EMA empfiehlt neuen Meningokokken-Impfstoff

Sanofi will einen neuen Meningokokken-Impfstoff auf den Markt bringen, der erste Schritt ist geschafft: Das CHMP der Europäischen Arzneimittel-Agentur empfiehlt MenQuadfi zur Zulassung. MenQuadfi schützt vor den vier Meningokokken-Serotypen A, C, W und Y. Derzeit rät die STIKO standardmäßig nur zum Meningokokken-C-Schutz.

Dem Robert-Koch-Institut zufolge existieren bei Meningokokken (Neisseria meningitidis) zwölf Serogruppen – A, B, C, E, H, I, K, L, W-135, X, Y, Z. Sie unterscheiden sich in der Zusammensetzung ihrer Kapselpolysaccharide. Impfstoffe gibt es aktuell nur gegen fünf der zwölf Serogruppen: A, B, C, W und Y. Derzeit gibt es monovalente Impfstoffe gegen Meningokokken C (NeisVac-C, Menjugate®) und gegen Meningokokken B (Bexsero®, Trumenba®), daneben quadrivalente Kapselpolysaccharid-basierte Vakzine. Sie schützen vor den vier Serogruppen A, C, W-135 und Y: Menveo® (GSK) und Nimenrix® (Pfizer). Hier gibt es nun Verstärkung.

Neisseria meningitidis – Meningokokken

Neisseria meningitidis (Meningokokken) sind gramnegative intrazelluläre Bakterien. Sie treten als Diplokokken (Kugelbakterien, die als Pärchen gelagert sind) auf. Der einzige Wirt ist der Mensch. Bei etwa 10 Prozent der europäischen Bevölkerung ist der Nasen-Rachen-Raum mit Meningokokken besiedelt, ohne dass sich Krankheitszeichen äußern. Meningokokken wachsen aerob, benötigen also Sauerstoff, sowie fakultativ anaerob und können ihren Stoffwechsel bei Sauerstoffmangel an die anaeroben Verhältnisse im infizierten Gewebe anpassen. Sie regulieren dafür statt der sauerstoffabhängigen Enzyme die nitratabhängigen Enzyme ihres Zuckerstoffwechsels hoch. Laut RKI existieren zwölf Serogruppen – A, B, C, E, H, I, K, L, W-135, X, Y, Z –, die sich in der Zusammensetzung ihrer Kapselpolysaccharide unterscheiden.

Übertragen werden Meningokokken via Tröpfcheninfektion durch zum Beispiel Husten, Niesen oder Küssen. Mittels Fortsätze können sie sich an die Schleimhäute des Nasen-Rachen-Raums anheften, dort persistieren oder die Schleimhäute durchdringen und zu invasiven Erkrankungen führen. Das RKI spricht von einer invasiven Erkrankung, „wenn aus Blut, Liquor, hämorrhagischen Hautinfiltraten oder anderen normalerweise sterilen klinischen Materialien direkt oder indirekt Meningokokken nachgewiesen werden“. Meningokokken-Erkrankungen verlaufen zu zwei Drittel als Meningitis (Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute), ein Drittel der Patienten entwickeln eine Sepsis.

Außerhalb des menschlichen Körpers sterben die Bakterien rasch ab – das heißt, für eine Ansteckung ist ein enger Kontakt mit Infizierten oder mit oropharyngealen Sekreten erforderlich. Die Inkubationszeit liegt regelhaft bei drei bis vier Tagen, kann allerdings auch zwischen zwei bis zehn Tagen variieren. Laut RKI sind Patienten sieben Tage vor Symptombeginn und bis 24 Stunden nach Beginn einer erfolgreichen antibiotischen Therapie mit Betalaktam-Antibiotika (Eradikation durch Drittgenerations-Cephalosporine wie Cefotaxim oder Ceftriaxon) ansteckend.

Am 17. September 2020 empfahl der Humanarzneimittelausschuss der EMA, das CHMP, die Zulassung einer neuen Sanofi-Vakzine: MenQuadfi soll, wie auch Menveo® und Nimenrix®, vor den vier Serogruppen A, C, W-135 und Y schützen. Eingesetzt werden soll MenQuadfi bei Personen ab einem Alter von zwölf Monaten zur Prophylaxe von invasiven Meningokokken-Erkrankungen, die durch Neisseria Meningitidis der Serogruppen A, C, W-135 und Y verursacht werden. Nimenrix® (Pfizer) darf ab sechs Wochen Lebensalter deutlich früher appliziert werden, Menveo® (GSK) hingegen hat erst ab einem Lebensalter von zwei Jahren eine Zulassung.

Kapselpolysaccharid-Impfstoff

MenQuadfi wird als Injektionslösung zur Verfügung stehen. Der Wirkstoff von MenQuadfi ist ein Konjugat von Kapselpolysacchariden der Meningokokkengruppen A, C, W und Y mit Tetanustoxoid als Trägerprotein, der die Produktion von Kapselpolysaccharid-spezifischen Antikörpern stimuliert. Die Anti-Kapsel-Antikörper schützen primär durch komplementär-vermittelte bakterizide Wirkung. Auch Nimenrix® enthält an Tetanustoxoid konjugierte Kapselpolysaccharide, bei Menveo® sind die Kapselpolysaccharide hingegen an Corynebacterium diphtheriae komjugiert. 

Die häufigsten Nebenwirkungen sind laut CHMP Reaktionen an der Injektionsstelle wie Erythem, Schwellung und Schmerz.

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