Geht gar nicht – auf allen Ebenen

Eigentlich gibt es nichts, außer seinen sofortigen Rücktritt anzukündigen, mit dem Bundesgesundheitsminister Lauterbach bei seinem heutigen Auftritt beim Deutschen Apothekertag, die Wogen, die er gestern mit seinen Äußerungen gegenüber der FAZ aufgeworfen hat, wieder glätten könnte. Die Aktion war nämlich auf allen Ebenen daneben, findet DAZ-Chefredakteurin Julia Borsch.

Falls es noch leiseste Hoffnungen gab, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach könnte den Teil des Koalitionsvertrags doch noch erfüllen, in dem von Stärkung der Apotheken vor Ort die Rede ist, spätestens seit gestern sind sie dahin. Denn gegenüber der FAZ hat er seine Pläne für den Apothekenmarkt offenbart: größere Filialverbünde, Filialen ohne Notdienste und Rezepturen und Vertretungsbefugnis für PTA schweben ihm vor. Mal ganz abgesehen davon, wie die Abschaffung der Dinge, die aktuell nur die Apotheken vor Ort leisten, wie Notdienst und Rezepturen, die Versorgung sichern sollen und woher die vertretungsbefugten PTA kommen sollen, die nämlich genauso Mangelware sind wie Approbierte – Lauterbach ebnet damit zudem auch noch den Weg für den Fremdbesitz. Denn wer soll diese größeren Verbünde denn irgendwann einmal übernehmen? Ein einzelner Apotheker sicher nicht. Und dann wird sehr schnell aus der Politik der Fremdbesitz als heilbringende Lösung präsentiert werden und damit genau das, was Lauterbach aktuell bei den Ärzten einzudämmen versucht..

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Doch Lauterbachs Ideen sind nicht nur inhaltlich daneben. Auch die Art, wie er sie kommuniziert hat, ist ein weiteres Signal der Geringschätzung in Richtung Apotheker: In der Publikumspresse am Tag vor dem Apothekertag und zu allem Überfluss soll er auch vorhaben, sie per Änderungsantrag durchzudrücken. Das heißt, er versucht tiefgreifende Einschnitte im Gesundheitswesen vorzunehmen, ohne dass diese ein vollständiges Gesetzgebungsverfahren mit zahlreichen Stellungnahmemöglichkeiten durchlaufen. Von einer Politik à la Donald Trump via Twitter ist das nicht mehr allzu weit weg. Und die ABDA erfährt davon nicht im persönlichen Gespräch, sondern aus der Zeitung.

Auf seine Erklärungen, wenn er sie denn liefert, darf man gespannt sein. Doch eigentlich gibt es nur einen Weg, die Wogen gegenüber den Apothekern zu glätten und das wäre die Ankündigung seines Rücktritts


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