Keine Austern im Sommer: Diese Regel galt schon vor 4.000 Jahren

Eine bekannte Regel besagt: Muscheln sollen nur in Monaten gegessen werden, deren Name ein "r" enthält, also von September bis April. Diese Praxis könnte uralt sein: Wissenschaftler berichten, dass sich Menschen im Hinblick auf Austern wohl schon vor Jahrtausenden an die R-Regel gehalten haben.

US-Wissenschaftler haben weggeworfene Austernschalen auf der Insel St. Catherines vor der Küste Georgias analysiert und festgestellt, dass die Bewohner schon vor 4.000 Jahren hauptsächlich im Spätherbst, Winter und Frühling Austern ernteten. Möglicherweise haben die Bewohner im Sommer damals andere Nahrungsmittel genutzt, wollten ungenießbare Austern vermeiden, das Risiko von Krankheitserregern verringern oder den Bestand schonen, damit eine nachhaltige Ernte sichergestellt wird. "Das Verständnis darüber, wie Menschen in der Vergangenheit mit ihrer Umwelt umgegangen sind und diese beeinflusst haben, kann unsere heutigen Bemühungen zum Schutz der Umwelt unterstützen", kommentiert Nicole Cannarozzi vom naturhistorischen Museum in Florida die Neuentdeckung.

Aber woher wissen die Forscher, wann die Inselbewohner Austern gesammelt haben? Das haben sie herausgefunden, indem sie die Entwicklungsstufe von parasitären Schnecken untersucht haben, die auf den Schalen der Austern leben, diese anbohren und sich über einen Rüssel vom Inneren der Muschel ernähren. Die Schnecken haben einen Lebenszyklus von zwölf Monaten, durch den sich abschätzen ließ, wann die Austern gestorben sind – für die Forscher eine winzige Jahreszeiten-Uhr.

Der Grund für die bekannte R-Regel ist übrigens folgender: Muscheln ernähren sich unter anderem von Algen, die jedoch geringe Mengen an Gift im Muschelfleisch hinterlassen. Im Sommer kann diese Menge eine bedenklich hohe Konzentration erreichen, sodass der Verzehr solcher Muscheln äußerst gesundheitsschädlich werden kann.

ZOU

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