Curevac schaut nach vorne, zumindest bei Grippeimpfstoffen: Das biopharmazeutische Unternehmen aus Tübingen hat den ersten Teilnehmer in einer klinischen Studie mit seinem mRNA-Grippeimpfstoffkandidaten CVSQIV geimpft. Der neue COVID-19-Impfstoffkandidat CV2CoV befindet sich dagegen noch immer in der präklinischen Phase.
Curevacs Grippeimpfstoffkandidat hat den COVID-19-Impfstoffkandidaten des Tübinger Unternehmens überholt: Curevac hat CVSQIV in die klinische Phase geschickt – seinen mRNA-basierten Influenzaimpfstoffkandidaten, den es gemeinsam mit GlaxoSmithKline (GSK) entwickelt. Wie Curevac mitteilt, sei der erste Proband der klinischen Phase 1 bereits geimpft. Im Gegensatz dazu forscht Curevac beim Zweitgenerationen-COVID-19-Impfstoff CV2CoV noch in der präklinischen Phase.
Wie funktioniert CVSQIV?
Wie der noch in präklinischer Entwicklung befindliche COVID-19-Impfstoffkandidat von Curevac CV2CoV, setzt Curevac auch bei dem multivalenten Grippeimpfstoffkandidaten auf das mRNA-Rückgrat der zweiten Generation. Curevac zufolge beinhaltet CVSQIV multivalente und „mehrere chemisch nicht-modifizierte mRNA-Konstrukte“, die eine Immunantwort gegen relevante Antigene von vier unterschiedlichen Grippe-Stämmen hervorrufen sollen. Bei der in Panama stattfindenden Phase-1-Dosiseskalationsstudie sollen voraussichtlich 240 gesunde Teilnehmer ab 18 Jahren eingeschlossen werden, mit denen Curevac Sicherheit, Immunogenität und Reaktogenität von CVSQIV untersuchen will. Dosiert wird CVSQIV zwischen 3 µg und 28 µg.
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Zur Erinnerung: Das Steckenpferd von Curevac ist ursprünglich chemisch nicht-modifizierte mRNA. Leider floppte jedoch der erste COVID-19-Impfstoff CVnCoV, sodass Curevac nach abgeschlossener klinischer Studie den Impfstoff nicht zur Zulassung brachte – die Wirksamkeit gegen jegliche Schwere von COVID-19 lag bei lediglich 48 Prozent.
Chemisch nicht-modifizierte mRNA ist prinzipiell immunogener als modifizierte mRNA, allerdings auch weniger verträglich – was bei CVnCoV wohl dazu führte, dass man in Studien nicht höher als 12 µg dosieren konnte, eine mRNA-Menge, von der der damalige Studienleiter Professor Peter Kremsner aus Tübingen annahm, dass sie letztlich doch zu wenig immunogen gewesen sei. Daraufhin modifizierte Curevac den Backbone der mRNA für seinen Zweitgenerationenimpfstoff und optimierte nicht-codierende Regionen, unter anderem den Poly-A-Schwanz, um eine verbesserte mRNA-Translation für eine verstärkte und verlängerte Proteinexpression zu ermöglichen und eine ausbalanciertere Immunantwort zu fördern. Dieser Zweitgenerationen-Backbone soll nun auch beim Grippeimpfstoffkandidaten erprobt werden.
Curevac forscht an modifizierter mRNA
Daneben widmet sich Curevac eigenen Angaben zufolge mittlerweile auch der Entwicklung von Vakzinen gegen Infektionserkrankungen auf Basis von modifizierter mRNA, was ebenfalls in Zusammenarbeit mit GSK erfolgt. Das klinische Programm für Impfstoffe gegen COVID-19 und Influenza, die auf modifizierte mRNA setzen, will Curevac ebenfalls noch in diesem Jahr auf den Weg bringen.
mRNA-Grippeimpfstoffe von Biontech, Moderna und Sanofi
An innovativen Grippeimpfstoffen mit dem Ziel, die Wirksamkeit der Vakzinen zu verbessern, die Produktion zu vereinfachen und die Anpassung an die Stämme zu erleichtern, arbeiten neben Curevac auch andere Unternehmen. Nicht überraschen dürfte, dass auch Biontech und Moderna hier die Nase vorn haben. Moderna konnte im Dezember 2021 sogar bereits erste Ergebnisse einer klinischen Phase-1-Studie vorlegen. Der Vierfach-Influenzaimpfstoff induzierte robuste Antikörperspiegel gegen alle vier Grippevirusstämme, gegen die die WHO eine Impfung empfiehlt.
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Auch Biontech erprobt gemeinsam mit Pfizer bereits in einer Phase-1-Studie Sicherheit, Wirksamkeit und Reaktogenität von BNT161, seinem mRNA-basierten Grippeimpfstoffkandidaten. Und auch Sanofi Pasteur forscht an einem mRNA-basierten Grippeimpfstoff und hat im Juli 2021 den Start der gemeinsam mit Translate Bio initiierten Phase-1-Studie bekannt gegeben. Anders als beim tetravalenten Moderna- oder Curevac-Kandidaten handelt es sich bei den beiden Sanofi-Impfstoffkandidaten (MRT5400 und MRT5401) um monovalente mRNA-Grippeimpfstoffe, die nur vor Influenza A(H3N2) schützen sollen.
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