Mittelmeerdiät – das dürften alle schon einmal gehört haben, die sich mit Ernährung fürs Herz beschäftigen. Aber „grüne“ Mittelmeerdiät? Eine aktuelle Studie fand heraus, dass sie das Altern der Gefäße positiv beeinflusst. Was dafür auf Ihren Speiseplan gehört.
Die Gefäße jung halten, heißt sie geschmeidig halten. Denn das beugt Steifigkeit vor, welche wiederum Arteriosklerose, Herz-Kreislauf-Leiden und Schlaganfälle begünstigt. Die Ernährung spielt hierfür eine wichtige Rolle. Besonders positiv wirkt sich eine „grüne“ Mittelmeerdiät auf die Gefäße aus. Das zeigt die randomisierte, klinische Studie Direct-Plus mit 300 Probanden. Die Analyse erschien im „Journal of the American College of Cardiology“.
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Wie messen Fachleute das Alter der Gefäße?
Um das Alter unserer Gefäße zu bestimmen, schauen sich Kardiologen die Aorta, die Hauptschlagader, an. Sie ist die größte Schlagader des menschlichen Körpers. Von ihr zweigen Gefäße ab, die sauerstoffreiches Blut vom Herzen in den gesamten Körper transportieren.
Im Laufe der Lebensjahre können die elastischen Fasern innerhalb der Arterienwand zu zerreißen beginnen. Daher misst die Aortensteifigkeit, wie elastisch die Fasern der Blutgefäßwand sind.
Die sogenannte proximale Aortensteifigkeit (PAS) misst einen bestimmten Abschnitt der Schlagader und ist ein Merkmal des Gefäßalters. Die PAS steht für ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Sie kann Morbidität und Mortalität vorhersagen.
Wie unterscheidet sich die grüne Mittelmeerdiät von traditioneller Mittelmeerkost?
Die traditionelle Mittelmeerkost bedeutet: viel frisches Gemüse und Obst, Hülsenfrüchte, ballaststoffreiche Vollkornprodukte und Nüsse, wenig Fleisch, viel Fisch und hochwertige Öle wie Olivenöl. Mit der sogenannten grünen Mittelmeerdiät heißt die Devise: noch weniger Tier, noch mehr Pflanzen. Das heißt, es stehen noch weniger rotes oder verarbeitetes Fleisch und ein höherer Anteil an Polyphenolen, also sekundären Pflanzenstoffen, auf dem Speiseplan. Polyphenole stecken überwiegend in Gemüse und Obst. Sie verleihen diesem Geschmack und vor allem Farbe. Darum gilt: Je bunter, desto besser für die Gesundheit.
Die Probanden der grünen Mittelmeerdiät aßen beispielsweise täglich 28 Gramm Walnüsse und tranken über einen Zeitraum von achtzehn Monaten täglich drei bis vier Tassen grünen Tee und eine Tasse eines grünen Shakes aus der Wolffia-globosa-Pflanze (Mankai). Diese grüne Wasserpflanze gilt als idealer Fleischersatz. Sie weist eine hohe Konzentration an gut verwertbarem Eisen, Vitamin B12 sowie mehr als zweihundert Arten von Polyphenolen und Eiweiß auf.
Wofür brauchen gesunde Gefäße Polyphenole?
Zu den Polyphenolen gehören Flavonoide, Anthocyane und Phenolsäuren. Im Körper funktionieren sie wie ein Schutzschild für das Endothel. Das sind die Zellen der Gefäßinnenwand. Je fitter und gesünder diese sind, umso geschmeidiger und jünger sind die Gefäße – und umso geringer ist das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.
„Die polyphenolreiche grüne Mittelmeerkost wurde als Konzept erstmals von dem Forschungsteam der Direct-Plus-Studie vorgestellt“, sagt die leitende Forscherin Iris Shai von der Ben-Gurion University of the Negev im israelischen Beer-Sheva dem Fachmagazin „Medscape“. Die Diät erzielte bei den rund 300 Personen mit bauchbetonter Adipositas und Dyslipidämie (Fettstoffwechselstörung) einen „dramatischen Rückgang der Versteifung der proximalen Aorta“, wie die Untersuchungen im Magnetresonanztomographen (MRT) ergaben. „Bisher war nicht nachgewiesen worden, dass eine Diät die Physiologie der Gefäßalterung beeinflussen kann“, erklärt Shai.
Wie wirkte sich die unterschiedliche Kost auf die Gefäße aus?
18 Monate lang erfasste das Forscherteam die Ernährungsumstellung der Probanden. Das Ergebnis: Die Teilnehmenden nahmen nicht nur ab, sondern alle Ernährungsgruppen erreichten eine signifikante Reduktion der steifen Gefäße, nämlich
- 4,8 Prozent mit der gesunden Standarddiät,
- 7,3 Prozent mit der traditionellen Mittelmeerdiät und
- 15 Prozent mit der grünen Mittelmeerdiät.
Letztere erzielt für die Gefäßgesundheit also die besten Ergebnisse. Deepak L. Bhatt, Direktor des Mount Sinai Heart in New York City und nicht an der Studie beteiligt, bewertet die Untersuchung im Gespräch mit „Medscape“ als qualitativ hochwertig. Denn sie sei randomisiert durchgeführt worden, was auf die meisten Ernährungsstudien nicht zutreffe.
Allerdings weist der Kardiologie-Professor auf die spezielle Probandengruppe hin. Die Ergebnisse seien „ziemlich glaubwürdig, wenngleich es natürlich schön wäre, die Ergebnisse in einer vielschichtigeren und größeren Stichprobe zu reproduzieren“, erläutert Bhatt.
Trotzdem lautet sein Fazit: „Es ist nur plausibel, dass eine Ernährung mit mehr Grünzeug und mehr Polyphenolen auch gesünder ist. Einige andere Studien haben gezeigt, dass pflanzliche Polyphenole verschiedene protektive Effekte für das Herz-Kreislauf-System haben können.“
Welches Essen ist das Beste für gesunde Gefäße?
Bunt essen, empfiehlt auch Martin Halle, Ärztlicher Direktor des Instituts Präventive Sportmedizin und Sportkardiologie an der Universitätsklinik München. Zu jeder Mahlzeit sollten Gemüse und Obst in unterschiedlichen Farben gehören. Das garantiere eine möglichst hohe Menge verschiedener Polyphenole. Am einfachsten geht das mit den Ampelfarben grün, gelb, rot. Beispiel: Brokkoli und gelbe Paprika zum Hauptgericht, eventuell ein Stückchen Fisch dazu (Omega-3-Fettsäuren), zum Nachtisch ein roter Apfel, Beeren, je nach Jahreszeit.
Um zu wissen, wie viele wertvolle Pflanzenstoffe in einem Lebensmittel stecken, braucht es gar keine Tabellen. Ausschlaggebend ist die Farbe. Eine Banane bietet weniger als etwa eine Aubergine, die jedoch nicht geschält werden sollte, weil in der Schale die Polyphenole stecken. Das ist auch der Grund dafür, warum Äpfel, Birnen und ähnliche Obstsorten am besten mit Schale verzehrt werden sollten.
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