ABDA-Facebooktalk: „Wirkmächtigkeit entsteht auch durch Beharrlichkeit“

Der Monat hält für die Apothekerschaft einiges an Aufregung bereit: Den gesamten November über soll es in Deutschland regional verteilt Proteste und auch Apothekenschließungen geben. Da sind noch viele Fragen offen. Am Montag abend konnten sie in einem Facebooktalk mit ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening und Kommunikationschef Benjamin Rohrer gestellt werden.

Zu einem „apothekenpolitischen Marathonlauf“ hatte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening Mitte Oktober aufgerufen. Sie bezog sich dabei unter anderem auf die Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zur Liberalisierung des Apothekensystems und dem anstehenden parlamentarischen Verfahren. Aber natürlich geht es vor allem um die Grundforderung der Apothekerschaft: Die Erhöhung des Fixhonorars. Im November gibt es nun wieder Proteste und Apothekenschließungen.

Bei einem Facebooktalk mit Kommunikationschef Benjamin Rohrer am Montag abend rief Overwiening noch einmal zum Durchhalten auf: „Lassen Sie sich nicht entmutigen!“. Politik gehe nicht „wie über Rezeptoren“. Es gehe um Verhandeln und die „Opportunität“ der Politiker:innen müssen mit eingerechnet werden. „Wirkmächtigkeit entsteht auch durch Beharrlichkeit“, so Overwiening. Was die Apothekerschaft tue, „ist etwas Gutes für die Gesellschaft“.

Thematisch konzentrierte sich das Gespräch auf verschiedene Aspekte des Protestmonats November. Online konnten Fragen gestellt werden. Rohrer erinnerte an das von der ABDA zur Verfügung gestellte Material. Für die jeweiligen Kundgebungen würden zudem auch noch Bauanleitungen für Protestschilder und 20.000 Handzettel gestellt. Es gebe auch noch für jeden Streiktag 4.000 Warnwesten, die verteilt würden.

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Zur Begründung, warum der Protest regional getrennt und über mehrere Wochen verteilt stattfinde, sagte Rohrer, dass man am 14. Juni zwar ein heftiges Medienecho gehabt habe, aber eben nur ein kurzes. Nun würde einen Monat lang über die Situation der Apotheken in Deutschland berichtet.

Konzentration auf das, „was wir vor der Brust haben“

Gefragt wurde auch danach, wie es im Dezember weiter gehen werde. Overwiening erklärte hierzu: „Wir werden uns Stück für Stück weiter durch diese politische Aufgabe gemeinsam arbeiten müssen.“ Es funktioniere nicht wie bei einem Gewerkschaftsstreik. Die Proteste müssten die Politik „wachrütteln“, zeigen, wo die „wundern Punkte“ sind und „was endlich angepackt werden muss“. Man müsse in einen „konstruktiven, kooperativen Dialog mit der Politik“ kommen. Diese folge manchmal „Glaubenssätzen“, die aber mit der Realität nichts zu tun hätten. Sollte der Protest im November nun zu keinen handfesten Ergebnissen führen, werde man die nächsten „Sensibilisierungsmaßnahmen“ vornehmen. Dazu gebe es zwar schon verschiedene Ideen, aber sie wolle sich nun auf das konzentrieren, „was wir vor der Brust haben“. Das koste ohnehin „viel Kraft, Konzentration und Geschlossenheit“.

Patienten sollen nicht unter Protest leiden

Rohrer wies darauf hin, dass die Verantwortung für die einzelnen Proteste und Kundgebungen bei den Verbänden in den jeweiligen Regionen liege. Das habe der geschäftsführende ABDA-Vorstand so beschlossen, deshalb könne er auch nichts zu den Programmen sagen.

Zu der Frage, warum die Proteste am Mittwoch stattfinden, wo ohnehin viele Apotheken nicht den ganzen Tag geöffnet hätten, sagte Overwiening, es gehe um den Protest an sich. Außerdem wolle sie nicht, dass Patientinnen und Patienten darunter leiden. Patienten seien schließlich Verbündete, oder andersherum, die Apothekerschaft sei der Verbündete der Patienten.

Noch keine Einladung aus Bundeskanzleramt

Zu der Postkartenaktion im Sommer sagten Overwiening und Rohrer noch einmal zusammenfassend, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nicht auf eine Anfrage zur Übergabe reagiert habe, Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) habe in der Sache an Lauterbach verwiesen. Allerdings seien die Ergebnisse in Form eines USB-Sticks und auch per Mail herausgegangen. Overwiening betonte noch einmal, dass auch wenn der Bundesgesundheitsminister nicht reagiert habe, er an der Meinung der Bevölkerung nicht vorbeikomme. Die Postkarten seien da und man werde sie verwenden.

Auch auf den gemeinsam mit Zahnärzteschaft und Ärzteschaft verfassten Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gebe es noch keine Antwort. Die Einladung ins Bundeskanzleramt sei noch nicht reingeflattert.

Zum Schluss ging es noch einmal um die Frage, wie die erwartbar steigenden Personalkosten im kommenden Jahr gestemmt werden sollen. Overwiening sagte dazu, dass diese zu „weiterer Selbstausbeutung führen“ werden. Sie hoffe, dass eine „entsprechende Kompensation“ erreicht werde. Aber darum gehe es bei den Protesten und dem schwierigen Dialog mit dem Bundesgesundheitsministerium, dass die Apotheken die steigende Belastung bei der jetzigen Honorarsituation nicht werden stemmen können.


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