Der große Test-Überblick zu Covid-19: Täuscht uns die Corona-Kurve?

Wie lange dauert es, bis ich mein Corona-Test-Ergebnis bekomme – und wie zuverlässig ist es? Und kommt es durch die Pflichttests zu mehr (falsch)-positiven Testergebnissen? FOCUS Online beantwortet die wichtigsten Fragen rund um die PCR-Tests – und zeigt Alternativen.

Ob wegen der Reise ins Risikogebiet oder wegen ernsthafter Symptome – wer in Deutschland auf das Coronavirus getestet wird, muss sich einem PCR-Test unterziehen. FOCUS Online erklärt, wie die Tests funktionieren, welche Fehler dabei passieren können und welche alternativen Verfahren derzeit im Gespräch sind.

Wie funktioniert der PCR-Test?

Bei der Real-time Polymerase-Kettenreaktion (RT-PCR) wird ein Abstrich aus den oberen Atemwegen, also Mund, Nase oder Rachen genommen. Im Labor wird die Probe vervielfältigt, um zu ermitteln, ob sie Erbgut (RNA) des Sars-CoV-2-Erregers enthält. Der Erreger wird durch fluoreszierende Moleküle sichtbar gemacht, die an das Erbgut anhaften. Damit kann also nicht nur bestimmt werden, ob jemand den Erreger in sich trägt, sondern auch, in welcher Konzentration – wie hoch also die Viruslast ist.

Wie lange dauert es, bis ein Ergebnis vorliegt?

Der reine Labornachweis dauert nur etwa vier bis fünf Stunden. Bis eine getestete Person ihr Ergebnis erhält, kann es jedoch ein bis zwei Tage dauern. Das ist abhängig von der Probenentnahme, dem Transport und der Laborkapazität.

Was sagt der Test über die Ansteckungsgefahr aus?

Auch über die Gefahr einer Ansteckung muss der Test nicht zwingend etwas aussagen. Denn diese hängt nicht nur von der Viruslast, sondern auch von vielen weiteren Faktoren wie etwa dem Maskentragen, den Örtlichkeiten (im geschlossenen Raum oder im Freien) oder dem Abstand zu Kontaktpersonen ab.

Wer zahlt den Test?

Reiserückkehrer aus Risikogebieten sind verpflichtet, sich testen zu lassen. Für sie und alle anderen Reisenden, die aus dem Ausland kommen, übernehmen Bund und Länder die Kosten. In Bayern können sich außerdem alle Personen kostenlos testen lassen, die das wollen.

Surftipp: Alle Neuigkeiten zur Corona-Pandemie finden Sie im News-Ticker von FOCUS Online 

Welche Fehler können passieren?

Bei den PCR-Tests können auch Fehler passieren, denn das Ergebnis ist immer stark von Art und Zeitpunkt der Probenentnahme abhängig. So kann das Virus-Erbgut beispielsweise zu Beginn der Infektion noch im Rachenraum nachgewiesen werden, später häufig nur noch in der Lunge selbst.

Auch handwerkliche Fehler können passieren, die Teststäbchen können beispielsweise beim Abstrich verunreinigt oder vertauscht werden. Wird etwa eine Person positiv getestet, obwohl sie in Wahrheit nicht infiziert ist, ist das Ergebnis „falsch-positiv“. Ist sie infiziert, wurde aber negativ getestet, ist es „falsch-negativ“.

Laut RKI spielen falsch-positive Testergebnisse zum jetzigen Zeitpunkt jedoch keine große Rolle: „Aufgrund der Eigenschaften von PCR-Tests und hoher Qualitätsanforderungen kommen falsch-positive Befunde bei der Sars-CoV-2-PCR-Testung nach derzeitigen Erkenntnissen nur selten vor.“

Wie zuverlässig ist der Test?

„Wie zuverlässig ein Testverfahren ist, wird immer in zwei Parametern angegeben“, erklärt Statistikerin Katharina Schüller, „der Sensitivität und der Spezifität“.

Die Sensitivität gibt an, welcher Anteil der tatsächlich Infizierten vom Test richtigerweise als infiziert erkannt wird. Je höher die Sensitivität des Verfahrens ist, desto weniger falsch-negative Ergebnisse gibt es. Laut einem Ringtest, dessen Zwischenergebnisse die "Gesellschaft zur Förderung der Qualitätssicherung in medizinischen Laboratorien" im April vorstellte, liegt die Sensitivität, also die Treffsicherheit für den Virusnachweis, bei rund 99 Prozent.

Die Spezifität misst, welcher Anteil der Gesunden richtigerweise als gesund diagnostiziert wird. Je höher die Spezifität des Verfahrens, desto weniger falsch-positive Testergebnisse gibt es wiederum. „Theoretisch haben die Tests eine sehr hohe Spezifität, wenn man konsequent an zwei RNA-Abschnitten testet“, erklärt Schüller. Es müssten stets zwei Genregionen getestet werden, um Unabhängigkeit zu gewährleisten. Laut Ringtest lag die Spezifität bei rund 98 Prozent.

Wird es durch die Pflichttests zu mehr (falsch)-positiven Testergebnissen kommen? Und täuscht uns die Corona-Kurve?

„Will man möglichst viele Menschen finden, die das Virus einschleppen, bleibt kein anderer Weg“, meint Statistikerin Schüller zu den Pflichttests für Urlauber aus Risikogebieten. Sie warnt jedoch: „Als Preis dafür wird die absolute Zahl der richtigen und der falschen Alarme steigen, mit der Konsequenz, dass kurzfristig die Dynamik der Pandemie überschätzt wird.“

Demnach könnten die Ergebnisse der Flughafentests nicht naiv mit denjenigen der vergangenen Wochen und Monate verglichen werden. „Denn wenn alle getestet werden, verschwindet die Dunkelziffer und entsprechend dramatischer scheinen die Fallzahlen“, erklärt Schüller.

Lesetipp: Testpflicht bei Heimreise – Statistikerin zu Rückkehrer-Tests: "Zahl der falschen Alarme wird steigen"

Wären schnellere, aber unzuverlässigere Tests besser?

Neben dem PCR-Verfahren gibt es weitere Testverfahren, um eine akute Sars-CoV-2-Infektion nachzuweisen. Diese Methoden sind bislang noch nicht ausreichend entwickelt oder unzuverlässiger – dennoch gibt es Befürworter.

„Was wir brauchen, sind Antigen-Selbsttests, die einen Euro kosten und zu Hause wie ein Schwangerschaftstest funktionieren“ zitiert etwa der „Tagesspiegel“ den Virologen Jonas Schmidt-Chanasit.

Ein Antigen-Test kann während der akuten Infektion Abwehrreaktionen auf Sars-CoV-2 nachweisen – noch bevor sich im Blut Antikörper gebildet haben. Der erste wurde im Mai mit einem Eilantrag von der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) zuglassen.

Antigen-Tests wären laut Schmidt-Chanasit schnell in großen Mengen verfügbar. Er könne es sich „gut vorstellen“, dass etwa ein Ticket zusammen mit einem Testkit erworben und per QR-Code individualisiert werde. Allerdings weisen bisherige Testverfahren eine Infektion lange nicht so zuverlässig nach wie ein PCR-Test“, warnt das RKI.

Gibt es weitere Alternativen zu PCR-Tests?

Speichel-Test: Forscher der Universität Yale veröffentlichten eine Anleitung für einen Corona-Speicheltest. Das Verfahren wurde von der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) geprüft und nun in einem Eilverfahren zugelassen. Laut den Wissenschaftlern sollen Speichelproben damit innerhalb von drei Stunden gemeldet werden können. Mit rund 10 Dollar pro Test soll das Verfahren zudem sehr günstig sein.

Antikörper-Test: Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, Personen auf Antikörper zu testen. Hierbei wird jedoch kein Abstrich entnommen,sondern das Blut oder Serum auf Sars-CoV-2-spezifische Antikörper untersucht.

Diese lassen sich in der Regel etwa ein bis zwei Wochen nach den ersten Symptomen nachweisen – sowohl während der akuten Infektionsphase als auch nach dem Abklingen der Symptome.

Damit eignet sich das Verfahren nicht zum Feststellen einer akuten Infektion, kann aber in Nachhinein Aufschluss über eine Infektion geben und somit einen wichtigen Beitrag für die Klärung epidemiologischer Fragestellungen zur Verbreitung des Virus leisten.

Fast die Hälfte der Wähler will Schwarz-Grün – Schlappe für Baerbock und Habeck

FOCUS Online/Wochit Fast die Hälfte der Wähler will Schwarz-Grün – Schlappe für Baerbock und Habeck  

Dermatologin erklärt, wie Sie Ihre Haut mit der richtigen Ernährung stärken

FocusTV Dermatologin erklärt, wie Sie Ihre Haut mit der richtigen Ernährung stärken

Quelle: Den ganzen Artikel lesen