Analyse des Robert-Koch-Instituts: Wo stecken sich die meisten Menschen mit Corona an?

Während zu Beginn der Pandemie vor allem eine Übertragung durch die sogenannte Schmierinfektion im Fokus stand, sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich mittlerweile einig, dass die Übertragung des vor allem über die Tröpfcheninfektion und sogenannte Aerosole geschieht.

Aber wo ist dieses Übertragungsrisiko besonders hoch?

Dazu hat das Robert-Koch-Institut (RKI) alle zur Verfügung stehenden Daten zu COVID-19-Fällen und -Ausbrüchen, die gemäß Infektionsschutzgesetz (IfSG) bundesweit erhoben werden, auf mögliche Muster analysiert.

In einem erst gerade veröffentlichten Artikel stellt das RKI nun seine Ergebnisse vor und zeigt, in welchen Umfeldern sich Menschen vor allem anstecken.

Das Vorgehen für die Analyse der Infektionsumfelder

Bundesweit ermitteln die Gesundheitsämter bei neuen Infektionen nicht nur Kontaktpersonen der Patientin oder des Patienten, sondern vermerken auch, wo sich die betroffene Person selbst angesteckt haben könnte.

Neu gemeldete COVID-19- Fälle werden dabei befragt, ob sie innerhalb der 14 Tage vor ihrem Symptombeginn Kontakt zu einem bestätigten Fall hatten und wenn ja, ob dieser Kontakt z. B. im Haushalt, am Arbeitsplatz oder in einer medizinischen Einrichtung stattgefunden hat.

So konnten bis zum 11.08.2020 insgesamt 55.141 von 202.225 Fällen mindestens einem Ausbruchsgeschehen zugeordnet werden, die von den Gesundheitsämtern an das RKI übermittelt wurden.

Dabei wurde jeweils nur die unterste Ausbruchsebene untersucht, also nur die Auslöser eines bestimmten Infektionsherdes.

Auf dieser Ebene ließen sich nämlich am ehesten Zusammenhänge zwischen den infizierten Personen und dem jeweiligen Setting erkennen.

Infektionsherde im zeitlichen Verlauf

Im Durchschnitt waren die Ausbrüche in Flüchtlings- und Asylbewerberheimen, in Alten- und Pflegeheimen sowie in Seniorentagesstätten am größten, stellte das RKI in seinen Analysen fest.

Allerdings schwankten die Ausbruchsherde über die Corona-Krise hinweg.

Seit Beginn der Pandemie in Deutschland bis Mitte Juni waren dabei durchgehend Fälle zu beobachten, die privaten Haushalten zugeordnet werden konnten.

Dagegen lassen sich Ausbruchsgeschehen im Rahmen von Übernachtungen z.B. im Hotel vor allem auf Mitte März zurückdatieren.

Ende März stiegen dann die Ausbruchsfälle in Alten-und Pflegeheimen deutlich an, die aber Ende Mai wieder zurückgingen. Ähnlich verhielt es sich in Krankenhäusern und Reha-Einrichtungen.

Einen Anstieg der Infektionszahlen am Arbeitsplatz konnte dagegen vor allem Mitte Juni festgestellt werden, die mit den großen Ausbrüchen in der Fleischindustrie zusammenfiel.

Die Schlussfolgerungen des RKIs

Neben einzelnen besonders großen Ausbrüchen wie z. B. bei der erwähnten fleischverarbeitenden Industrie, kommen vor allem Übertragungen im familiären und häuslichen Umfeld häufig vor, auch wenn diese nicht unbedingt zu vielen Folgefällen führen müssen.

Das sieht in anderen gemeinsamen Wohnensituationen wie im Alten- und Pflegeheim anders aus, wo eine Übertragung schnell viele weitere Ausbrüchen nach sich zieht.

Hier weist das RKI inbesondere darauf hin, dass in diesen Settings „das durchgängige Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen bzw. im medizinischen Bereich der Mund-Nasenschutz (…) eine wichtige Rolle spielen“ dürfte, um die Infektionsherde möglichst klein zu halten.

Deutlich weniger Ansteckungsgefahr scheint es dagegen, wie schon lange vermutet, im Freien zu geben. Das legen die gemessenen, fehlenden Ausbrüche in Tierparks und Zoos bzw. nur drei Fälle beim Picknick nahe.

Analysen sind zum Teil ungenau

Auch wenn die Analysen gute Anhaltspunkte geben, bilden sie nur Tendenzen ab und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Denn tatsächlich ist es sowohl für die Gesundheitsämter als auch für die Betroffenen selbst oft sehr schwer, die Infektionsquelle genau zu bestimmen oder auf ein Umfeld einzugrenzen.

Die lange Inkubationszeit mit bis zu 14 Tagen (durchschnittlich fünf Tage) erschwert das Erfassen der Daten zusätzlich.

Das RKI weist daher nochmal deutlich darauf hin: „SARS-CoV-2 ist derzeit weltweit verbreitet. Auch in Deutschland kann man in keiner Region ausschließen, dass Übertragungen stattfinden.“

Quelle

  • Robert-Koch-Institut (2020): Epidermologisches Bulletin: Infektionsumfeld von erfassten COVID-19-Ausbrüchen in Deutschland“, abgerufen am 27.08.2020: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2020/Ausgaben/38_20.pdf;jsessionid=82182355DF63332D3E07AB4B135231F9.internet081?__blob=publicationFile

Larissa Hellmund

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