Demenz gilt als nicht heilbar, umso wichtiger ist Prävention. Forschende aus Kanada haben nun untersucht, wie die Sportart Orientierungslauf gegen den kognitiven Verfall helfen kann. Die Ergebnisse im Überblick.
Allein in Deutschland erkranken jedes Jahr 30.000 Menschen an Demenz. Dabei lassen Gedächtnisleistung und Konzentrationsfähigkeit allmählich nach. Die Erkrankung gilt als nicht heilbar, doch Experten sind sich mittlerweile einig, dass es Präventivstrategien gibt.
Als klassische vier Schritte zur Demenz-Vorbeugung nennt etwa der US-amerikanische Psychologie-Professor Gary Small
- Sport/ Bewegung,
- gesunde Ernährung,
- Stress-Vermeidung und
- Training des Geistes (auch durch Sozial-Kontakte).
Wie steht es also um eine Kopplung von zwei dieser Punkte? Hier setzten kanadische Forschende an. Sie untersuchten, inwiefern der sogenannte Orientierungslauf eine Präventivmaßnahme für Demenz sein könnte. Bei der Laufsportart werden im Gelände mehrere Kontrollpunkte festgelegt, die mit Hilfe von Landkarte und Kompass selbst gefunden werden müssen.
Auswirkungen von Orientierungslauf auf Hippocampus untersucht
Für die Studie wurden die Auswirkungen des Orientierungslaufs auf den Hippocampus untersucht. Diese Gehirnregion spielt unter anderem für das Erinnerungsvermögen und die räumliche Orientierung eine entscheidende Rolle. Bei Alzheimer, der häufigsten Demenz-Form, sterben dort Nervenzellen und Nervenzellverbindungen nach und nach ab und Symptome wie Gedächtnisstörungen, -verlust und Orientierungsprobleme entstehen.
Für die Untersuchung wurden insgesamt 158 gesunde und aktive Erwachsene im Alter zwischen 18 und 87 Jahren mit unterschiedlicher Erfahrung im Orientierungslauf (keine, mittlere, fortgeschrittene Erfahrung sowie Elite) verglichen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mussten für die Untersuchung Fragebögen ausfüllen, konkret ging es den Forschenden dabei um Folgendes:
- allozentrische Raumverarbeitung (Navigationsstrategie durch Drittperson-Perspektive, relativ zur Umgebung)
- egozentrische Raumverarbeitung (Navigationsstrategie durch Ich-Perspektive, relativ zum Körper)
- prozedurale Raumverarbeitung (Navigationsstrategie durch Einprägen von Orientierungspunkten, keine Karte)
- räumliches Gedächtnis (Orientierungsaussage: „Im Allgemeinen ist meine Navigationsfähigkeit besser als die der meisten meiner Familie/Freunde“)
- episodisches Gedächtnis (Orientierungsaussage: „Wenn ich mich an Ereignisse erinnere, erinnere ich mich an viele Details“).
Orientierungslauf als „praktikables Gehirntrainingssystem“
Das Ergebnis: Orientierungslaufexperten (Fortgeschrittene und Elite) berichteten über eine stärkere Nutzung der allozentrischen und egozentrischen Raumverarbeitung und hatten ein besseres subjektives räumliches Gedächtnis als die Kontrollgruppen. Prozedurale Raumwahrnehmung und das episodische Gedächtnis wurden dagegen nicht signifikant anders bewertet. Das mag besonders für das episodische Gedächtnis zunächst überraschen, die Forschenden sehen als eine mögliche Erklärung, dass alle Probandinnen und Probanden körperlich aktiv waren. Was als ein Haupt-Faktor zu Demenzvorbeugung gilt.
Bei dieser Untersuchung handelt es sich um eine Querschnittsstudie, eine Kausalität lässt sich allein damit noch nicht belegen. Weitere Studien seien deshalb notwendig. „Dennoch deuten die Ergebnisse darauf hin, dass der Orientierungslauf ein praktikables Gehirntrainingssystem ist, um dem altersbedingten kognitiven Abbau entgegenzuwirken“, schreiben die Forschenden.
Ganz grundsätzlich gelte: Sport und Bewegung seien bereits für sich eine wirksame Methode zur Demenz-Prävention. Die „Verknüpfung von navigationsbasierten Aufgaben mit Bewegung“ könne das noch verstärken.
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