Coronavirus: Ansteckungsgefahr zu Hause besonders hoch

Wenn es um die steigende Zahl der Coronavirus-Infektionen geht, wird derzeit viel über Reiserückkehrer diskutiert. Dabei stecken die allermeisten Menschen sich innerhalb Deutschlands an. Wie genau, dazu hat das Robert Koch-Institut (RKI) nun erstmals Zahlen veröffentlicht.

Wo lauert die größte Gefahr, sich mit dem Virus anzustecken? Beim Einkaufen im Supermarkt, beim Restaurantbesuch oder doch in der U-Bahn? Tatsächlich spielen all diese Orte für das Infektionsgeschehen nur eine untergeordnete Rolle. Deutlich mehr gemeldete Ansteckungen fanden stattdessen in privaten Haushalten statt. Darauf deuten zumindest die Zahlen des RKI hin. Im Epidemiologischen Bulletin 38, das vorab online veröffentlicht wurde, ist dem Thema „Infektionsumfeld von erfassten COVID-19 Ausbrüchen in Deutschland“ ein ganzes Kapitel gewidmet.

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Bei jedem neu gemeldeten Fall erfragen die Gesundheitsämter, ob die positiv getestete Person mit einem Infizierten Kontakt hatte und wenn ja, in welchem Umfeld. Auf diese Weise ermittelte Daten wurden mit einer Software zusammengeführt, um einzelne Ausbruchsgeschehen zu rekonstruieren. Das RKI hat nun eine Übersicht dazu erstellt, wo bisher die größte Zahl an Ausbrüchen stattfand (ein Ausbruch ist dabei definiert als das Auftreten von mindestens zwei zusammenhängenden Fällen).

Demnach sind die Übertragung in Privathaushalten und die Übertragung in Alten- und Pflegeheimen mit Abstand für die meisten gemeldeten Infektionen verantwortlich. In etwa 22 Prozent der Fälle, bei denen sich die Ansteckung nachvollziehen ließ, fand diese zu Hause statt, in rund 24 Prozent in Alten- und Pflegeheimen. Äußerst selten hingegen wurde eine Ansteckung im Bus (0,1 Prozent der zugeordneten Fälle) oder Restaurant (0,5 Prozent der zugeordneten Fälle) gemeldet. Einen großen Unterschied gab es, entsprechend der Altersverteilung, bei der Sterblichkeit. So starben von den Personen, die sich in privaten Haushalten infiziert hatten, 2 Prozent. Von denjenigen, die sich Alten- und Pflegeheimen ansteckten, starben 19 Prozent.

Zahlen sind „mit Zurückhaltung zu interpretieren“

Die Daten zum Infektionsumfeld seien insgesamt aber „mit Zurückhaltung zu interpretieren“, heißt es im Epidemiologischen Bulletin. So sei etwa bei befreundeten Kollegen nicht immer klar festzustellen, ob eine Ansteckung im privaten oder beruflichen Umfeld erfolgt sei. Auch sei eine Ansteckung zum Beispiel im Bahnverkehr möglicherweise untererfasst, da sich Kontakte dabei nicht zurückverfolgen lassen. Und als das Ausbruchgeschehen im April seinen Höhepunkt erreichte, seien wegen der Überlastung der Gesundheitsämter kaum Daten aufgenommen worden. Es konnten zudem insgesamt nur 27 Prozent der mehr als 202.000 registrierten Fälle einem Ausbruchgeschehen zugeordnet werden. Noch dazu ist zu beachten, dass längst nicht alle Infektionen gemeldet werden. So werden symptomlose Fälle oft nicht erfasst und können daher auch nicht zurückverfolgt werden. Möglich, dass bei ihnen andere Verbreitungswege eine Rolle spielen.

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