Das Veterinäramt des Landkreises Waldeck-Frankenberg hat die Firma Wilke Wurstwaren in Twistetal-Berndorf geschlossen. Grund dafür sind zwei Todesfälle, die mit Produkten der Firma in Zusammenhang stehen. Nun hat das Unternehmen Insolvenz angemeldet. Ein Ex-Abteilungsleiter schildert die ekligen Details der Firma. Die weiteren Entwicklungen im News-Ticker.
Wilke-Skandal weitet sich aus: Robert-Koch-Institut bestätigt dritten Todesfall
17.57 Uhr: Wie die Verbraucherorganisation Foodwatch erklärte, könnte die Zahl der Listerien-Todesfälle im Zusammenhang mit Wilke-Produkten größer sein als bisher angenommen. Foodwatch beruft sich dabei auf eine Veröffentlichung des Robert-Koch-Instituts. Darin ist die Rede von 37 gemeldeten Listeriose-Erkrankungen seit 2014. Drei Patienten – in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt – starben demnach direkt oder indirekt an der Infektion. Das hessische Verbraucherschutzministerium bestätigte auf Anfrage von "Spiegel Online" den dritten Todesfall. Bislang waren zwei Todesfälle aus Hessen bekannt geworden.
Die keimbelastete Wurst des geschlossenen Fleischverarbeiters Wilke bedroht die Zukunft der 200 Beschäftigten. "Aktuell ist es das Wichtigste, dass die Mitarbeiter an ihr Geld kommen", erklärte Andreas Kampmann von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) am Donnerstag. So stünden noch viele Septemberlöhne aus. Wie und ob es für Wilke weitergehe, sei völlig unklar. Zuvor hatte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet.
Laut Gewerkschaft ist die Geschäftsführung für Mitarbeiter nicht zu erreichen. Auf Presseanfragen reagiert Wilke nicht. Das Unternehmen hat vorläufige Insolvenz angemeldet. «Aktuell ist die Gefahr groß, dass die Mitarbeiter ihre Jobs verlieren, wenn sich nicht schnell etwas was verändert», sagte NGG-Geschäftsführer Kampmann. Er hofft, dass sich ein Investor findet: «Selbst mit ganz viel Wohlwollen fällt es mir schwer sich vorzustellen, wie man den Markennamen Wilke künftig noch platzieren will.»
Ermittlungen gegen Geschäftsführer wegen fahrlässiger Tötung
Mittwoch, 9. Oktober, 08.41 Uhr: Ausgerechnet vom Inhaber der Skandalfirma Wilke Wurstwaren fehlt jede Spur. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Geschäftsführer. Der Verdacht: fahrlässige Tötung. FOCUS Online hat mit einem langjährigen Mitarbeiter gesprochen: Wie Klaus Rohloff vom Sohn eines Viehhändlers zum gefürchteten Herrscher des Fleisch-Imperiums wurde, lesen Sie hier.
19.15 Uhr: Die Staatsanwaltschaft hat gegen den Geschäftsführer von Wilke ein Ermittlungsverfahren wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Tötung eingeleitet. Die Ermittlungen liefen auch wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Körperverletzung und des Verstoßes gegen Lebensmittelrecht, sagte ein Sprecher der Behörde am Dienstag in Kassel.
Das Verfahren sei aufgrund der Strafanzeige des Landkreises Waldeck-Frankenberg eingeleitet worden. Gegenstand des Verfahrens sei vor allem die Untersuchung der zwei Todesfälle, die mit einer Listerieninfektion in Verbindung stehen sollen, erklärte die Staatsanwaltschaft. In der vergangenen Woche habe es bereits Durchsuchungsmaßnahmen am Firmensitz der Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren GmbH und am Wohnsitz des Beschuldigten gegeben. Der Geschäftsführer befinde sich aber auf freiem Fuß.
Zwölf weitere Länder von Wurst-Skandal betroffen
18.37 Uhr: Der Wilke-Skandal betrifft nicht nur deutsche Kunden: Auch im Ausland wurde die Wurst des hessischen Herstellers verkauft. Das Europäische Schnellwarnsystem für Lebensmittel und Futtermittel (RASFF) hat zwölf weitere Länder ausgemacht, in denen Wilke-Wurst erhältlich war:
- Großbritannien
- Italien
- Japan
- Lettland
- Libanon
- Portugal
- Russland
- Schweiz
- Spanien
- Ungarn
- USA
- Zypern
Bereits bekannt waren diese Länder:
- Belgien
- Bulgarien
- Dänemark
- Frankreich
- Irland
- Luxemburg
- Niederlande
- Österreich
- Schweden
- Slowakei
- Tschechien
Mehr Tote als bislang bekannt? Auch Listerien-Fälle in Niedersachsen nachgewiesen
18.21 Uhr: Die mit Keimen belasteten Wurstwaren der hessischen Firma Wilke haben möglicherweise auch in Niedersachsen Krankheiten verursacht. Ein Sprecher des Landesgesundheitsamtes sagte am Dienstag, es seien drei Fälle bekannt, in denen ein Listerientyp nachgewiesen wurden, der mit hoher Wahrscheinlichkeit im Zusammenhang mit dem hessischen Wurstbetrieb steht. Die Keime seien genetisch eng mit den Listerien verwandt, die in Waren der Firma Wilke nachgewiesen wurden. Mehr als 1000 Firmen in Niedersachsen stehen auf den Lieferlisten der Firma. Zuvor hatte der Norddeutsche Rundfunk über die Listerienfälle berichtet.
Die drei erkrankten Menschen sind laut Landesgesundheitsamt zwischen 50 und 90 Jahre alt. Zwei von ihnen sind gestorben – einer von ihnen starb an einer anderen Erkrankung, bei der zweiten Person habe nicht ermittelt werden können, ob die Listeriose-Erkrankung die Todesursache war. Zwei der Fälle sind im Frühjahr 2019 ermittelt worden, der andere Fall stammt aus dem vergangenen Jahr. „Ob die drei Menschen auch Wurst der Firma Wilke gegessen haben, wissen wir nicht“, sagte der Sprecher.
Wer wurde beliefert? Foodwatch fordert Kunden-Liste
15.32 Uhr: Die Verbraucherorganisation Foodwatch macht im Fall möglicherweise keimbelasteter Wurst des Herstellers Wilke weiter Druck auf die Behörden. Bisher sei keine Kundenliste des nordhessischen Wurstherstellers herausgegeben worden, sagte Foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker am Dienstag: "Bis 13 Uhr lag uns keine Antwort auf unseren Eil-Antrag hin vor." Man prüfe allerdings noch das weitere Vorgehen. Denn vom hessischen Umweltministerium sei eine Rückmeldung in Aussicht gestellt worden. Foodwatch hatte den Behörden ein Ultimatum gesetzt, das am Dienstagmittag verstrich.
Die Verbraucherorganisation fordert weitere Informationen zu dem Fall, bei dem es um zwei Todesfälle durch keimbelastete Wurst geht. "Wir wollen wissen, was den Behörden bisher über die Verkaufs- und Abgabestellen der zurückgerufenen Wilke-Produkte bekannt ist", sagte Rücker. Die Ware des Fleischproduzenten aus Twistetal-Berndorf sei schließlich auch undeklariert in Restaurants, Kantinen oder an Wurstthekenin in den Verkauf gegangen. "Aus unserer Sicht offen ist zudem, ob Wilke auch an die Lebensmittelindustrie zur Weiterverarbeitung geliefert hat." Wenn weitere relevante Informationen nicht öffentlich gemacht werden, will Foodwatch ein Gericht einschalten. "Der entsprechende Antrag ist in der finalen Abstimmung."
Fast jeder NRW-Bürger hatte Zugang zu Wilke-Wurst
11.08 Uhr: Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen geht das Landesamt für Umwelt- und Naturschutz (Lanuv) davon aus, dass fast jeder Bürger Zugang zu womöglich keimbelasteten Waren des hessischen Wurstherstellers Wilke hatte. "Wilke war ein großer Lieferant und stellte auch Vorprodukte für Eigenmarken anderer Unternehmen her", sagte Lanuv-Sprecher Wilhelm Deitermann der Düsseldorfer "Rheinischen Post". Vom Rückruf der Wilke-Wurstwaren seien in Nordrhein-Westfalen hunderte Unternehmen betroffen.
"Flächendeckend dürfte fast jeder Verbraucher in NRW einen Zugang zu den Waren der Firma Wilke gehabt haben", sagte Deitermann der Zeitung. "Wilke selbst hat seine Kunden, dazu gehören Großhändler, Altenheime, Krankenhäuser und andere Betriebe, über seine Kundenliste angeschrieben und zum Rückruf aller Wurst- und Fleischwaren aufgefordert." Nun überwachten die Kreisveterinärämter als zuständige Behörden, ob auch wirklich alle Wilke-Waren aus den Regalen verschwänden, erklärte Deitermann.
Boss untergetaucht, Gehalt nicht gezahlt: Das sagen Mitarbeiter zum Wilke-Ende
Dienstag, 8. Oktober, 7.35 Uhr: FOCUS Online war in Twistetal-Berndorf bei der Firma Wilke. Der Chef ist offenbar im Urlaub, die Mitarbeiter sind enttäuscht. Lesen Sie mehr dazu.
Komplette Liste der betroffenen Produkte veröffentlicht
20.03 Uhr: Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat nun eine komplette Liste der vom Wilke-Skandal betroffenen Marken und Produkte veröffentlicht. Mehr als 1000 Waren sind betroffen. Die komplette Liste finden Sie hier. (Hinweis: Derzeit ist die Seite offenbar überlastet. Es kann zu Problemen beim Laden kommen.)
Ministerium wusste seit zwei Monaten von Listerien-Funden bei Wilke
19.50 Uhr: Das hessische Verbraucherschutzministerium war seit zwei Monaten über die Listerienfunde bei der Firma Wilke informiert. Das geht aus einer Antwort des Ministeriums an die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch hervor.
Darin heißt es: „Am 12. August 2019 wurde die Fachabteilung des HMULKV durch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) per E-Mail darüber informiert, dass die durchgeführten Datenauswertungen des Robert-Koch-Institutes (RKI) ergaben, dass Wurstartikel des Wurstwarenherstellers, Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren GmbH & Co. KG, im Verdacht stehen, Listerien – Sequenz-Cluster-Typs Sigma 1 -, enthalten.“
Im weiteren Verlauf schildert das Ministerium, welche weiteren Maßnahmen anschließend ergriffen wurden. Die Öffentlichkeit war erst am 2. Oktober über den Fall und die Schließung des Betriebs informiert worden.
Den örtlichen Behörden war der Fall schon sehr viel länger bekannt. „Erste Hinweise haben wir im März erhalten“, hatte ein Sprecher des Landkreises gegenüber FOCUS Online erklärt. Damals waren Listerien bei einem Wilke-Produkt in Hamburg festgestellt worden. Seither sei der Betrieb überwacht worden: „Wir sind ständig dort gewesen und haben Proben genommen.“
Hessisches Umweltministerium veröffentlicht Liste mit betroffenen Produkten
15.37 Uhr: Das hessische Umweltministerium hat am Montagnachmittag eine Liste mit Produkten herausgegeben, die vom Wurst-Skandal betroffen sind. Wichtig: Auch Waren, die nicht den Namen Wilke tragen, könnten verunreinigt sein. Demnach seien folgende Produkte betroffen, sofern sie das Identitätskennzeichen DE EV 203 EG tragen:
- Haus am Eichfeld
- Metro Chef
- Service Bund „Servisa“
- Casa
- Pickosta
- Sander Gourmet
- Rohloff Manufaktur
- Schnittpunkt
- Korbach
- Aro
- Findt
- Domino
- Wilke
Weitere Informationen finden Sie hier.
Wilke-Wurst wurde auch an Ikea-Restaurants geliefert
Montag, 12.17 Uhr: Nach zwei Todesfällen durch keimbelastete Fleischwaren des nordhessischen Wurstproduzenten Wilke ist auch der Möbelkonzern Ikea vom Rückruf betroffen. Über einen Großhändler habe Ikea Deutschland Wurst-Aufschnitt für Kunden- und Mitarbeiterrestaurants von diesem Hersteller erhalten, sagte eine Sprecherin des Möbelkonzerns am Montag. Sie bestätigte damit entsprechende Angaben der Verbraucherorganisation foodwatch.
Ikea war nach eigenen Angaben am Mittwoch durch den Großhändler über die Schließung von Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren GmbH informiert worden. "Aus diesem Grund haben wir als Vorsichtsmaßnahme den Verkauf aller Produkte des Herstellers umgehend gestoppt", sagte die Sprecherin. Nicht betroffen sei das übrige Fleisch- und Wurstwaren-Sortiment aus dem Restaurant, dem Schwedenshop und dem Bistro. Mittlerweile gebe es einen neuen Lieferanten für Aufschnitt.
Ex-Abteilungsleiter: "Würste hätten auf Müll gehört, dann wurden sie verkauft"
21.44 Uhr: Ein langjähriger Abteilungsleiter in der Wilke-Produktion packt über die offenbar katastrophalen Zustände bei dem Unternehmen aus. „Oft wurde so viel Wurst produziert, dass sie nicht mehr ins Kühlhaus passte, sondern im Gang davor gelagert wurde. Darum wurden die Würste nicht genug gekühlt. Es entstand Schimmel, erst auf dem Darm, dann im Darm. Spätestens dann hätten sie auf den Müll gehört! Sie wurden aber in Scheiben geschnitten und verkauft. 2018 kündigte ich", erzählt Andreas Fischer der "Bild am Sonntag".
Ein weiterer Mitarbeiter berichtet von Mäusedreck im Produktionsbereich, von der er ein Foto gemacht habe – "die Geschäftsführerin zwang mich, es zu löschen". Eine andere Angestellte sagt, dass sie schimmlige Trockensalami für eine Lieferung fertigmachen sollte. Dem Chef sei der Zustand der Wurst egal gewesen. "Er maulte mich dann an, sagte: ‚Egal, das muss heute noch weg, putz es schnell, Etikett drauf und weg‘“, so die Frau zur „Waldeckischen Landeszeitung“. Viele Mitarbeiter hätten nicht einmal Hygieneschulungen absolviert.
Information über Wurst-Rückruf wohl durch Feiertag verzögert
13.15 Uhr: Nach zwei Todesfällen durch keimbelastete Wurst aus einem Betrieb in Hessen ist es wegen des Feiertags diese Woche zu Verzögerungen bei der Information über den Produktrückruf gekommen. In Köln zum Beispiel hat die Stadt erst am Freitag alle betroffenen Großhändler erreicht – drei Tage nach der Schließung des nordhessischen Betriebs. Der Ablauf sei durch den Feiertag am Donnerstag erschwert gewesen, sagte ein Stadtsprecher am Samstag.
Die hessischen Behörden hatten die Produktion des Unternehmens Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren in Twistetal-Berndorf am Dienstag vorläufig geschlossen und einen Produktrückruf angeordnet.
Das Kölner Verbraucherschutzamt sei am Donnerstag von der zuständigen NRW-Landesbehörde informiert worden, dass neun Kölner Großhändler mit Wurstwaren der Firma beliefert worden seien, sagte ein Stadtsprecher am Samstag. "Wegen des Feiertags wurden vom Verbraucherschutzamt nicht alle Großhändler unmittelbar erreicht", teilte die Stadt mit. Erst im Laufe des Freitags sei es gelungen, alle Großhändler zu informieren, sagte der Sprecher.
Die Großhändler seien von der Stadt aufgefordert worden, "alle Abnehmer/Kunden der bereits ausgelieferten Ware zu benachrichtigen". Wie viele von dem Rückruf betroffene Produkte in Köln tatsächlich noch ausgeliefert wurden, ist unklar. Die Stadt erwarte nun eine Dokumentation der betroffenen Großhändler.
Am Freitag hatte bereits die Kölner Uniklinik Fehler nach dem Rückruf der Wilke-Wurstwaren eingeräumt. Einige Reha-Patienten hätten trotz des Rückrufs noch Wurstwaren der Firma Wilke bekommen, hatte die Klinik mitgeteilt.
Großhändler ruft mehrere Wurstwaren aus Wilke-Produktion zurück
Samstag, 5. Oktober, 10.57 Uhr: Im Wurst-Skandal um das nordhessische Unternehmen Wilke Wurstwaren ruft der Großhändler Igro verschiedene Produkte zurück. Der Fachgroßhandel für Gastronomie, Hotellerie und Gemeinschaftsverpflegung teilte den Rückruf auf seiner Homepage mit. Auch dieses Unternehmen erfuhr aus der Presse von dem Vorfall, veröffentlichte seine Mitteilung bereits am Mittwoch. "Vorsorglich haben wir uns entschieden, die Ware komplett zu sperren. Wir bitten Sie dringendst vorrätige Produkte der Firma Wilke (…) nicht zu verzehren", heißt es in der Mitteilung von Igro.
Wilke Wurstwaren: Haus von Geschäftsführer durchsucht
20.28 Uhr: Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, soll am Freitagmittag das Haus des Wilke-Geschäftsführers durchsucht worden sein. Die Ermittler hätten dabei jedoch nichts beschlagnahmt. Lediglich auf dem Firmengelände habe man einen Laptop und Akten beschlagnahmt.
Ob die Durchsuchung mit den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Kassel im Listerien-Skandal zu tun hat, ist nicht bekannt. Diese richten sich aktuell gegen keine konkrete Person, man gehe jedoch dem Anfangsverdacht der fahrlässigen Tötung nach, hatte eine Sprecherin am Freitag erklärt.
Uniklinik Köln räumt Fehler nach Wurst-Rückruf ein
19.20 Uhr: Das Universitätsklinikum Köln hat nach dem Rückruf von Wurstwaren durch den hessischen Hersteller Wilke einen Fehler bei einer Tochtergesellschaft eingeräumt. "Aufgrund der Kurzfristigkeit und des Zeitpunktes der Information ist es im Zusammenhang mit unserer Tochtergesellschaft UniReha zu einem Fehler innerhalb der Speisenversorgung gekommen, so dass einigen Reha-Patienten dennoch Wurstware der Firma Wilke angeboten worden ist", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme der Uniklinik Köln am Freitagabend.
Für Nachfragen, zu welchen Zeitpunkt und wie viele Reha-Patienten vom Rückruf betroffene Wurst des Herstellers Wilke noch erhalten haben, war die Uniklinik Köln am Freitagabend nicht zu erreichen.
In der Erklärung der Uniklinik Köln heißt es weiter, sie sei am Mittwoch (2. Oktober) um 17.45 Uhr durch ihren Fleisch-Zulieferer per E-Mail informiert worden, dass sämtliche Produkte des Wurstherstellers der Firma Wilke zurückgerufen werden. "Daraufhin haben wir unverzüglich damit begonnen, die Verteilung der Wurstwaren zu stoppen", erläuterte der Sprecher des Universitätsklinikum Köln weiter. "Die in den Medien genannten, vermutlich kontaminierten Wurstsorten des Herstellers sind in der Uniklinik Köln jedoch nicht verwendet worden", betonte er.
Hinweis: Die Meldung über einen Rückruf von Münchner Weißwürsten durch einen Großhändler hat sich als falsch erwiesen. Darüber hinaus gibt es keinen Zusammenhang mit dem Listerien-Skandal um die Firma Wilke. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen. Mehr dazu lesen Sie hier bei "produktwarnung.eu".
17.33 Uhr: Auch Kaufland ruft nun Wurst zurück, die in drei Filialen an der Theke verkauft wurde und womöglich nicht direkt als Produkt der Firma Wilke zu erkennen ist. Alle Infos dazu lesen Sie hier.
Zuvor war bekannt geworden, dass Wilke-Produkte auch unter anderem Namen in den Verkauf gelangt sind. Die Produkte waren auch in Produkten der Metro verarbeitet. Der Großhändler rief daher gesondert folgende Produkte zurück:
- Aro Pizzasalami 1000g,
- Aro Peperonisalami 1000g,
- Metro Chef Pizzasalami geschnitten 1000g,
- Metro Chef Peperonisalami geschnitten 1000g.
Die Seite Produktwarnung.eu hat außerdem weitere Großhändler aufgelistet, die aktuell betroffen sind:
- Wurstwaren-Großhändler – Hans Kremers GmbH (Das Unternehmen hat eine Vertriebsliste zur Verfügung gestellt)
- GRAPO GmbH – Gastronomiebedarf
- SB Union Großmarkt GmbH / EDEKA Foodservice
- Domino Gastro e.G.
- igro-Schmidt GmbH & Co.KG
Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung
17:10 Uhr: Die Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren GmbH hat nicht nur die Produktion eingestellt und Insolvenz angemeldet. Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft Kassel wegen fahrlässiger Tötung. Es gebe einen Anfangsverdacht, sagte eine Sprecherin. Dieser richte sich noch nicht gegen eine konkrete Person.
Woher die Keime kamen, ist weiterhin unklar. Die Behörden erhoffen sich neue Hinweise. Man warte auf den Bericht der Arbeitsgruppe, die den Betrieb untersucht habe, sagte Wecker.
Laut Lebensmittelwarnung.de sind aktuell folgende Bundesländer betroffen:
Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen
Kein Zusammenhang mit Fällen in den Niederlanden
Auch in den Niederlanden werden Todesfälle durch die Keime gemeldet – ohne Bezug zu Wilke: In den vergangenen zwei Jahren waren in den Niederlanden drei Menschen durch Listerien in Wurstwaren gestorben und eine Frau hatte eine Fehlgeburt erlitten. Der Aufschnitt kam danach von einer Firma in Aalsmeer. Der Betrieb wurde vorläufig stillgelegt.
Foodwatch prangert an: Wilke-Wurst-Produkte in Kölner Klinik am Feiertag weiter ausgegeben
15.14 Uhr: Der Rückruf von Wurstprodukten des Herstellers Wilke aufgrund einer möglichen Belastung mit gefährlichen Listerien hat sich zunächst nicht ausreichend verbreitet. So wurden nach Informationen von Foodwatch in der Reha-Einrichtung “UniReha“ des Universitätsklinikums Köln noch am Feiertag (3. Oktober) zum Frühstück vom Rückruf betroffene Wilke-Produkte an Patienten ausgegeben. Dies sei der Verbraucherorganisation von mehreren voneinander unabhängigen Quellen berichtet.
Für die Essensausgabe sei nach Kenntnis von Foodwatch nicht das Uniklinikum, sondern ein Caterer verantwortlich. Es müsse nun geklärt werden, ob beziehungsweise wann dieser die Informationen über den Rückruf erhalten hatte.
Die Verbraucherorganisation hat noch ein weiterer Hinweis über den angeblichen Weiterverkauf von Wilke-Produkten nach dem öffentlichen Rückruf erreicht, konnte dies jedoch noch nicht verifizieren.
“Wir erwarten von den hessischen Behörden eine Auskunft zu der Frage, ob die von Wilke belieferten Unternehmen direkt über den Rückruf informiert wurden. Das ist dringend geboten, damit Großküchen, Restaurants, Wursttheken oder Krankenhäuser die möglicherweise gesundheitsgefährdenden Produkte nicht weiter verbreiten“, erklärte Foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker.
Dass zwei Tage nach Schließung der Produktion von Wilke das Unternehmen und die zuständigen Behörden noch immer keine Listen der Verkaufsstellen und der vom Rückruf betroffenen Produkte und Marken vorlegen könnten, ist laut der Verbraucherorganisation “ein handfester Skandal“.
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Wilke-Wurstprodukte gingen doch unter anderem Namen in den Handel
Update: 4.10.19, 14.54 Uhr: Entgegen der Darstellung von Behörden wurde offenbar doch Fleisch des wegen Keimen geschlossenen Wurstherstellers Wilke unter anderem Namen verkauft. Man habe alle Produkte der Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren GmbH aus dem Sortiment genommen, sagte eine Sprecherin des Großhändlers Metro am Freitag. Darunter seien auch Metro-Eigenmarken gewesen. Behörden hatten zuvor in anderen Produkten von Wilke mehrfach Listerien-Keime nachgewiesen. Sie bringen zwei Todesfälle in Südhessen damit in Verbindung.
Der Landkreis Waldeck-Frankenberg als Aufsichtsbehörde hatte am Mittwoch noch erklärt, es gebe keine Wilke-Waren unter anderem Namen. Daher sei keine Liste der Produkte nötig, die aktuell weltweit zurückgerufen werden. Die Verbraucherorganisation foodwatch kritisiert das und hatte erklärt, dass Wilke auch der Hersteller einiger Produkte sei, die Metro unter der Eigenmarke "Aro" vertreibe.
Metro betonte, auf eigene Initiative tätig geworden zu sein. Bereits am Mittwoch habe man vor Eintreffen des Rückrufs alle Wilke-Produkte aus den Regalen genommen und die Kunden direkt informiert. Metro nehme zudem bei Eigenmarken zusätzliche Stichproben. Dabei sei Wilke in den vergangenen sechs Monaten nicht auffällig gewesen.
Was bisher bekannt ist
Stand 4.10.19, 14.30 Uhr: Wie die "Hessisch-Niedersächsische Allgemeine" (HNA) berichtet, handelt es sich bei den Toten um zwei ältere Menschen aus Hessen. 37 weitere Erkrankungen sollen durch Wilke-Produkte ausgelöst worden sein, schreibt die Zeitung. Alle Produkte der Firma – mit Ausnahme der Vollkonserven – werden weltweit zurückgerufen. Wilke beliefert in Deutschland vor allem Restaurants und Großküchen aber auch Supermärkte. Dazu schickt die Firma ihre Waren laut "HNA" auch in zahlreiche Länder außerhalb Europas. 200 Mitarbeiter sind von der Schließung des 80 Jahre alten Unternehmens betroffen. Der zuständige Landrat sagt dem Blatt: "Wie es für die Mitarbeiter weiter geht, ist völlig unklar." Es habe aber keine andere Option gegeben.
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Wilke hat Insolvenzverfahren beantragt
Das Unternehmen ist außerdem in wirtschaftliche Schieflage geraten. Wilke habe die Eröffnung eines vorläufigen Insolvenzverfahrens beantragt, sagte ein Sprecher des Amtsgerichts Korbach am Freitag. In einem solchen Verfahren werde geprüft, ob die Voraussetzungen zur Durchführung eines Insolvenzverfahrens vorliegen.
Das Unternehmen geht nach eigenen Angaben auf eine Dorfmetzgerei vor mehr als 80 Jahren zurück. Die Firma beschäftigt nach Zahlen auf seiner Homepage rund 200 Mitarbeiter und exportiert Waren weltweit.
Das saarländische Verbraucherministerium hat nun bestätigt, dass Wilke auch Kunden im Saarland beliefert hat. Das berichtet der "SR". Detailangaben, an wen Wilke geliefert hat, gebe es noch nicht.
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