DieCorona-Pandemie ist noch nicht überstanden, die Sicherheitsmaßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung bestimmen nach wie vor das öffentliche Leben.
Und nun diese Botschaft aus China: Wissenschaftler haben in Schweinemastbetrieben ein neues Influenzavirus entdeckt, welches sich unter den Tieren ausbreitet.
Ihre Ergebnisse teilten die Forscher der Chinesischen Akademie der Wissenschaften im wissenschaftlichen Fachmagazin ‚PNAS‘.
Demnach mache dieser Erreger die Tiere nicht nur krank – es hätte auch, ähnlich wie die Schweinegrippe im Jahr 2009, „pandemisches Potential“.
Mischviren bei Schweinen
Influenzaviren verändern sich rasch. Hierzulande macht sich das vor allem durch die jährliche Grippewellen bemerkbar, bei welcher leicht veränderte Versionen der Viren grassieren.
Es kommt jedoch auch vor, dass ganz neue, zum Teil tödliche Viren entstehen.
Dies geschieht häufig bei Schweinen, da sich diese Tieren gleichzeitig mit unterschiedlichen Influenzaviren von Säugetieren, Menschen und Vögeln infizieren können – die Influenzastämme tauschen dann ihre Gene aus.
So auch bei einem Mischvirus, das sich seit 2013 in Schweinefarmen in China ausbreitet. Wie die Forscher berichten, sei dieses Virus mittlerweile zur dominierenden Variante geworden.
Bei der Untersuchung der neuen Influenzavariante G4 wurden die Wissenschaftler hellhörig. Bei diesem Virus handelt es sich nämlich um eine Mischung aus drei Abstammungslinien:
- eine, die Stämmen ähnelt, die in europäischen und asiatischen Vögeln gefunden wurden,
- der H1N1-Stamm, der die Pandemie 2009 verursacht hat,
- ein nordamerikanischer H1N1, der Gene von Influenzaviren von Vögeln, Menschen und Schweinen enthält
Durch diese Kombination kann G4 nicht nur Tiere, sondern auch Zellen der menschlichen Atemwege befallen. Zwischen Frettchen, die als gutes Modell für Influenzaausbreitungen gelten, verbreitete es sich ebenfalls leicht.
Arbeiter weisen bereits Antikörper gegen neues Virus auf
Die Wissenschaftler konnten bereits Antikörper gegen das G4-Virus bei den Arbeitern der Schweinebetriebe nachweisen – bei jeder zehnten Person.
Ein leichtes Aufatmen darf es aber wohl geben. Denn bisher wurden nur zwei Fälle dokumentiert, bei denen das Virus bei Menschen eine schwere Krankheit ausgelöst hat – ein 46-Jähriger verstarb daran.
Wie die Wissenschaftler festhalten, waren solche Fälle bislang nicht weiter gefährlich, da das Virus noch nicht von Mensch zu Mensch weitergegeben wurde.
Virus sollte weiterhin beobachtet werden
Experten wie Grippe-Forscherin Martha Nelson von den amerikanischen National Insitutes of Health geben daher leichte Entwarnung.
Die Forscherin hält es zwar für angebracht, G4 weiter genau zu beobachten, sie sieht jedoch aktuell keine direkten Anzeichen dafür, dass dieses eine neue, tödliche Grippewelle auslösen kann.
Denn dazu müsste es sich leicht von Mensch zu Mensch verbreiten und zudem einen schweren Krankheitsverlauf auslösen.
Nelson merkt in einem wissenschaftlichen Artikel jedoch an, dass sich Influenzaviren auch überraschend verändern können.
Außerdem bestünde aufgrund der Corona-Pandemie „die Gefahr, dass wir Influenza und andere Bedrohungen derzeit vernachlässigen.“
Produktion von Grippeimpfungen sind Routine
Sollte sich tatsächlich ein neues Grippevirus ausbreiten, das einen Menschen infiziert, besteht weltweit eine Meldepflicht.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) würde informiert und die Produktion eines passenden Impfstoffs gestartet werden.
Diese Herstellung dürfte sich auch deutlich einfacher gestalten als die eines passenden Mittels gegen Covid-19. Denn Grippeimpfungen sind mittlerweile Routine.
Quellen
- Sun, H., et al. (2020): Prevalent Eurasian avian-like H1N1 swine influenza virus with 2009 pandemic viral genes facilitating human infection, abgerufen am 02.07.2020 https://www.pnas.org/content/early/2020/06/23/1921186117
- Cohen, J. (2020): Swine flu strain with human pandemic potential increasingly found in pigs in China, abgerufen am 02.07.2020 https://www.sciencemag.org/news/2020/06/swine-flu-strain-human-pandemic-potential-increasingly-found-pigs-china
Cornelia Bertram
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