalerweise bei duktaler Hyperplasie, einer Krebsvorstufe, auftreten.

Aggressivere Tumore und schnellere Progression durch ETBF

In weiteren Tests fanden die Fachleute heraus, dass Hyperplasie-ähnliche Symptome auch innerhalb von zwei bis drei Wochen nach der Injektion von ETBF-Bakterien direkt in die Zitzen von Mäusen auftraten. Außerdem wiesen Zellen, welche dem Toxin ausgesetzt waren, immer eine schnellere Tumorprogression auf und entwickelten aggressivere Tumore als Zellen, die dem Toxin nicht ausgesetzt waren.

Brustzellen, die dem Toxin für einen Zeitraum von 72 Stunden ausgesetzt waren, behielten zudem eine Art Gedächtnis für das Toxin und lösten in verschiedenen Mausmodellen die Entwicklung von Krebs und Metastasen aus, berichten die Forschenden. Des Weiteren sei deutlich geworden, dass die Zellsignalwege Notch1 und beta-Catenin bei der Wirkung von ETBF im Brustgewebe beteiligt sind.

Einfluss von Mikrobiomveränderungen auf Therapien

In klinischen Studien haben Forschende bereits begonnen nach Veränderungen des Mikrobioms bei Brustkrebspatientinnen zu suchen, um herauszufinden, wie dies die Tumorprogression und das Ansprechen auf die Therapie beeinflusst.

Bis hier eindeutige Ergebnisse vorliegen, raten die Forschenden im Sinne der Brustkrebs-Prävention dazu, neben einer gesunden Ernährung, sportlicher Betätigung sowie der Vermeidung von Übergewicht auch auf ein möglichst gesundes Mikrobiom zu achten. (as)

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